Schlag gegen Tacho-Mafia

Großeinsatz der Polizei: Ein Autohändler-Ring in München soll Kilometerstände in Luxuswagen manipuliert haben. Die Polizei durchsucht mehr als 100 Betriebe und beschlagnahmt Autos
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MÜNCHEN Wer sich im Internet über die Reparatur defekter Tachos informiert, stößt auf Begriffe wie „magisch”. Das lässt aufhorchen. Denn mit Magie hat es oft gar nichts zu tun, was nun mehreren Mitgliedern eines Autohändler-Rings vorgeworfen wird: Sie sollen in großem Stil Kilometerstände von Gebrauchtwagen manipuliert – und so Autokäufer betrogen haben.

Bei einer Großrazzia durchsuchten gestern ab sechs Uhr früh mehr als 500 Polizisten, Steuerfahnder und Staatsanwälte mehr als hundert Betriebe. Mittags berichtete Polizeisprecher Wolfgang Wenger: „Wir haben 148 Wohnungen und Gewerbebetriebe untersucht.” Entsprechende Durchsuchungsbefehle lagen durch die Staatsanwaltschaft vor. Mehrmonatige Ermittlungen waren der Razzia vorausgegangen. Durch die Tacho-Tricksereien sollen Millionenschäden entstanden sein. Im Laufe der Razzia wurden in verschiedenen Autobetrieben im ganzen Stadtgebiet Unterlagen, Equipment und Computer sichergestellt. Betroffen waren unter anderem Firmen in der Bodensee-, Landsberger- und Marsstraße sowie am Frankfurter Ring. Polizisten luden dort die möglichen Beweisgegenstände in Umzugskartons und transportierten sie ab. Nach AZ-Informationen wurden bis zum Dienstagnachmittag 120 Autos unter Manipulationsverdacht abgeschleppt. Darunter viele Luxusmarken wie Porsche, Hummer oder Ferrari.

Bei ihrem Betrug sollen die Tacho-Trickser unterschiedlich vorgegangen sein: In manchen Fällen wurden einfach Zehntausende Kilometer vom Kilometerzähler genommen oder der Speicher ganz gelöscht. In anderen Fällen wurde nur jeder zweite gefahrene Kilometer gezählt. Auch Leasingsfirmen sollen so betrogen worden sein. Gegen 22 Hauptbeschuldigte lagen Haftbefehle vor. Heute wollen Polizei und Staatsanwaltschaft eine Bilanz der Aktion ziehen.

Wie die Maniplulation abläuft:

Die Betrugsmasche ist nicht neu - und ziemlich einfach wie der ADAC schildert: Demnach ist Tacho-Manipulation beinahe kinderleicht – und seit 2005 in Deutschland strafbar. Alles, was man braucht, ist ein Justierungsgerät, das ab 7000 Euro zu haben ist. Dieses wird an die Steckdose der On-Board-Diagnose angeschlossen. „Innerhalb von ein paar Minuten kann sich jedermann seinen Wunsch-Kilometerstand erstellen“, sagt Manfred Groß, Technikberater vom ADAC. Doch wie lässt sich die Trickserei erkennen? „Achten Sie auf Details wie abgegriffene Lenkräder oder verschlissene Pedale.“

 

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