Schlauchboot als Beute

Einbrecher-Trio plant in München Diebestour im großen Stil. Statt viel Geld und Schmuck stehlen sie Fahrradflickzeug, Kettensägen und Sitzpolster. Ihnen drohen bis zu 10 Jahren Haft.
MÜNCHEN Pleite und angeheitert schmieden sie in einer schummerigen Bar im rumänischen Targu Jiu einen Coup: „Wir drehen ein großes Ding in München.“
Doch aus der geplanten Villen-Einbruchs-Serie wird nichts. Die Luxus-Häuser sind dem Trio zu gut gesichert. Man spezialisiert sich schließlich auf Schrebergärten und Einfamilienhäuser ohne Mauern und Eisentore. So fällt die Beute auch mager aus: vom Schlauchboot bis zur Kettensäge sowie 225 Euro Bargeld.
Jetzt sitzen Bauarbeiter Claudiu-Daniel B. (20), Schweißer Cornel B. (28) und Bauarbeiter Emil D. (25) wegen schweren Bandendiebstahls in 19 Fällen vor der Münchner Jugendkammer.
Am 11. November 2009 fahren sie aus ihrer Heimat nach München. „Da wir kein Geld hatten, hat uns ein Kfz-Händler, der in München geschäftlich zu tun hatte, mitgenommen“, sagen die Angeklagten. Ihre Finanzen erlauben nicht einmal eine billige Absteige. Sie campen wild in einem kleinen Waldstück bei Gräfelfing. Um mobil zu sein, klauen sie Fahrräder.
Ihr erstes Objekt ist ein Einfamilienhaus in Gräfelfing. Niemand ist daheim, als sie in der Nacht zum 19. November das Badezimmerfenster aufhebeln. Beute: ein alter Laptop, 100 Euro Bargeld, gebrauchte Fußballschuhe und fünf Foto-CDs mit der Aufschrift „Urlaub Brasilien“.
Wenig Beute auch in einem Haus in Planegg: Montage-Hebel für Fahrradreifen, Flickzeug. Beinahe erwischt sie der Haus-Eigentümer, als er nach Mitternacht durch Geräusche geweckt wird und die Polizei alarmiert. Der Mann leidet wegen des Einbruchs heute noch an Schlafstörungen und Magenbeschwerden.
In einem Wochenendhäuschen leeren sie erst fünf Bier und eine Flasche Grappa, bevor sie alkoholisiert neben einer Flex „Black&Decker“ und Windjacken auch noch das Schlauchboot einpacken. In mehreren Schrebergärten stehlen sie Kettensägen, Sitzpolster, Fahrradlampen und T-Shirts. Da sie für die Heimfahrt mit dem Bus Geld brauchen, stehlen sie vor der Abreise in einem günstigen Moment einer Frau die Handtasche: Beute: 120 Euro Bargeld.
Am 24. November werden sie am Busbahnhof Fröttmaning festgenommen. Einer Polizeistreife fallen die ungewöhnlich vielen Reisetaschen der Angeklagten auf. Bei einer Kontrolle entdecken sie das bereits als gestohlen gemeldete Diebesgut. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft. Torsten Huber