Schlaganfall mit 19! Reagierten die Ärzte zu spät?
München - Es passierte am 16. März 2009. Abiturient Markus Hofbauer war gerade beim Joggen, als er einen Schlaganfall erlitt. Mit gerade mal 19 Jahren.
Seine Eltern brachten ihn damals sofort ins örtliche Krankenhaus in Grafenau (Niederbayern). Ein Fehler? Vielleicht. Wertvolle Zeit ging dort nämlich verloren, bis man den jungen Mann weiter nach Deggendorf transportierte, wo man den Schlaganfall-Patienten besser behandeln konnte.
Die Folgen: Zum Händeschütteln muss die linke Hand herhalten. Markus Hofbauer leidet bis heute an Lähmungserscheinungen rechts, humpelt, kann nur mühsam sprechen, da auch sein Sprachzentrum durch den Schlaganfall beschädigt wurde.
Die Eltern klagten im Namen ihres Sohnes gegen das Krankenhaus, scheiterten aber in der ersten Instanz. Die Berufung wird derzeit vor dem Oberlandesgericht verhandelt.
Vater Bernhard Hofbauer kritisiert, dass an diesem 16. März 2009 alles viel zu lange gedauert hat. Die zunächst kontaktierte Klinik in Passau lehnte eine Übernahme ab, weil nicht klar war, ob nicht vielleicht doch eine Blutung vorlag. Die beiden in Grafenau produzierten Computer-Tomographien waren allerdings nicht eindeutig genug.
Im Krankenhaus Deggendorf war man schließlich zur Übernahme des Patienten bereit. Aber dann verzögerte sich der Transport zusätzlich, weil der Notarzt nicht mitfahren wollte und erst ein anderer Arzt gefunden werden musste, der Markus Hofbauer begleiten konnte.
Die Grafenauer Klinik hatte unter anderem erklärt, dass man damals personell nicht gut ausgerüstet war. In der Berufung sollte ein Neurologe klären, ob den Klinikärzten ein Behandlungsfehler vorgeworfen werden kann. Doch der Gutachter kam zu dem Schluss, dass die eingetretene Verzögerung am Ende wahrscheinlich keinen Unterschied gemacht hat.
Denn die Deggendorfer Thrombolyse, die das Blutgerinnsel auflösen sollte, hatte keinen Erfolg. Da sei es sehr unwahrscheinlich, dass eine frühere Behandlung ein anderes Ergebnis gehabt hätte, erklärte der Mindener Professor.
Nach Wahrscheinlichkeiten befragt, erklärte der Neurologe, dass es zu 90 Prozent auch bei früherer Behandlung dasselbe negative Ergebnis gegeben hätte.
Schlechte Karten also für Markus Hofbauers Klage? Der erste Zivilsenat des Oberlandesgerichts ließ keinen Zweifel daran, dass es der Bewertung des Sachverständigen folgen werde. Das Urteil soll aber erst am 20. Dezember verkündet werden.
Markus Hofbauer machte im Gerichtssaal gute Miene zum wahrscheinlich bereits verlorenen Spiel.
Dass er mit jetzt gerade einmal 21 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls leiden muss, ist nach Ansicht der Richter Schicksal – nicht aber das Resultat eines ärztlichen Kunstfehlers.
Markus Hofbauer wird derzeit noch in München behandelt, lernt gerade wieder sprechen und auch schreiben. Auch berufliche Ziele hat sich der junge Mann gesetzt. Welche? „Ich will mit Metall arbeiten“, sagt er.
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