Schandflecke der Stadt: Münchens einsame Mauer

In Feldmoching soll der Walter-Sedlmayr-Platz neu belebt werden– am liebsten mit einem Markt. Doch die Pläne stoßen an Grenzen.
von  Abendzeitung
Grau in Grau ist der vorherrschende Eindruck des Feldmochinger Walter-Sedlmayr-Platzes. „ „Der wird nicht schöner, wenn die Sonne scheint“, schreibt eine Leserin
Grau in Grau ist der vorherrschende Eindruck des Feldmochinger Walter-Sedlmayr-Platzes. „ „Der wird nicht schöner, wenn die Sonne scheint“, schreibt eine Leserin © Ohmer

MÜNCHEN - In Feldmoching soll der Walter-Sedlmayr-Platz neu belebt werden– am liebsten mit einem Markt. Doch die Pläne stoßen an Grenzen.

Von der „ungemeinen Sogkraft“ des leeren Platzes sprach der Künstler Ludger Gerdes, bevor er den Walter-Sedlmayr-Platz am Feldmochinger Bahnhof 2003 gestaltete. Nur leider: Der Platz entwickelt die Kraft bis heute nicht auf den Bürger. Eine Mauer als Sichtbegrenzung steht eher hilflos auf dem Pflaster herum, das hell gestrichelte Oval auf grauen Steinen sieht aus wie Asphalt, nicht wie ein designter Platz.

„Das wird auch nicht schöner wenn die Sonne scheint“, schreibt Anwohnerin Johanna Ohmer an die AZ. Wir stellen – mit Hilfe unserer Leser – derzeit Plätze in München vor, denen Verschönerung gut tut.

Der Walter-Sedlmayr-Platz gehört dazu. „Unser großer Wunsch ist hier nach wie vor ein Wochenmarkt, der den Platz lebendig macht“, sagt Markus Auerbach vom zuständigen Bezirksausschuss. Wenn es erst diesen Markt gebe, so der Gedanke, denke keiner mehr an einen leeren Platz, sondern komme, um einzukaufen. Bislang ist das nicht so: Geschäfte am Platz haben bereits dicht gemacht.

Doch die Idee des Wochenmarktes wird bislang nicht umgesetzt – wegen zwei Hürden, wie Auerbach sagt. Zum einen wollen die städtischen Markthallen ein einheitliches Konzept für alle Münchner Wochenmärkte – dem müsste sich auch der Feldmochinger anschließen. Doch bislang steht das Konzept noch nicht.

Auch die Versorgung der Standl mit Abwasser, Frischwasser und Strom ist noch nicht gewährleistet. Ein anderes Problem ist die jetzige Gestaltung: Künstler Gerdes ist vor zwei Jahren verstorben, seine Nachkommen müssen bei einer Änderung zustimmen, da in ihren Händen die Urheberschaft liegt. „Damit muss man sensibel umgehen“, sagt Auerbach.

So gibt es derzeit eine abgespeckte Idee des Marktes: Ein großer Gemüsestand, wie er in umliegenden Vierteln gut angenommen würde: „Das wäre schon ein großer Schritt“, sagt Auerbach.

Sogar parteiübergreifend mobilisiert der Platz: CSU und SPD haben Stadtratsanträge für eine Neugestaltung gestellt, eine Beschlussvorlage wird derzeit ausgearbeitet. Egal, welche Partei man nimmt: Im Mittelpunkt der Bemühungen steht immer das Bestreben, mit einfachen Mitteln den Platz umzugestalten.

„Es braucht nichts Spektakuläres“, sagt der Münchner Architekt Peter Ackermann. Er denkt an Wege, die den Platz gliedern, an Bäume, unter denen Bänke zum Sitzen einladen. „Der Platz an sich sollte zurückhaltend sein, aber so, dass man sich gerne dort aufhält“, sagt Ackermann.

Wie dringend nötig ein neuer Plan ist, sehe man schon allein an dem vielen Müll, der auf dem Platz liegt. Ackermann: „Die Leute nehmen die vorhandenen Papierkörbe nicht an.“ Von der Mauer, die im Verständnis des Künstlers wie „ein Sitzkissen erscheint“, flattern alte Zeitungen umher. A. K. Koophamel

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