Schick! Schicker! Schranne!

Die neue Schrannenhalle ist seit gestern eröffnet. Gelungen ist sie auch – da sind sich Bürger, Standl-Leute und Prominente einig. Nur die Preise sind vielen zu hoch
von  Tina Angerer

Produkte-Preise-Party: Die neue Schrannenhalle ist seit gestern eröffnet. Und gelungen ist sie auch – da sind sich Bürger, Standl-Leute und Prominente einig. Nur die Preise sind vielen ein bisserl zu hoch

MÜNCHEN Von der Halle stehen noch Abfall-Container, gerade haben Handwerker das alte Schild „Schrannenhalle“ vom Eingang abgeschraubt. Hier wurde bis zur letzten Minute gewerkelt. „Aber wir haben es geschafft“, sagt Hausherr Hans Hammer, der ein bisschen kurzatmig durch die Halle flitzt, kurz bevor sie gestern offiziell eröffnet wurde. Draußen fährt ein Mann mit Frankfurter Kennzeichen vorbei und fragt aus dem Fenster: „Ist das nur eine Fresshalle, oder gibt’s da auch Geschenke?“

Hier stehen auch schon einige Münchner, schauen durch die Glaswände, noch dürfen aber nur die geladenen Gäste rein. „Wann derf denn des niedere Volk eini?“, fragt eine Frau leicht beleidigt. Immerhin: Sie kann auch von außen etwas sehen. Lange Zeit hatte man da sozusagen nur den Hintern der Stände erblickt. Hammers Prinzip war: Transparent soll die Halle sein. Das ist ihm gelungen. Die Kunden können von mehreren Seiten auf die Stände zugehen, und es gibt keine Trennwände. Der Eisen-Glas-Bau, auch die Dachkonstruktion kommen viel mehr zu Geltung als früher. Von den beiden Emporen bietet sich ein Blick auf ein bunte und offene Halle.

„Schee hams des gmacht“, hört man oft. Beim Startschuss bedankt sich Hans Hammer nicht nur bei der Stadt, sondern auch bei den Leuten vom Viktualienmarkt. „Sie waren nicht so skeptisch, wie wir befürchtet haben, und haben uns offen aufgenommen“, sagt er und übergibt Elke Fett, der Marktsprecherin, Brot und Salz als Nachbarschaftsgeschenk. Christian Ude bleibt nichts anderes übrig, als mit Ironie auf die leidvolle Geschichte der Halle zurückzublicken. „Es ist ja bemerkenswert, wie oft die Schranne schon eröffnet wurde.“

Früher habe man mit der Frage „Wem gehört die Schranne?“ Juristenfortbildung machen können, so kompliziert war das Geflecht. Er lässt es sich aber auch nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass bei einem privaten Investor auch ebendieser verantwortlich sei. An jeder Ecke wird einem zu Eröffnung ein Häppchen gereicht: Tiroler Kaminwurzen, italienischer Schinken, sizilianisches Pistaziengebäck, hier ein bisserl Frankreich, da der Metzger vom Tegernsee. Keine Frage: Es schmeckt.

Viele der Stände werden auch künftig Kleinigkeiten auf die Hand verkaufen, am Rand der Halle gibt es einige Sitzgelegenheiten. Am überflüssigsten erscheint da „Butlers“, der Wohnaccessoires-Laden, ein weiterer Ableger der Kette, so weit, so langweilig. Der Lieblingsplatz für die, die gerne über den anderen stehen, wird sicherlich Käfers Marktrestaurant auf der Empore werden. Massive Holztische gibt es, sowohl zum Hinsetzen als auch zum Stehen. (Tagliatelle groß 13,50 Euro; Tatar klein 13,20; Schweinsbackerl geschmort 16,50).

Für die Adabeis bietet Käfer den Sprizz für 3,80 Euro – da sticht er viele umliegende Läden aus. Drüben am Viktualienmarkt ist die Euphorie nicht ganz so groß. Angst um ihre Stammkundschaft haben die Standl-Leute nicht – aber an die neue Schranne glauben sie deswegen noch lange nicht. „Die Preise sind zu hoch, die Mieten auch“, sagen manche und unken, dass es wieder nix wird.

Vielleicht ist das der Münchner Grantler, von dem Ude bei der Eröffnung sprach. Der, so sagt er „findet immer was, worüber er sich aufregt“. Deswegen wünscht Ude der neuen Schranne auch, „dass selbst der schlimmste Grantler nach seinem Besuch hier sagt: Das war der Hammer!“


 

Modern-münchnerisch - für den, der sich’s leisten will

Tina Angerer, AZ-Chefreporterin, über ihre ersten Eindrücke der neuen Schrannenhalle.

Er ist sehr anders geworden, der greislige Riegel mitten in der Stadt, bei dem man nie wusste, was man da eigentlich sollte.

Die Halle hat Flair, die Stände sind aus einem Guss. Hier werden Münchner angesprochen, die was auf sich halten und einen entsprechenden Geldbeutel haben. Solche gibt’s ja viele. Hier snackt man gehoben, besorgt ein kulinarisches Mitbringsel oder kauft ein, weil man abends besondere Gäste hat.

Das ist modern-münchnerisch und ganz anders als am traditionsreichen Viktualienmarkt, wo man auch mit einer Essiggurke für 50 Cent im Biergarten sitzen kann. Entscheidend wird sein, ob sich viele Münchner – über Schicki-Vips hinaus – dort gerne aufhalten und so die Halle mit Leben erfüllen.

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.