Schindlbeck-Mörder gefasst: Er tötete aus Habgier

MÜNCHEN - Die Polizei hat den mutmaßlichen Mörder von Markus Schindlbeck gefasst: Es ist ein ehemaliger Kollege Heiko K. (39), der das Opfer zerstückelt und den abgetrennten Kopf bei Altötting in den Inn geworfen hatte. Es sollte das perfekte Verbrechen sein - doch am Ende beging der Koch einige Riesenfehler.
Fast wäre Heiko K. das perfekte Verbrechen geglückt. Nach dem Mord an Markus Schindlbeck zerstückelte er die Leiche, verteilte sie in Flüssen und Wäldern. Am Tatort, der Wohnung des 35-Jährigen in Sendling, waren kaum Spuren. Bei der Polizei ist der 39-jährige Wirt so gut wie unbekannt. Womöglich hätten ihn die Fahnder nie erwischt.
Doch Heiko K. hinterließ eine Spur, die so breit war wie von einer Herde Elefanten: Er flüchtete (zusammen mit seinem Hund!) im Auto des Opfers und bezahlte mit dessen Kreditkarte – bis er am Dienstag der Polizei ins Netz ging.
Um 18.15 Uhr erreichte Heiko K. den Grenzübergang Nickelsdorf, gut 70 Kilometer hinter Wien. „Den österreichischen Kollegen fiel sofort der Opel Vectra Kombi auf, der Wagen war in ganz Europa zur Fahndung ausgeschrieben“, sagte Richard Thiess, Vize-Chef der Münchner Mordkommission.
Heiko K. setzte alles auf eine Karte und zückte den Personalausweis seines ermordeten Freundes. Er und Schindelbeck sehen sich ähnlich, deshalb hoffte Heiko K., dass man ihn weiterfahren lassen würde. Doch der Bluff funktionierte nicht. Heiko K. wurde festgenommen. Das Ende einer rund einwöchigen Flucht kreuz und quer durch Bayern, Tschechien bis nach Norditalien und Österreich.
"Kein vernünftiger Zweifel, dass er der Täter ist"
Fahnder der Münchner Mordkommission fuhren noch in der Nacht nach Wien. Mittwoch früh wurde der mutmaßliche Mörder erstmals vernommen. Dabei gab der gelernte Koch an, er habe den Kopf des Toten bei Altötting im Inn versenkt – quasi ein Geständnis. „Es gibt keinen vernünftigen Zweifel daran, dass er der Täter ist“, betont Richard Thiess. Auch wenn bislang noch nicht bekannt ist, wie der Wirt die Tat im Einzelnen verübt hat.
Heiko K. sagte auch aus, die Beine des Toten bei Vseruby (Tschechien) im Wald versteckt zu haben. Nahe dem Ort, wo am 27. Januar bereits der Torso gefunden wurde. Die Polizei sucht in den besagten Gebieten bereits nach den Leichenteilen.
Den ersten Fehler auf seiner Flucht beging Heiko K. bereits kurz nach dem Mord bei einem Tankstopp am Irschenberg. Er zahlte mit der Kreditkarte des Toten. Eine automatische Überwachungskamera schoss dabei ein gestochen scharfes Foto von ihm und dem Fluchtwagen, ein silberfarbener Opel Vectra Kombi.
Mit der Kreditkarte des Toten kaufte er sogar Hundefutter
In Starnberg bezahlte Heiko K. ebenfalls mit Karte. Seine Spur lässt sich weiter durch Tschechien, Österreich und bis zum Brenner verfolgen. Mehrere hundert Kilometer legte er in dem gestohlenen Opel zurück. Er fuhr immer wieder zum Tanken, kaufte Lebensmittel ein, Kleidung, Futter für seinen Hund – und auch einen großen Koffer: Darin transportierte er die Leichenteile. Insgesamt gab er nach Angaben der Polizei mehrere tausend Euro aus.
So dilettantisch die Flucht von Heiko K. war – in der Wohnung des Opfers ließ der mutmaßliche Mörder höchste Sorgfalt walten. „Die Zimmer wirkten frisch aufgeräumt, als wir sie betraten“, heißt es bei der Mordkommission.
Die Tat war bestialisch: Der Mörder tötete Markus Schindlbeck. Er zerstückelte die Leiche offenbar in der Badewanne, packte die Teile in Bettwäsche und schaffte sie in die Tiefgarage. Dabei hinterließ er keine größeren Spuren. Mit Hilfe von Luminol, einer speziellen Chemikalie, konnte die Spurensicherung winzige Blutspritzer sichtbar machen.
"Zwischen ihm und Heiko war mehr als Männerfreundschaft"
Wie sein Opfer ist auch Heiko K. gelernter Koch. Er und Markus Schindlbeck hatten sich vor Jahren bei der Arbeit kennen gelernt. „Dass Markus schwul war, haben wir gewusst“, erzählt ein ehemaliger Kollege. „Zwischen ihm und Heiko war mehr als Männerfreundschaft.“
Heiko K. schminkte sich manchmal dezent. Der 39-Jährige hatte aber auch eine Freundin. „Er und Resi haben auf großem Fuß gelebt“, sagt eine Bekannte. „Die haben schon mal 400 Euro in einer Nacht auf den Kopf gehauen.“
Zuletzt stand Heiko K. das Wasser bis zum Hals. Seine Wirtschaft bei Schärding (Oberösterreich) lief schlecht – wieder ein Lokal, mit dem er Schiffbruch erlitt.
Vor drei Wochen tauchte Heiko K. in München auf. Er besuchte Freunde, bat um Geld. In der Not dachte er an seinen alten Freund Markus. Über einen Kollegen besorgte er sich dessen Telefonnummer. „Markus stammte aus einer wohlhabenden Familie und besitzt zwei Eigentumswohnungen“, erzählt der Freund. Um an Geld zu kommen, hat Heiko K. offenbar versucht, eine alte Liebe aufzuwärmen. Als das misslang, wurde er zum Mörder.
Ralph Hub, Nina Job