Schankwirtschaften? Gibt's in München nicht

Warum die neueste Lockerung in Münchens Gastronomie kaum einen Unterschied macht.
von  Felix Müller
Noch herrscht in Münchens Gastro-Szene Verwirrung, wer am 19. September nun wieder öffnen und Gäste empfangen darf. (Symbolbild)
Noch herrscht in Münchens Gastro-Szene Verwirrung, wer am 19. September nun wieder öffnen und Gäste empfangen darf. (Symbolbild) © Sven Hoppe/dpa

München - Ein bisserl skurril ist es ja schon. Da verkündet Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dieser Tage stolz, dass nun endlich auch Schankwirtschaften und Bars wieder öffnen dürfen, genauer: ab dem 19. September. Und dann fragt man sich durch Münchens Gastro-Szene - und eigentlich fällt niemandem eine Wirtschaft ein, die aufgrund dieser neuen Regel nun öffnen dürfe.

"Naaa", ruft etwa Peter Inselkammer, Mitglied der Innenstadt-Wirte, ins Telefon, als die AZ ihn fragt, ob ihm da bei seinen Kollegen ein Beispiel einfällt. Auch den Wirten kleiner Bars in den Stadtvierteln fällt kein Beispiel ein.

"Für viele Wirte zählt jeder Tag"

Das Münchner Nachtleben wird in einer Woche also wohl kein anderes sein. Nur ganz vereinzelt könnten Boazn öffnen, die das bisher nicht gemacht haben. Und das, obwohl etwa Thomas Geppert, der Landeschef der Dehoga, Söders neue Regel sehr begrüßt. "Das ist sehr wichtig, wir haben uns sehr dafür eingesetzt", sagt er. "Die Hygienekonzepte können doch genauso funktionieren, wo es kein Essen gibt. Und für viele Wirte zählt jeder Tag." In vielen bayerischen Städten sei zwischen den Konzessionen sehr genau unterschieden worden, Schankwirtschaften ohne Küche hätten bisher nicht öffnen dürfen.

"Sehr großzügigen Maßstab" angelegt

In München ist das anders - offenbar der Unterschied zu vielen Städten. Sogar Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte zuletzt in der AZ gelobt, wie kulant das KVR die Regeln ausgelegt habe. Aus der Stadtverwaltung heißt es salopp, wer plötzlich eine Wurstsemmel angeboten habe, sei schon als Speiselokal anerkannt worden und hätte also öffnen dürfen.

Auf Nachfrage erklärt auch ein KVR-Sprecher stolz, man habe bei der Bewertung einen "sehr großzügigen Maßstab" angelegt. Grundsätzlich hätten halt zubereitete Speisen angeboten werden müssen. Wer öffnen wollte, bekam es meist auch hin.

Peter Inselkammer lobt das KVR

Auch Peter Inselkammer von den Innenstadt-Wirten lobt das KVR: "Sie waren sehr kulant." Er hofft auf weitere Lockerungen der Staatsregierung. Die Abstände zwischen Stühlen etwa seien übertrieben. "Gerade im Freien könnte man das lockerer handhaben."

Und Inselkammer denkt an die, die weiter geschlossen bleiben müssen: die Clubs und Diskotheken. "Die brauchen doch eine Perspektive."

Das findet auch Dehoga-Chef Geppert. "Man muss ihnen nun zumindest erlauben, dass sie einen Barbetrieb machen können mit Hintergrundmusik", sagt er. Denn für die Clubs gilt immer noch: alle geschlossen, nichts geht mehr. Und das auch in München.

 

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