Schanigärten in München: Bretterhaufen statt Bierseligkeit

München – So ein Helles im Freien, das mag der Münchner gern - aber nicht im kalten Winter. Da bestellt er sich seine Halbe doch lieber in der warmen Wirtsstube. Deshalb stehen die meisten Freischankflächen vor den Wirtshäusern und Cafés im Moment leer. Da darunter viele Schanigärten sind, die sich auf Parkplätzen befinden, macht sich Unmut in der Stadt breit.
Seit 2020 haben Lokale die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen Freiflächen zu beantragen und Tische auch auf Parkplätzen aufzustellen. Damit wollte ihnen die Stadt unbürokratisch die Gelegenheit geben, nach den harten Lockdowns ihr Geschäft wieder anzukurbeln.
Schanigärten: Paletten und Bretter auf den Parkplätzen
Im letzten Herbst dann hat der Stadtrat beschlossen, diese Freiflächen noch bis März zu verlängern. Mit dem Ergebnis, dass die meisten Wirte nun einfach ihre Möbel oder zum Teil nur Paletten auf Parkflächen stehen lassen. Das ärgert Stadtrat Thomas Schmid (CSU). Er sagt zur AZ: "Ich war selber 30 Jahre lang Wirt und weiß, wie wichtig diese Freischankflächen im Sommer sind." Aber wenn diese eh leer stehen, brächten sie den Gastronomen auch nichts.

Dass viele mit dem Auto jetzt drei Mal um den Block fahren müssen, bis sie einen Parkplatz finden, weil irgendwo ein Haufen Bretter liegt, findet er eine Zumutung. Schmid sagt: "Unsere Fraktion hätte die Schanigärten geschlossen nicht verlängert. Aber wir mussten uns der Mehrheit beugen."
"Dauerhaft ungenutzt" bedeutet Abbau-Pflicht - aber was heißt das?
Laut Kreisverwaltungsreferat (KVR) "müssen dauerhaft ungenutzte Flächen abgebaut werden, damit der öffentliche Verkehrsgrund und besonders auch die Parkplätze in diesen Fällen der Allgemeinheit wieder zur Verfügung stehen. Eine bloße Lagerung von Mobiliar/Aufbauten auf öffentlichem Grund ist somit nicht möglich." In der Praxis lasse sich allerdings schwer nachweisen, dass eine Fläche dauerhaft nicht betrieben wird. Denn die Gastwirte können die Flächen aus wirtschaftlichen Gründen durchaus auch nur tageweise nutzen, wenn das Wetter mitspielt.
Selbst eine wochenweise ungenutzte Fläche erfülle das Kriterium "dauerhaft ungenutzt" nicht zwangsläufig.

Aber sollten Verdachtsmomente für eine dauerhafte Nichtnutzung vorliegen, etwa aufgrund von Beschwerden, werde ein klärendes Gespräch mit den betroffenen Wirten geführt und darauf hingewirkt, dass die Flächen wieder der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet in der Praxis: Man kann schlicht nicht viel dagegen tun.
Dehoga appelliert an die Wirte
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga begrüßt die Genehmigung der Schanigärten grundsätzlich. Der Verband sieht aber auch, dass die Gästefrequenz im Außenbereich in den kalten Monaten stark abgenommen hat und legt deshalb seinen Mitgliedern ausdrücklich nahe, ungenutzte Schanigärten im Winter zu räumen.
Sollten die Temperaturen in den nächsten Wochen nicht rasant ansteigen, werden die Münchner sich wohl noch eine ganze Weile über die nicht nutzbaren Parkplätze ärgern.
Was sagen Sie, liebe Leser? Sollen Schanigärten im Winter abgebaut werden? Schreiben Sie es in die Kommentare oder an leserforum@az-muenchen.de.