Saugwürmer-Larven! Ekel-Alarm am Feringasee
Ein Schild warnt die Besucher des Feringasees vor Zerkarien. Das sind die Larven von Saugwürmern, die sich in die Haut bohren und starken Juckreiz auslösen können. Die AZ erklärt das Phänomen
UNTERFÖHRING Für Lothar Schaudig war’s erst nur ein Mückenstich. Ist ja nichts Ungewöhnliches am Feringasee im Sommer. Der 71-Jährige geht hier jeden Tag schwimmen – immer eine halbe Stunde lang, von der FKK-Halbinsel zu den Bojen und zurück. Als er vor zwei Wochen aus dem Wasser stieg, juckte es ihn hier und da, und seine Haut war an einigen Stellen gerötet. Am vergangenen Mittwoch brannte es plötzlich am ganzen Körper, auch bei Lothar Schaudigs Frau Ute (59). „Nun haben wir jede Menge übel juckende Pusteln am Körper”, berichtet der Fernsehproduzent der AZ.
Und nicht nur sie: Am Feringasee sehen immer mehr Badende aus, als wären sie in die Brennesseln gefallen. Bei vielen juckt die Haut wochenlang – andere wiederum merken überhaupt nichts.
Laut dem Leiter des Gesundheitsamts im Landratsamt München, Gerhard Schmid, mehren sich die Klagen. Deshalb hat er jetzt Warnschilder am Badeufer aufstellen lassen. Sie warnen vor Zerkarien: Laut dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sind das die kleinen Larven von Saugwürmern.
Das Ungeziefer ist ziemlich eklig. Das liegt auch an der Art und Weise, wie die „Gabelschwanz-Larven” entstehen. Laut LGL ist das ein Kreislauf zwischen Enten und Schlammschnecken: Im Darm der Ente leben geschlechtsreife Saugwürmer. Sie legen Eier. Die gelangen durch den Entenkot ins Wasser. Aus ihnen schlüpfen Wimpernlarven. Sie infizieren Schlammschnecken, in denen sich zehntausende Gabelschwanz-Larven breit machen. Die infizieren wiederum die Enten.
Schwimmt ein Mensch durch diesen Kreislauf, bohren sich einige Zerkarien in seine Haut. Dort sterben sie ab. Auf das körperfremde Eiweiß reagiert unser Organismus mit einer allergischen Reaktion: Es sieht aus wie Stiche, die brennen und jucken. „Die Symptome halten etwa zehn bis 20 Tage an”, sagt Gerhard Schmid vom Gesundheitsamt. Gefährlich sei es aber in den meisten Fällen nicht. „Es ist allgemein wie ein Insektenstich”, sagt Schmid. In Einzelfällen könne es aber auch zu stärkeren Reaktionen kommen.
Den Larven-Alarm gibt es alle paar Jahre, sagt Schmid. „Vor allem dann, wenn es einige kühlere Tage gab, auf die dann wieder die Sonne scheint und in denen es heiß wird. Das haben wir ja in etwa gehabt.”
Dann vermehren sich die Zerkarien vor allem in Ufernähe. „Schwimmer und vor allem spielende Kinder in Flachzonenbereichen können dann von Hunderten von Gabelschwanzlarven befallen werden”, warnt das LGL. Für Gerhard Schmid ist das aber kein Grund, ein Badeverbot auszusprechen. „Die Leute sollen lieber selbst entscheiden.”
Eine Frau wird ganz bestimmt nicht mehr so schnell in den Feringasee gehen: „Ich hatte es am ganzen Körper, von der Taille bis zur Brust und bis unter das Kinn”, sagt Ilka Franz aus Grünwald. „In der Apotheke wusste kein Mensch, was das sein könnte”. Franz rieb sich mit Hydrocortison und Penatencreme ein – es half.
Laut Gerhard Schmid gibt es eine Creme, die schon von Haus aus gegen die Zerkarien hilft. „In der Apotheke gibt es eine Lotion namens ,Quallen- plus Sonnenschutz’, die als wirksam gilt”, sagt er. Der Preis liegt bei rund 16,50 Euro.
Viel mehr könne man gegen die Larven-Plage nicht tun. Die Enten abzuschießen sei „problematisch”. Und die Schlammschnecken seien ziemlich schwer zu fassen. „Es ist halt Natur”, sagt Schmid und meint: Wir müssen da durch. Auch wenn’s ganz schön eklig ist.
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