Schlimmes Erlebnis mit der Linie 19: Tram trennt Familie

Zwei Kinder waren schon eingestiegen, die Eltern und zwei Babys noch draußen – dann fuhr der Zug ab. Die Tram-Fahrerin hat angeblich nicht bemerkt.
MÜNCHEN Horror-Vorstellung für alle Eltern: Zwei (von vier) Kindern sind in die Trambahn eingestiegen. Die Türen schließen sich, die Tram fährt davon. Zurück bleiben die Eltern mit zwei Kinderwagen...
Genau diese Situation hat die Familie Caly aus Ottobrunn erlebt – am Sonntag, 5. April, 15.30 Uhr. Vater Frank und Mutter Lena wollten von der Maximilianstraße aus mit Marcel (8), Anja (3), Colette (1) und James (zwei Monate) mit der 19er stadtauswärts fahren. Die Tram kam, die ganze Familie trat auf die Fahrbahn. Doch als die beiden Älteren eingestiegen waren, schloss sich schon die Tür. Frank Caly rannte sofort nach vorne, klopfte an die Scheiben. Erfolglos: Die Tram fuhr los, schob dabei noch einen Kinderwagen zur Seite.
Der Vater rannte dem Zug hinterher, winkte. „Ich habe deutlich gesehen, dass auch die Fahrgäste gerufen haben“, berichtet Caly der AZ. Vergeblich – die beiden Kinder waren weg, Lena Caly stand mit dem Säuglingswagen und dem Buggy mitten auf der Straße.
Ein Autofahrer furh den Vater zu seinen Kindern
Der Fahrer eines schwarzen BMW X5, der hinter der Tram gewartet hatte, erkannte die Situation, ließ Frank Caly einsteigen und fuhr der Tram hinterher. Aufatmen an der nächsten Haltestelle, am Max-Monument: Da saßen die Kinder in der Wiese. Marcel war mit seiner laut weinenden kleinen Schwester ausgestiegen . . .
„Die Trambahnfahrerin ist losgefahren ohne Rücksicht auf Verluste“, so Caly. „Sie muss doch gesehen haben, dass da Leute mit zwei Kinderwagen auf der Straße stehen.“ Er beschwerte sich bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): „Zwölf Tage hat es gedauert, bis die sich gemeldet haben.“ Er sei gefragt worden, was er von der MVG erwarte. Seine Reaktion: „Das Mindeste ist, dass sich die Fahrerin entschuldigt.“
Die MVG kann "keine weiteren Maßnahmen veranlassen"
„Es tut uns leid, dass dem Kunden Unannehmlichkeiten entstanden sind“, so MVG-Sprecher Christian Miehling. „Grundsätzlich gilt: Unsere Fahrer müssen jeden Abfertigungsvorgang sorgfältig überwachen. Natürlich dürfen sie nicht abfahren, wenn sich ein Kinderwagen oder Personen direkt am Zug befinden.“ Im konkreten Fall sei die Mitarbeiterin eingehend befragt worden. Sie könne sich nicht an einen solchen Vorfall erinnern „und hat versichert, dass der 5. April ein Arbeitstag ohne besondere Vorkommnisse gewesen sei“.
Die MVG sei selbstverständlich an einer Aufklärung interessiert, könne aber „unter den gegebenen Umständen zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Maßnahmen veranlassen“. Frank Caly sucht jetzt Zeugen des Vorfalls. Sie können sich unter Tel. 2377-345 bei der AZ melden.
Rudolf Huber