S-Bahnwache alarmiert: Erst nach 20 Minuten ist sie da
Ein Betrunkener attackiert eine Frau – Ein coragiertes Ehepaar geht dazwischen und muss lange auf Hilfe warten. Über 20 Minuten vergehen und kein Ordnungshüter lässt sich blicken.
MÜNCHEN Eigentlich wollen der Pasinger Michael Schuebbe (59) und seine Frau Petra (54) nur Einkäufe am Samstagabend erledigen. Der Supermarkt liegt in der Nähe des Pasinger Bahnhofes, durch den die beiden gegen 19.15 Uhr durchlaufen. Am Südausgang dann passiert es: Ein offensichtlich völlig betrunkener Mann bedroht eine junge, verängstigte Frau.
Schuebbe zeigt Courage: Mutig geht er dazwischen, fordert den Mann auf, die Frau in Ruhe zu lassen. Der lässt sich davon nicht beeindrucken, ist felsenfest davon überzeugt, dass die Frau eine Bombe in ihrer Plastiktüte hat und will sie verfolgen. Schuebbe reagiert auch hier richtig. „Ich habe Passanten direkt angesprochen und sie um Hilfe gebeten.“
Zu viert kreisen sie den Störenfried ein. Handgreiflich wird keiner. Petra Schuebbe redet mit der Frau, rät ihr weiter zu gehen. Eine Bahn-Angestellte kommt und informiert die Bundespolizei, die sich um die Sicherheit bei der Bahn kümmert. Das Problem: Über 20 Minuten vergehen und kein Ordnungshüter lässt sich blicken! Als die Beamten endlich eintreffen, wird klar: Sie sind von Herrsching aus mit der S-Bahn hingefahren! Für das Ehepaar unverständlich: „Der Fall Dominik Brunner im September muss doch wachgerüttelt haben!“
Für Berti Habelt, Sprecher der Bundespolizei München, ist die Sachlage anders. „Es bestand keine unmittelbare Gefahr mehr. Wir nahmen die Personalien auf und dann ging es für den Betrunkenen erst mal in Schutzgewahrsam. Außerdem waren ja auch die Sicherheitskräfte der Bahn schnell vor Ort.“
„Schlichtweg falsch“, sagt Petra Schuebbe. „Die einzige Sicherheitskraft der Bahn war die engagierte Mitarbeiterin. Und auch die hat nicht verstanden, warum es so lange dauert.“
Gefahr ging von dem Besoffenen tatsächlich nicht mehr aus. Wenn es aber tatsächlich brenzlig wird, dann sind 20 Minuten eine sehr, sehr lange Zeit. Tobias Langenbach
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