Schäftlarn: "Der Papa hat die Mama tot gemacht"
Erschütternde Details: Im Mordprozess gegen den Anwalt Michael N. geht es darum, was die Kinder gesehen haben. Sie waren während der Tat im Haus.
München - Die Worte des kleinen Mädchens haben sich tief in das Gedächtnis des Polizisten (24) eingegraben. „Der Papa hat die Mama tot gemacht“, habe die damals fünfjährige Bettina (Namen der Kinder geändert) zu einer Kollegin gesagt, berichtete der Beamte am Freitag im Schäftlarner Mordprozess. „So ein Satz bleibt haften“, erklärt er. Kurz zuvor hatte das Mädchen ihre stark blutende Mutter auf dem Küchenboden gesehen. Das Messer steckte noch, als der Täter die Polizei rief.
Laut Mord-Anklage hatte Michael N. (45) zunächst von hinten auf seine Frau Sandra eingestochen. Doch der Rechtsanwalt bestreitet die Heimtücke: Er habe ihr ins Gesicht gesehen, als er zustach, ließ er seinen Anwalt erklären. Motiv: Als er eine SMS vom vermeintlichen Liebhaber seiner Frau gelesen hatte, wollte er sie zur Rede stellen. Doch die 37-Jährige wollte nicht reden. Michael N. griff zu einem langen Küchenmesser und stach zu.
Der junge Giesinger Polizist sollte sich nach der Tat um Bettina und ihren zehnjährigen Bruder Ludwig kümmern. Die beiden Kinder waren im Schäftlarner Haus der Familie, als ihr Vater, der Rechtsanwalt Michael N., seine Frau erstach.
„Ich habe versucht, sie abzulenken, mit ihnen zu reden“, berichtet der 24-Jährige. Die Kleine habe auch ganz offen mit ihm über ihre Lieblingstiere geredet. Der Bub war nicht so gesprächig. Er habe lediglich ein wenig von seinem Fußballverein erzählt.
Der Polizist erklärt den Kindern unter anderem die Funktionen des Polizeiwagens. Die Kleine soll auch noch erzählt haben, dass die Mutter „den Papa geärgert“ habe.
Inzwischen wohnen die vier Kinder bei ihrer Oma. Die Mutter des Täters hat ihre Enkel bei sich aufgenommen. Die Vormundschaft liegt aber bei Jugendamt. Eine Mitarbeiterin berichtete gestern, dass die Kinder das traumatische Erlebnis bislang relativ gut überstanden haben. Am meisten leide wohl die älteste Tochter (13). Sie allein verweigert den Kontakt mit ihrem Vater.
Der hatte sich im November in Stadelheim mit einer Messerklinge die Pulsadern und den Hals aufgeschnitten. Ein Vollzugsbeamter berichtete am Freitag, wie er in die Zelle kam. Michael N. hatte mit seinem Blut an die Wand geschrieben: „Bis gleich Sandra“ und „Ich liebe euch alle“.
Der Prozess wird fortgesetzt.