Saftige Steaks: Muuuh mit Minus

Steakhäuser sind in München der Trend der Stunde. Die AZ nimmt sie genauer unter die Lupe. Heute testen wir „Kapitales vom Rind“, den Neuling im Rolandseck.
von  Tina Angerer
Die Fleischvitrine: Der Kunde sucht aus...
Die Fleischvitrine: Der Kunde sucht aus... © Sigi Müller

Für zwei Leute zu reservieren, ist schon mal schlecht. Das Lokal im „Rolandseck“ am Bonner Platz hat viele große Tische. Als wir hinkommen, sind wenige reserviert, die meisten ganz leer. Man setzt uns an einen Zweier-Katzentisch, mitten im Lokal. Auf die Frage, ob wir an einen der Fenstertische dürfen, die nicht reserviert sind, heißt es: Nein. Es könnten ja größere Gruppen kommen. Zehn große Tische bleiben leer.

Das „KVR“, das im März eröffnet hat, ist kein reines Steakhouse, es gibt viele andere Gerichte, darunter Duett vom Fisch oder vegetarisches Auberginentörtchen. Zehn Sorten Sprizz (6,50 Euro bis 10,50 Euro) stehen auf der Karte, zum Beispiel der „KVR“-Sprizz mit Apfellikör, Minze und Limette.

Das Steak-Konzept ist sofort sichtbar. Im Lokal steht die Grill-Insel mit Fleisch-Vitrine. Immer, wenn ein Gericht fertig ist, ertönt von dort ein „Muuuh“-Schrei. Und an den Wänden hängen Fotos von offenbar glücklichen Kühen, zumindest befinden sie sich in der Natur. Der Kunde sucht sich aus der Vitrine das Fleisch aus, es gibt fünf Sorten aus fünf Ländern. Vom irischen Hüftsteak (6,40 Euro pro 100 g) bis zum Charolais-Filet (10,50 pro 100 g). Der Grill-Meister schneidet je nach Wunsch ab. Für Hungrige kann es da eine Überraschung geben, wenn das Stück dann gewogen wird.

Wir lassen drei Sorten abschneiden und ordern medium. In der Absicht, einen rundum rinderreichen Abend zu verbringen, essen wir zur Vorspeise Tatar (13,90 Euro): Leider überwürzt, mit gebratenem, aber kaltem Wachtelei. Lecker dagegen „Gebeiztes vom Rind“ (10,40 Euro): zarte, dünn aufgeschnittene Rinderlende auf Feldsalat.

Wer nichts weiter dazubestellt, bekommt sein Steak mit „Saisongemüse“ (diesmal sind das Karotten mit Lauch) und einem Saucen-Spiegel. Ansonsten kostet alles extra, Saucen (je 1, 50 Euro) oder Beilagen (von 2,50 für Bratkartoffeln bis 3,50 für Rotwein-Schalotten). Lecker ist das Ofen-Gemüse: Fenchel, Paprika, Zwiebel und anderes mit Rosmarin im Ofen gegart.

Das bayerische Rumpsteak (7,50 pro 100 g) ist einen Tick zu blutig, deswegen eine kau-intensive Angelegenheit. Ratlos hinterlässt uns das teuerste Steak im Angebot, das französische Charolais-Filet (10,50 pro 100 g), Es schmeckt – leicht säuerlich. Womöglich lag es ob seines Preises zu lange in der Vitrine. Nur beim südamerikanischen Filetsteak (8,90 pro 100Gramm) kommen wirklich fleischliche Freuden auf. Auf den Punkt, zart und einfach gut.

Insgesamt ist das KVR in Sachen Preis/Leistung eher unzureichend und wird es gegen altgediente Steakhäuser wohl schwer haben. Als wir gehen, sind die vielen großen Tische immer noch leer.

"KVR-Kapitales vom Rind". Viktoriastraße 23, Mo. bis So. 11.30 bis 24 Uhr. www.k-v-r.de, (089)442 377 36.

 

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