Interview

Sandra Bindler im Interview - "Genossenschaft ist so modern wie nie“

Die Münchner Bank eG ist zum dritten Mal Partner der AZ bei der Spendenaktion "Gutes vereint“. In diesem Jahr feiert die Bank ihr 160. Jubiläum – ein guter Anlass für ein Gespräch mit der Vorstandsvorsitzenden, Sandra Bindler.
Bei „Gutes vereint“ werden Projekte unterstützt, die für viele Münchnerinnen und Münchner extrem wichtig sind. Heuwusler München e.V. rettete Meerschweinchen in Not. Das rührte viele Menschen so sehr, dass Sandra Bindler (Münchner Bank eG) Jürgen Weinert eine besonders hohe Summe überreichen konnte.
Bei „Gutes vereint“ werden Projekte unterstützt, die für viele Münchnerinnen und Münchner extrem wichtig sind. Heuwusler München e.V. rettete Meerschweinchen in Not. Das rührte viele Menschen so sehr, dass Sandra Bindler (Münchner Bank eG) Jürgen Weinert eine besonders hohe Summe überreichen konnte. © Bernd Wackerbauer

Die Münchner Bank eG blickt auf 160 Jahre Tradition. Im Zentrum stehen bis heute die Mitglieder.

AZ: Frau Bindler, inwiefern ist die Tradition Ihrer Bank im täglichen Geschäft spürbar?
SANDRA BINDLER: 160 Jahre sind eine lange Zeit. Als unsere Bank 1862 am Frauenplatz gegründet wurde – übrigens als erste Genossenschaft Bayerns – waren Gulden die vorherrschende Währung. Wir sind mittlerweile beim Euro und sogar bei Kryptowährungen angekommen, zahlen per Online-Banking oder Apps. Doch Genossenschaft funktioniert wie eh und je und ist gleichzeitig so modern wie nie! Wie damals ist heute noch die Mitgliedschaft unser Fundament. Die Mitglieder sind das Herzstück unserer Genossenschaft und machen sie zu einem lebendigen, vielfältigen Netzwerk. Von der kleinen Familie über Gastwirte, Handwerker und Tanzschulen bis hin zu traditionsreichen Münchner Unternehmen betreuen wir die Menschen in unserer Stadt – und das neben vielen digitalen Angeboten nach wie vor persönlich und vor Ort. Denn was wäre eine ehrliche, partnerschaftliche Beziehung ohne Begegnungen? Sie sind das A und O für unser genossenschaftliches Miteinander.

Die Vorstandsvorsitzende Sandra Bindler leitet die Münchner Bank eG seit 2014.
Die Vorstandsvorsitzende Sandra Bindler leitet die Münchner Bank eG seit 2014. © Münchner Bank

Was verbindet die Münchner Bank von heute mit der Bank des Gründungsjahres?
„Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele“: Das war einer der Gründungsgedanken unserer Bank und ist auch heute noch ein wichtiges Prinzip. 1862 haben 22 Kaufleute, Handwerker und Gewerbetreibende unsere Bank gegründet, um sich gegenseitig zu unterstützen. Heute sind wir zwar ein paar mehr – um genau zu sein über 60 000 Mitglieder – aber der Grundgedanke ist derselbe: Wir sind eine Gemeinschaft, die füreinander da ist. Allein an unseren Partnerwänden finden Sie zahlreiche Gewerbetreibende, Dienstleister und Firmen aus unserem Netzwerk, die wiederum anderen Mitgliedern exklusive Vorteile, zum Beispiel Vergünstigungen oder einen besonderen Service anbieten. Das kann bei einem Handwerker in München, der innerhalb von 24 Stunden bei Ihnen vor Ort ist, schon mal sehr wertvoll sein. Den Ausdruck „Viele schaffen mehr“ findet man auch auf unserer Crowdfunding-Plattform. Hier bringen wir Projektinitiatoren und Münchnerinnen und Münchner zusammen, die Gutes tun wollen. Denn es gibt so viele gemeinnützige Vereine und Organisationen mit tollen Ideen, die das Leben in unserer Stadt noch ein bisschen schöner machen. Doch leider fehlt es oft an den nötigen finanziellen Mitteln. Nicht zuletzt basieren auch unsere vier Werte „ehrlich“, „partnerschaftlich“, „heimatverbunden“ und „unabhängig“ auf der Gründungsgeschichte unserer Bank. Bei uns werden sie tagtäglich gelebt. Im Austausch mit unseren Mitgliedern, in Aktionen und Events und natürlich auch intern in unseren Teams.

Ökosystem mit einem nachhaltigen Fokus auf Mitglieder

Was bedeutet „mehr als nur eine Bank“?
Wir verstehen uns als regionales Ökosystem mit einem nachhaltigen Fokus auf unsere Mitglieder. Wir sind für sie in jeder Lebenssituation da. Dass wir eine Gemeinschaft von mehr als 60 000 Menschen sind, kommt uns dabei sehr zugute. Denn wir vernetzen unsere Mitglieder untereinander. Das kann sowohl im beruflichen Sinne sehr wertvoll sein – ich denke da an unsere ganzen Heilberufler und Arztpraxen, zu deren Alltag auch die Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Rechtsanwälten gehört –, aber auch im privaten Bereich. Von der Suche nach der passenden Immobilie über einen zuverlässigen Handwerker bis hin zur Geschenke-Inspiration für Freunde oder Mitarbeiter. Wir sind nicht nur eine Bank, sondern eine Plattform. Mit unseren Partnerangeboten, unserem genossenschaftlichen Marktplatz, mit Newslettern, mit unserer Crowdfunding-Plattform, Mitglieder-Events und unseren modernen Filialen bringen wir all das zum Leben und Erleben.

Wie sieht Ihre Genossenschaft in zehn Jahren aus?
In Zeiten von Corona, Digitalisierung und wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit kommt es darauf an, Veränderungen als Chance zu sehen. Damit meine ich nicht, Trends nachzulaufen. Vielmehr geht es darum, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen – ohne dabei seine Identität zu verlieren. Wir werden immer eine regionale Genossenschaftsbank sein, eine Gemeinschaft von Menschen, die ihre Stadt lieben und dieselben Werte teilen. Als Netzwerk, gepaart mit durchdachten Lösungen für smartes Banking und echten Mehrwerten für unsere Mitglieder werden wir auch in Zukunft ein starker Partner in Sachen Finanzen und Zukunftsplänen sein. In drei Worten ausgedrückt heißt das für uns: Filialbanking, Dahoambanking und Plattformbanking. Sozusagen der genossenschaftliche Dreiklang.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.