Samstag geht's los: Warum vegetarische Speisen auf der Auer Dult voll im Trend sind

Die Auer Dult bietet wie immer viel Bewährtes und Praktisches.
Ruth Frömmer
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Rosemarie Feisinger und Kellner Andi in ihrer gemütlichen Kas- und Weinstubn.
Rosemarie Feisinger und Kellner Andi in ihrer gemütlichen Kas- und Weinstubn. © Bernd Wackerbauer

München - Der München-Nostalgie kann man sich heute nur noch ab und an in der Mediathek des BR hingeben - wenn dort mal wieder der Pumuckl, die Hausmeisterin oder Zur Freiheit wiederholt wird. Die Serien zeigen nicht nur, wie schön die Stadt vor 40 Jahren ausgeschaut hat. Man erlebt auch die kleinen zwischenmenschlichen Münchner Geschichten noch einmal mit.

Auer Dult: Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein

Aber einen Ort gibt es noch, auf dem tatsächlich drei Mal im Jahr gefühlt die Uhr zurückgedreht wird: die Auer Dult. Am Samstag ist es wieder so weit. Dann warten Russenrad, Autoscooter, Hendl, Steckerlfisch, Schiffschaukeln und Standl mit Töpfen, Putzlappen, Postkarten, Socken und was man sonst noch so braucht darauf, von den Besuchern entdeckt zu werden.

Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist zwar nicht gerade rosig, aber die Stimmung unter den Marktleuten ist am Tag vor der Eröffnung bestens.

Vor 40 Jahren waren vegetarische Speisen gerade im Kommen, heute sind sie voll im Trend

Rosemarie Feisinger ist mit ihrer Kas- und Weinstubn schon seit 40 Jahren auf der Dult. Bei ihr gibt's Kasspatzn, Raclette-Käse, Schupfnudeln, Kaiserschmarrn und mehr. "Die Idee, neben Bratwurstsemmeln auch fleischlose Gerichte anzubieten, war damals gerade im Kommen. Heute liegen wir damit voll im Trend", sagt sie zur AZ. Heute ist sogar an die Veganer gedacht: Sie bekommen eine Bowl.

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Bei schönem Wetter setzt man sich auf eine Bierbank, und wenn's kalt und nass wird, geht man in die gemütliche Stubn hinter dem Verkaufswagen. "Die ist sogar beheizt", erzählt Kellner Andi. Er freut sich narrisch auf die Dult und die vielen Stammgäste, die zum Teil drei Mal pro Woche zu ihm zum Essen kommen. "Weil's hier so gemütlich ist", so der Andi weiter und weil die Betreiberin seine Lieblingschefin ist, "sie ist so dankbar und liebevoll."

Der autodidaktische Bürstenbinder von der Auer Dult

Liebevoll richtet auch Lorenz Grill seinen Bürstenstand her. Der ist seit 1992 auf der Auer Dult und ein autodidaktischer Bürstenbinder. Bei ihm gibt's alles, was man zum Putzen braucht: Krallenbesen für besonders hartnäckige Böden, Klobürsten, Flötenputzer und sogar Sonderanfertigungen. "Ein Kunde wollte mal eine 1,50 Meter lange Bürste für seinen Kamin", erzählt er, "ein anderer hat sich eine Bürste anfertigen lassen, die er an seinem Akkuschrauber befestigen kann." Man muss einfach nur fragen. Grill kann vieles möglich machen. Am Tag vor der Eröffnung holt sich Antiquitätenhändler Bernhard Pfeiffer die passende Bürste, um seine historischen Keramik-Backformen noch ein bisserl für die Kunden zu entstauben.

Lorenz Grill macht seine Besen und Bürsten noch selbst. Viele Stammkunden besuchen seinen Stand gezielt.
Lorenz Grill macht seine Besen und Bürsten noch selbst. Viele Stammkunden besuchen seinen Stand gezielt. © Bernd Wackerbauer

Vom Putzen zur Kosmetik: das "Frauenzimmer" ist immer mit der Zeit gegangen

Eine Institution ist auch der Stand "Das Frauenzimmer" von Marianne Kraus. Seit 35 Jahren ist sie schon auf der Dult dabei und führt spezielle Artikel für Frauen. Ihr Sortiment hat sich mit den Jahren verändert. Verkaufte sie in den ersten Jahren noch Putzmittel, Dosenöffner und Nussknacker, dreht sich heute alles ums Thema Schönheit: Lippenstifte, die die Farbe verändern, Schuhe gegen Cellulitis, eine Epilier-Spirale für das Gesicht und einiges mehr führt sie ihren Kundinnen dieses Jahr vor.

Die bunten Lippenstifte von Marianne Kraus verändern erst auf der Haut ihre Farbe und werden von blau zu lila oder von grün zu altrosa.
Die bunten Lippenstifte von Marianne Kraus verändern erst auf der Haut ihre Farbe und werden von blau zu lila oder von grün zu altrosa. © Bernd Wackerbauer

Vielleicht zum letzten Mal, denn die Arbeit wird ihr langsam zu anstrengend. Aufbau, Abbau, Verkauf, sie macht alles gern, aber allein. "Die Dult wird mir sehr abgehen, wenn ich mal aufhöre", sagt Kraus. Ihre Kundinnen seien treu, aber im Schnitt zwischen 60 und 80 Jahre alt. Neue kommen nicht nach. Die Entwicklung des Onlinehandels sieht sie kritisch. "Wenn Märkte wie die Dult verschwinden, geht ein wichtiges Kulturgut verloren", ist sich Kraus sicher.

Die Generation von morgen interessiert sich durchaus fürs Praktische

Aber ein paar Gassen weiter besteht noch Hoffnung. Da löchern drei Kinder den Garten Peter mit Fragen zu seinem Sortiment. Eine Mini-Gartenschere hat es ihnen besonders angetan. Die nächste Generation scheint also durchaus noch Interesse an handfesten Dingen zu haben.

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9 Kommentare
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  • am 15.10.2023 09:34 Uhr / Bewertung:

    Auf deutsch bedeutet „vegetarische Bowl“ übrigens „Reispampe mit irgendwelchem Grünzeug drin“.

  • Sarah-Muc am 14.10.2023 21:52 Uhr / Bewertung:

    Tja so ist das Leben.
    Ständig gibt es neues und es ändert sich das drumherum. Bowl ist genau der richtige Begriff. Wo soll da das Problem sein?

  • Kohlestrom Kolumbien am 14.10.2023 13:01 Uhr / Bewertung:

    sind sie nicht, waren sie schon auf der Wiesn nicht

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