Saufende Kinder: Je klüger, umso schlimmer

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Es sind Gymnasiasten, die am meisten trinken - und 75 Prozent sind höchstens 17 Jahre alt.
von  Abendzeitung
Straftaten: Immer häufiger ist Alkohol dabei im Spiel
Straftaten: Immer häufiger ist Alkohol dabei im Spiel © dpa

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Es sind Gymnasiasten, die am meisten trinken - und 75 Prozent sind höchstens 17 Jahre alt.

MÜNCHEN Kinder und Jugendliche als Kampftrinker – das wird in München ein immer größeres Problem. Die Begriffe dafür: Flatrate-Saufen und Komasaufen. Am meisten trinken die Gymnasiasten, das ergibt eine neue und alarmierende Studie des Münchner Instituts für Therapieforschung – die erste Sozialstudie saufender Kids.

Aber das Problem wird nicht von jedem erkannt. So „vergnügte“ sich kürzlich eine Schulklasse in einer Münchner Altstadt-Gaststätte mit ihren beiden Lehrern: Burschen, die nicht wie 16 Jahre aussahen, zogen sich Maßkrüge voll Weißbier rein – nicht nur einen. Die Mengen zeigen: Das war nicht ihr erstes Besäufnis. Die Lehrer sagten nichts.

Dafür schlagen seit langem Münchner Ärzte Alarm. Und die Stadt beteiligt sich am Projekt „Halt – Hart am Limit“. Das kümmert sich um Jugendliche, die nicht „mal einen getrunken“ haben, sondern die sturzbesoffen waren.

Zusammen mit den Kliniken in Schwabing, Harlaching und Rechts der Isar werden die Kids betreut und ihre Geschichte dokumentiert. Daraus ergibt sich auf der Basis von 300 Jugendlichen, die von 2007 bis Januar 2009 in einer der Kliniken sturzbetrunken oder mit Alkoholvergiftung eingeliefert wurden, zum ersten Mal eine Münchner Sozialstudie, wer die Trinker sind. Ein Viertel von ihnen wurde bewusstlos eingeliefert!

Sie hatten durchschnittlich 1,6 Promille (eine Spanne von 0,2 bis 3,2 Promille).

Bei 20 Prozent der Jugendlichen war es nicht die erste Alkoholvergiftung: Viele wussten nicht, dass eine Alkoholvergiftung tödlich sein kann.

Im Schnitt waren sie 15,6 Jahre alt. 75 Prozent waren 15 bis 17 Jahre alt.

21,6 Prozent (64 Kinder) waren 12 bis 14 Jahre alt.

84,8 Prozent waren Schüler.

9,04 Prozent waren Azubis.

57 Prozent waren Gymnasiasten – auffallend viele.

Es waren 45 Prozent Mädchen und 55 Prozent Jungen.

39 Prozent der Jugendlichen gaben nachher an, sich mit Absicht betrunken zu haben. Dabei wird vor allem Schnaps getrunken (53 Prozent). Immerhin: 20 Prozent ließen sich nachher helfen.

Willi Bock

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