Sabine Nallinger: „Unser Angebot steht weiterhin“

Nach den gescheiterten Verhandlungen mit SPD und CSU um eine künftige Zusammenarbeit im Rathaus schließt die grüne Spitzenkandidatin Sabine Nallinger den Gang in die Opposition nicht aus.
München - Die AZ hat nach den erfolglosen Gesprächen zwischen SPD, CSU und Grünen mit der OB-Kandidatin Sabine Nallinger von den Grünen gesprochen.
AZ: Frau Nallinger, wie geht’s?
Sabine Nallinger: Es ging schon mal besser. Ich bin gespannt, wie’s jetzt im Stadtrat weitergeht.
AZ: Klingt so, als hätte OB Reiter seit dem Platzen der Verhandlungen noch nicht wieder mit Ihnen gesprochen.
Sabine Nallinger: Nein, wir hatten noch keinen Kontakt. Ich habe seit der Wahl aber nichts anderes von ihm gehört, als dass er zu Rot-Grün steht. Deshalb habe ich auch eine Wahlempfehlung für ihn ausgesprochen.
AZ: Tja, und jetzt gibt es rot-schwarze Zusammenarbeit. Und der Schwarze Peter, warum es mit einer GrüGroKo nicht geklappt hat, liegt bei Ihnen. Weil Sie gegen einen CSU-Referenten im KVR sind.
Sabine Nallinger: Es ist doch keine Überraschung, dass wir als Grüne, deren Herzensanliegen eine weltoffene, liberale Gesellschaft ist, eine neutrale Besetzung des KVR beibehalten wollten!
AZ: Was wäre so schlimm an einem KVR-Chef mit CSU-Parteibuch gewesen? Die CSU hat sich seit Hardlinern wie Peter Gauweiler und Hans-Peter Uhl doch verändert, oder?
Sabine Nallinger: Da haben Sie vollkommen Recht. Aber wenn ich mir anschaue, dass der bisherige parteilose KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle zuletzt mit über 90 Prozent gewählt wurde, dann ist das doch ein klarer Ausdruck dafür, dass eine neutrale Besetzung auch von den Stadträten gewünscht ist.
AZ: Sie sind die kleinste der drei Parteien am Tisch gewesen. Waren Ihre Forderungen da angemessen?
Sabine Nallinger: Mir wäre lieb gewesen, wir hätten vereinbart, gar keine Parteibuchbesetzungen bei den Referaten zu machen, sondern hätten jeweils im Konsens die beste Person dafür gefunden. Dafür haben wir Grüne geworben, konnten uns aber nicht durchsetzen. Der Wunsch von SPD und CSU war, dass die Parteien sich das Vorschlagsrecht für die Referate aufteilen.
Wir Grünen haben eines von elf Referaten gefordert. Eines, das vom Budget und Personal her klein ist. Und wir haben eine alte Forderung, nämlich das KVR neutral zu belassen, aufrecht erhalten. Das ist ja wohl nicht unverschämt!
AZ: Fühlen Sie sich ausgebootet?
Sabine Nallinger: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass es an der KVR-Personalie gescheitert ist. Die SPD hat fünf bis sechs Referate gefordert – als Verlierer dieser Wahl. Es wäre für sie ein leichtes gewesen, unserer lange bekannten Forderung nach einem neutralen KVR zu entsprechen.
AZ: Warum hat die SPD das aus Ihrer Sicht dann nicht getan?
Sabine Nallinger: Das müssen Sie Herrn Reiter fragen. Das wird viele interessieren.
AZ: Wie geht’s jetzt weiter?
Sabine Nallinger: Wenn SPD und CSU ein loses Bündnis vereinbaren, dann können sich ja auch weitere Partner einbringen. Unser Angebot, was die Verteilung der Referate angeht, steht weiterhin. Aber wir schließen jetzt auch den Gang in die Opposition nicht aus.
AZ: Treten Sie als Bürgermeisterin an, obwohl die Posten voraussichtlich an Christine Strobl (SPD) und Josef Schmid gehen (CSU)?
Sabine Nallinger: Da muss ich noch einmal eine Nacht drüber schlafen. Warum eigentlich nicht?