Scharfe Kritik an Abriss-Pläne für das Bogner-Haus in München: "Das Haus macht sich wichtig"

München - Das Bogner-Haus in der Residenzstraße 15 darf abgerissen werden. Das haben die Experten der Stadtgestaltungskommission am Dienstag im Rathaus abgenickt. Die Gründe: Das Haus von 1965 hat diverse Höhenniveaus und Stufen im Erdgeschoss, auch im Innenhof und an der Passage zur Theatinerstraße. Der Neubau soll modern und barrierefrei werden. Zudem sei der aktuelle Brandschutz kritisch, mit unzeitgemäßen Feuerleitern für die oberen Stockwerke, auch die Gebäudetechnik ist veraltet.
Von 1700 auf 2500 Quadratmeter vergrößert sich die vermietbare Nutzfläche im Neubau - weil das Hinterhaus aufgestockt wird. Den Entwurf für das Gebäude, das in diese schmale Baulücke im Zentrum Münchens kommen soll, haben Experten am Dienstag jedoch durchgehend kritisiert – als "vornehm und zu historisierend", so der Tenor.

Abriss und Neubau am Bogner-Haus in München: "Ich würde mir mehr Vereinfachung wünschen"
Bauherr am Max-Joseph-Platz gegenüber der Oper ist die bekannte und finanzkräftige Holler-Stiftung aus München, die unter anderem die SOS-Kinderdörfer finanziert. Der Eigentümer hat Nöfer Architekten aus Berlin mit dem Neubau betraut. Der sieht statt der schlichten Fassade aus den 60er Jahren eine Palais-Architektur vor, mit bodentiefen Fenstern und einer Art Portal. "Wir planen einen Portikus. Wir möchten das bürgerliche Haus mit Theater-Assoziationen aufladen, mit einer Anspielung an Logen, in der Tradition eines Palais", sagt Tobias Nöfer bei der Vorstellung.
Der Münchner Heimatpfleger Bernhard Landbrecht wünscht sich jedoch mehr optischen Kontrast zu den gegenüberliegenden bedeutenden Staatsbauten wie Nationaltheater, Residenztheater und der Residenz, dem Münchner Schloss. "Ich sehe es als Bürgerhaus. Ich würde mir mehr Vereinfachung wünschen", so Landbrecht.
Die Fassade des Bognes-Hauses in der Residenzstraße "will zu viel"
Das sei kein guter Beitrag zur Baukultur. "Wenn man das Haus schon neu baut, dann unter neuen Vorzeichen. Das Tor, der Portikus, sieht aus wie der Ausgang vom Platz. Das Haus macht sich wichtig", findet sie.
Architekturprofessor Piero Bruno aus Italien sieht die "kultivierte Fassade". Er findet sie jedoch "austauschbar" und versteht das "Unbehagen der Kollegen, warum es Widerstand gegen das Gebäude gibt". Der österreichische Architekt Daniel Fügenschuh lehnt die "Kulissenhaftigkeit der Fassade" ab: "Ist das die Sprache, die wir uns 2024 leisten können? Mitten in der Diskussion um die Klimakrise sollten wir neue Antworten liefern, die in eine neue Architektursprache eingeht", regt er an.
Fazit: Die Stadtgestaltungskommission empfiehlt die Fassade, "die zu viel will", etwas zu reduzieren. Und zu hinterfragen, "ob gewisse Elemente an dieser Stelle richtig sind". Die Residenzstraße 15 hat eine illustre Umgebung: Stadtheimatpfleger Landbrecht begleitet die Weiterentwicklung des Berliner Entwurfs.