Schließung des Stammhauses: Hugendubels Auslese

Der Münchner Buchhandels-Riese schließt sein 1893 gegründetes Stammhaus am Salvatorplatz. Die Gewerkschaft befürchtet, dass bald auch die Filiale am Stachus dicht gemacht wird
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Hugendubel am Salvatorplatz
imago Hugendubel am Salvatorplatz

MÜNCHEN - Der Münchner Buchhandels-Riese schließt sein 1893 gegründetes Stammhaus am Salvatorplatz. Die Gewerkschaft befürchtet, dass bald auch die Filiale am Stachus dicht gemacht wird

Der Bestseller im Schaufenster – „Fall of the Giants“ von Ken Follett – spricht Bände. Denn es ist tatsächlich ein Großer, der jetzt ins Stolpern gerät: Die Firma Heinrich Hugendubel, einer von Deutschlands wichtigsten Buchhändlern, schließt ihr Stammhaus in München.

Laut der Gewerkschaft Verdi wurde dies den Mitarbeitern schon mitgeteilt – erst jetzt gelangte die brisante Meldung via Internet ans Licht. Hugendubel war gestern für die AZ nicht zu erreichen.

Obwohl die offizielle Bestätigung noch aussteht, machen im Verdi-Blog die ersten Angestellten ihrem Ärger Luft: „Heiner Hugendubel dreht sich leider seit Jahren im Grab um. Dass sein Erbe so verhunzt wird, ist trotz des vielfach strapazierten Begriffs ,Strukturwandel’ äußerst bedauerlich“, schreibt eine Kommentatorin namens „Alt-Hugendublerin“ und spielt wohl auch auf den Personalabbau seit 2009 an.

Die auf englischsprachige Literatur spezialisierte Filiale am Salvatorplatz, die dem Vernehmen nach 2012 geschlossen werden soll, bildet in der Tat die Keimzelle des Münchner Familienunternehmens. 1893 legte Heinrich Hugeldubel hier den Grundstein für seine Firma, als er dort einen bereits bestehenden Laden kaufte.

Bücherfreunde dürfte das Kappen dieser Wurzel schockieren. Zumal Verdi weitere Filial-Schließungen für möglich hält. Immer wieder ist dabei die Rede vom Stachus, wo Hugendubel das neben dem Marienplatz größte seiner Münchner Häuser betreibt. Gegenüber dem „buchreport“ hat die Geschäftsleitung die Schließung der Stachus-Filiale dementiert – was unter den Mitarbeitern allerdings auf Hohn stößt. Erst in diesem August seien drohende Schließungen generell ins Reich der Sagen verwiesen worden.

Auf AZ-Nachfrage mag sich kein Münchner Buchverlag namentlich äußern. Zu abhängig sind sie inzwischen vom Wohlwollen der Kette, die den süddeutschen Raum dominiert (im Norden regiert der Konkurrent Thalia).

Hinter vorgehaltener Hand werden höchst unterschiedliche Ursachen genannt: Der Standort am Salvatorplatz sei einfach nicht mehr gut gewesen, liege fernab der gängigen Laufströme, heißt es.

Andere befürchten, dass das Sterben der Buchhandlungen jetzt nicht mehr nur die kleinen Geschäfte treffe. Schließlich hätten inzwischen auch die älteren Münchner Internet – und bestellen „Fall of the Giants“ lieber online auf Seiten wie Amazon.

Timo Lokoschat

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