Schlecker: Das ist aus den Filialen geworden
25000 Angestellte, 5400 Drogeriemärkte – vor einem Jahr ging das Riesen-Unternehmen pleite. Überall – auch in München – stehen die Ladenlokale leer. Wie pleite war die Familie Schlecker wirklich?
München - Vor einem Jahr platzte die Bombe: Schlecker, seit Jahrzehnten allgegenwärtiger Inbegriff des Drogeriemarkts, ging endgültig Pleite. Spätestens Ende Juni verloren knapp 25000 Menschen ihren Job 5400 Märkte schlossen – darunter 42 in München. Viele von ihnen stehen heute noch leer, wie die Fotos in der Bilderstecke zeigen.
„Es ist ist nichts mehr da,“ sagte damals Meike Schlecker, eine der Erben des „eingetragenen Kaufmanns“ Anton Schlecker. So stimmt das aber nicht: Anfang Juni, da räumten die die letzten Schlecker-Frauen die letzten Waren in die schmucklosen Regale, meldete das „Handelsblatt“, dass noch 40 Millionen Privatvermögen aufgetaucht waren. Meike (39) und ihr Bruder Lars (41) hatten das Geld mit einer Leiharbeitsfirma verdient, mit der Schlecker die tariflichen Bestimmungen umgehen konnte.
Firmengründer Anton Schlecker hat die Villa in Ehingen Frau vermacht. Sie ist angeblich zwei Millionen wert. Offensichtlich versuchte er im großen Stil Privatvermögen aus der Konkursmasse herauszulösen. Als eingetragener Kaufmann haftet er mit seinem Privatvermögen.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz muss das Geflecht entwirren. Offenbar stehen beide Seiten kurz vor einem millionenschweren Vergleich, wie das „Manager Magazin“ berichtete. Für viele Gläubiger wird das die Gefahr, fast leer auszugehen, nicht mindern.
Nach der Pleite hatten Gläubiger 665 Millionen Euro Forderungen an Schlecker. Inzwischen steht die Summe bei mehr als einer Milliarde Euro. Nur ein Bruchteil davon dürfte zurückfließen. Verschobenes Privatvermögen, es geht dabei nur um Millionen Euro, ist im Vergleich dazu „Peanuts“.
Neben der Villa an die Ehefrau ging ein Grundstück an seinen Sohn. Insolvenzverwalter Geiwitz durfte auf Jahre zurück private Finanzströme analysieren und – falls verdächtig – beanstanden.
Ein persönliches Treffen mit Schlecker-Familienmitgliedern noch im Januar soll die Einigung perfekt machen.
Laut dem Magazin liegt die Summe, um die es dem Verwalter geht, „dem Vernehmen nach bei etwa zehn Millionen Euro“. Dazu zähle Geld in Millionenhöhe, das noch wenige Tage vor der Insolvenz bei einer Firma der Kinder Lars und Meike Schlecker eingegangen sein soll. Zuletzt stritten sich dem Bericht zufolge Verwalter und Familie um Details, etwa die Rückgabe von Geschenken an die Schlecker-Enkelkinder.
Sollte der Kompromiss zum Zurückholen übertragener beziehungsweise verschobener Vermögensteile scheitern, hält sich der Insolvenzverwalter den Weg einer Klage offen.
Heute, genau ein Jahr nach Bekanntwerden der Pleite, ist Europas ehemals größte Drogeriemarktkette weitgehend abgewickelt. Von den ehemals 25000 Beschäftigten in Deutschland ist knapp die Hälfte noch auf Jobsuche. 2006 rühmte sich Schlecker noch als „Alleininhaber des größten Drogeriemarktunternehmens der Welt“. Ende Juni 2012 klingelten dann die Schlecker-Kassen ein letztes Mal.
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