Schießlers Wiesn-Tagebuch: "Oktoberfest-Wahlabend“

Rainer Maria Schießler ist ist katholischer Pfarrer - und er kellnert auf dem Oktoberfest. Auf abendzeitung.de schreibt er ein Wiesn-Tagebuch. Teil 7: Die CSU und die verlorene Lufthohheit über den Stammtischen.
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Maßkrüge und Kirchtürme: Rainer Maria Schießler
az Maßkrüge und Kirchtürme: Rainer Maria Schießler

Rainer Maria Schießler ist ist katholischer Pfarrer - und er kellnert auf dem Oktoberfest. Auf abendzeitung.de schreibt er ein Wiesn-Tagebuch. Teil 7: Die CSU und die verlorene Lufthohheit über den Stammtischen.

Grundsätzlich sind die Sonntage auf der Wiesn immer die schönsten Tage. Mittags kommen viele Familien zum Mittagessen, Kinder spielen – so weit es möglich ist – in unserem Garten und es macht einfach Spaß, auch einmal ganz junge Gäste bedienen zu können. Der eine oder andere „Nachwuchskellner“ darf dann auch mal mit mir mitgehen, um zusammen mit mir das Bier und das Hendl für Mami und Papi zu holen. Nachmittags kommen dann viele Spaziergänger, „Wiesn-Flanierer“, also solche, die die Wiesn durchstreifen und nicht nur gezielt ein Zelt aufsuchen, um dort abzugehen wie eine Rakete. Spaziergänger bringen Ruhe mit, das merkt man sofort, und sie sind unersetzlich wichtig für unser Oktoberfest

Abends wird es ganz gemütlich: Der Biergarten ist leicht gefüllt, das Wetter hat ja hervorragend gepasst und die Menschen sind einfach zufrieden. Es gibt kaum Volltrunkene und auch keine andersartigen Ausfälle. Man hört sogar die Musik aus dem Zelt, denn man wird - anders als tags zuvor beim Italienerbesuch – verschont von unmöglichen und nur noch nervenden Schreigesängen und dem Gebrüll einzelner „Kampftrinkergruppen“. Kurzum, es ist einfach nur gemütlich, so wie die Wiesn eben sein soll.

Gestern war es dann sogar noch eine Spur bedächtiger, denn es war Wahlabend auf dem Oktoberfest. Technisch versierte Gäste kamen perfekt ausgestattet mit I-Phone und sonstigem elektronischem Material und so wussten wir sofort ab 18 Uhr welches Drama sich da in der Staatskanzlei rund um die CSU abzeichnete. Natürlich waren einige Gäste zuerst etwas betreten ob der unglaublichen Zahlen aus dem Wahlstudio, aber so richtig fertig war jetzt auch keiner.

Die politischen Statements dafür absolut korrekt: Selbst eingefleischte CSU-Kämpfer meinten ganz ehrlich, das Ergebnis ist folgerichtig und konsequent, was sonst. Die CSU, die sonst immer die Stammtischhoheit für sich gepachtet hat, sah sich doch stets als Profi für eine Politik zwischen den Maßkrügen. Hätte sie doch schon einmal früher auf diese besondere Form der Weisheit der Menschen wenigstens ein bisschen hingehört. Die gestrige Schlappe wäre vermutlich etwas glimpflicher abgegangen.

„Dass ein Ministerpräsident sagt, ein Mensch, und wenn er noch so nervig ist, sei nicht wichtig, das war der Beginn des Abstiegs!“ Der Gast meinte Edmund Stoibers Einschätzung von Gabriele Pauli zu Beginn der ganzen „Pauli-Affaire“ und er spricht die ganze Wahrheit absolut nüchtern aus – und das nicht in einer Parteizentrale, einem Wahlstudio oder einem Parlament, sondern mitten in einem der einzigartigsten Biergärten auf der ganzen Welt, der Wiesn in München.

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