Schafkopf-Marathon in Sendling

München - 170 Stunden am Stück: Sechs Münchner wollen den Weltrekord im Dauer-Kartenspielen aufstellen. Dafür werden Tische aufgetürmt und Regeln ins Englische übersetzt
Alle zwei Wochen treffen sie sich zum Karteln in der Kneipe in Sendling. „Jedes Mal spielen wir so lange, bis sie uns rausschmeißen“, sagt Michael Ott. Und gerade dann wäre es ausgerechnet immer am Schönsten gewesen. Da entstand die Idee, durchzuspielen. Jetzt machen die Sendlinger Ernst: Ab 5. Januar wollen Michael Ott und seine Mitspieler den Guinness-Weltrekord im Dauerkartenspielen brechen. Der liegt bei 125 Stunden und 27 Minuten, aufgestellt 2008 von Schafkopfern in Raubling.
Die Münchner wollen sogar 170 Stunden schaffen – das sind über sieben Tage. Sie sind zu sechst, jeweils vier spielen, abwechselnd dürfen die Spieler nach 18 Stunden Spiel acht Stunden Pause machen. Das Ganze muss von zwei Zeugen beobachtet und per Video aufgezeichnet werden. Für die Jury von Guinness hat Michael Ott die Schafkopfregeln auf Englisch verschriften müssen. „Sheep-heading“ in Sendling.
Die Rekordanwärter leben alle in München, sind aber Zuagroaste. Ein Allgäuer ist dabei, ein Schwabe, eine Dortmunderin, ein Karlsruher. Don Kalal ist Amerikaner. „Ich will der beste amerikanische Schafkopfer werden“, sagt er. Nach 30 Jahren Deutschland und 20 Jahren Schafkopfen gehen ihm Worte wie „Schellnsau“ oder „Herzwenz“ problemlos über die Lippen Nur bei der „Hundsgfickten“, da stutzt er jedesmal.
Das Schafkopfen hat Don Kalal einst aus einem Buch gelernt. Doch sein erstes Turnier geriet zum gefährlichen Unterfangen. „Ich kannte die ganzen inoffiziellen Regeln nicht, die standen nicht im Buch. Nach 20 Minuten wollte mir schon einer ans Leder, so schlecht wie ich gespielt habe.“
Im Internet hat sich die Kartelrunde gefunden. 30 Leute sind es insgesamt, die sich regelmäßig im „Spektakel“ treffen. Beim Rekordversuch gibt es ein Rahmenprogramm mit Musik, Lesung und Schafkopfturnier. Am Montag, den 10. Januar, werden sie planmäßig den alten Rekord einstellen. Weitergeklopft wird aber noch bis Mittwoch, 18 Uhr. Das Geld, das sie verspielen, spenden sie.
„Wir haben Tipps von Physiotherapeuten und Ernährungsberatern bekommen“, sagt Michael Ott. Ein Ergebnis: Es werden von Zeit zu Zeit zwei Tische aufeinander gestellt, damit die Schafkopfer auch mal Stehen dürfen.
Keine Angst vor Langeweile? „Schafkopfen ist nie langweilig, weil jedes Spiel anders ist“, sagt Don Kalal. Und Michael Ott meint: „Aber eines ist sicher: Wir werden danach vom Eichel-Ober träumen.“
Tina Angerer