Update

Schließungen bei der Stadtsparkasse München: Die ganze Streichliste

In einigen Filialen der Stadtsparkasse soll es bloß noch Automaten geben. Aber auch die werden selbst an prominenten Orten abgebaut. Die CSU ist deshalb sauer.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
14  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Automaten statt Menschen: Beratung gibt es in der Sparkasse am Pariser Platz in Zukunft nicht mehr. Sie und vier weitere werden geschlossen.
Automaten statt Menschen: Beratung gibt es in der Sparkasse am Pariser Platz in Zukunft nicht mehr. Sie und vier weitere werden geschlossen. © Sigi Müller

München - Die Filiale sei der "Anker im Kontakt" zum Kunden, sagt Ralf Fleischer, der Chef der Münchner Stadtsparkasse. Ab 2023 wird er diesen in vielen Vierteln weiter auswerfen müssen.

Denn die Stadtsparkasse macht fünf Fialen dicht – und wandelt diese in sogenannte "SB-Filialen" um. Das heißt: Dort stehen dann bloß noch Automaten, aber es gibt keine Mitarbeiter mehr, die am Schalter bedienen. Die letzte dieser Filialen soll 2025 schließen.

Betroffen sind die Banken an der Schwanseestraße, am Stiglmaierplatz, am Pariser Platz und am Partnachplatz. Auch in Waldperlach gibt es bald keine Sparkasse mit Personal mehr. Der Chef des örtlichen Bezirksausschusses Thomas Kauer (CSU) nennt dies einen "herben Schlag": "Mir ist unbegreiflich, wie der Verwaltungsrat diesem Rückzug zustimmen konnte. Umso dringender ist meine Forderung, diese Entscheidung zu überdenken." Als Kunde der Sparkasse kündigt Kauer Konsequenzen an.

Auch Wolfgang Stefinger, der aus dem Münchner Osten für die CSU direkt in den Bundestag gewählt wurde, ist sauer: Der Slogan "Die Bank unserer Stadt" scheine nicht mehr für alle Bezirke zu gelten.

Lesen Sie auch

Als Grund für die Schließungen nennt Fleischer, dass in diesen Filialen die Frequenz besonders stark zurückgegangen sei. In manchen hätten die Bankmitarbeiter im Schnitt gerade mal zwei Beratungsgespräche am Tag durchgeführt, so Fleischer. Außerdem würden Mietverträge auslaufen. Statt Räume anzumieten, will die Sparkasse vermehrt auf sogenannte "Kubus-Lösungen" setzen. Das sind kleinere rote Würfel, die die Bank flexibel aufstellen kann und in denen sie dann ihre Automaten unterbringen will. Ein erster Kubus ist in Lochhausen in Planung.

Sparkasse gibt mehrere "SB-Filialen" auf

Und auch der Weg zum nächsten Geldautomaten der Sparkasse wird oftmals länger. Denn sieben ihrer "SB-Filialen" gibt die Sparkasse auf – selbst an zentralen Orten wie im Ostbahnhof, am Zentralen Busbahnhof und am Isartorplatz will die Stadtsparkasse ihre Automaten abbauen. Auch am Hirschgarten, an der Bayerstraße, an der Leopoldstraße und an der Fasanerie wird innerhalb der nächsten drei Jahre kein Sparkassenkunde mehr Geld abheben können.

Stattdessen hofft die Sparkasse offensichtlich, bei jungen Menschen zu punkten: Die Filiale an der Schellingstraße soll ab Januar eine Anlaufstelle für Studierende werden, kündigt Fleischer an. Ab Januar wird sie umgebaut und schließt erst einmal. Die Kunden, die die Sparkasse bis jetzt an der Schellingstraße betreut, sollen auf andere Standorte verteilt werden. Die Öffnungszeiten und das Angebot sollen speziell auf Studierende zugeschnitten werden, sagt Fleischer. Was das genau heißt, kann er noch nicht beantworten. Darüber will sich der Sparkassen-Chef noch mit den Studenten unterhalten. Zum Geldabheben sollen weiterhin alle in die Schellingstraße kommen dürfen.

Und auch im Westen der Stadt wird das Angebot der Sparkasse ab Ende nächsten Jahres dünner: Die Filialen Alt-Aubing und Limesstraße sollen zu einem neuen Standort im Neubaugebiet Freiham zusammengeführt werden.

Neue Öffnungszeiten bei der Stadtsparkasse München

Zu guter Letzt ändern sich auch noch die Öffnungszeiten der Sparkasse: Wenn sich Bankkunden zum Beispiel zu Geldanlagen oder Krediten beraten lassen wollen, können sie das ab nächstem Jahr auch mal vor der Arbeit oder nach Feierabend tun. Denn die Beratungszeiten weitet die Sparkasse in den 46 verbliebenen Filialen von 8 bis 20 Uhr aus. Einen Termin dafür muss man extra vereinbaren. Wer allerdings nur spontan Geld am Schalter abheben möchte, hat es schwer, den Tag zu finden, an dem die Sparkasse offen hat: 16 Standorte stehen nur noch montags, mittwochs und freitags für Service-Leistungen zur Verfügung. 16 andere Filialen haben bloß noch dienstags und donnerstags auf. Die Öffnungszeiten sind dann von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr, außer donnerstags da geht der Betrieb bis 18 Uhr.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Optimist99 am 17.09.2022 10:53 Uhr / Bewertung:

    So ist das in der (Markt)Wirtschaft. Wenn Dienstleistungen nur noch von wenigen nachgefragt werden und die Kosten mehr oder weniger fix sind (Personal, Miete, Heizung …) lohnt es sich für den Anbieter nicht mehr und die Leistung wird eingestellt. Dass Filialen schließen – nicht nur im Bankgeschäft – ist ganz normal. Siehe Einzelhandel, wo sich die Nachfrage in den Onlinehandel verlagert. Die Mehrheit will oder muss wegen Hungerlöhnen eben nur billig, billig, billig, …. und wer möchte für Beratung (sei es in Banken, Reisebüros, Einzelhandel ...) etwas bezahlen? Auch ich kann auf „Vor-Ort-Banking“ verzichten, solange der Strom/die Energie vorhanden ist, um Geldautomaten zu betreiben, das Internet funktioniert, Kassenterminals mit Strom versorgt werden …..

  • Optimist99 am 16.09.2022 14:04 Uhr / Bewertung:

    So ist das in der (Markt)Wirtschaft. Wenn Dienstleistungen nur noch von wenigen nachgefragt werden und die Kosten mehr oder weniger fix sind (Personal, Miete, Heizung …) lohnt es sich für den Anbieter nicht mehr und die Leistung wird eingestellt. Dass Filialen schließen – nicht nur im Bankgeschäft – ist ganz normal. Siehe Einzelhandel, wo sich die Nachfrage in den Onlinehandel verlagert. Die Mehrheit will oder muss wegen Hungerlöhnen eben nur billig, billig, billig, …. und wer möchte für Beratung (sei es in Banken, Reisebüros, Einzelhandel ...) etwas bezahlen? Auch ich kann auf „Vor-Ort-Banking“ verzichten, solange der Strom/die Energie vorhanden ist, um Geldautomaten zu betreiben, das Internet funktioniert, Kassenterminals mit Strom versorgt werden …..

  • OutOfCoffee am 16.09.2022 12:17 Uhr / Bewertung:

    Das letzte mal hat eine Bank mich vor 3 Jahren in ihren Geschäftsräumen gesehen, als ich da zur Vertragsunterzeichnung für einen Kredit für eine Wohnung persönlich vorbei schauen musste (wie rückständig). Davor war ich sicherlich über 10 Jahre nicht mehr in einer Bankfiliale am Schalter oder bei einem "Kundenbeträuer".

    Kann mich auch garnicht mehr daran errinnern wann ich das letzte mal direkt am Schalter Geld abgehoben habe (war noch zu meiner Jugendzeit als ich noch sowas wie ein Sparbuch hatte, was von meinen Eltern angelegt wurde). Also von mir aus braucht es die ganzen Filialen nicht. Völlig überflüssig. Bargeld habe ich auch selten und dann kaum dabei (wenn es nicht noch so Imbissbuden oder Apotheken gäbe, die Karten / Handyzahlung nicht anbieten oder erst ab einem bestimmten Mindestbetrag). Aber auch unser Banken und Geldsystem halte ich für ein Auslaufmodel was die nächsten Jahre immer weiter von Bitcoin / Lightning verdrängt werden wird.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.