S-Bahn zerfetzt Wohnmobil
Ein 56-Jähriger aus dem Landkreis Rosenheim übersieht das rote Blinklicht und fährt auf die Gleise. Da braust eine S4 heran. Hans H. gibt Vollgas - das rettet ihm das Leben.
Ebersberg - Erst im allerletzten Moment bemerkt Hans H. (56) am Donnerstagnachmittag nahe Ebersberg die S-Bahn. Dann kracht es auch schon. Die S4 donnert ins Heck des „Concorde“, zerfetzt das Wohnmobil. Doch Hans H. und seine Beifahrerin kommen wie durch ein Wunder mit ein paar Schrammen und blauen Flecken davon.
Hans H. ist auf dem Weg nach Lindau. Dort will er sich mit seiner Familie treffen und ein paar Tage Ferien machen.
Gegen 17.30 Uhr erreicht er den unbeschrankten Bahnübergang an der Kreisstraße EBE 8 bei Grafing (Kreis Ebersberg). Die Sonne steht bereits etwas tief, blendet den Unternehmer aus dem Landkreis Rosenheim.
„Ich konnte das rote Warnlicht am Bahnübergang überhaupt nicht erkennen“, erzählt Hans H. der AZ. Erst als er mit seinem acht Meter langen Wohnmobil (Wert: 60.000 Euro) mitten auf den Schienen steht, bemerkt er die herannahende S4 aus Richtung Ebersberg.
„Wenn ich jetzt bremse, kracht der Zug genau in die Fahrerkabine“, denkt sich Hans H. und gibt deshalb Vollgas. „Das hat mir vermutlich das Leben gerettet.“
Der Motor heult auf. Das Wohnmobil vom Typ Concorde macht einen Satz nach vorne. Der Bahnübergang ist fast überwunden. Nur das Heck ragt noch auf die Schienen. Doch dann: ein heftiger Schlag. Die S-Bahn erfasst das Wohnmobil. Es wirbelt herum, kippt zur Seite und landet in einem angrenzenden Feld.
Die S-Bahn donnert vorbei und kommt erst etwa 200 Meter hinter der Unfallstelle zum Stehen.
Fahrer und Beifahrerin im Wohnmobil haben Glück im Unglück. Sie bleiben am Leben. Als sie aus dem Wrack klettern, sehen sie das Chaos. Auf einer Länge von 100 Metern liegen im angrenzenden Feld überall Wrackteile verstreut. Wie durch ein Wunder bleiben Hans H. und seine Beifahrerin nach Angaben der Polizei in Ebersberg nahezu unverletzt. „Ich konnte es zunächst nicht fassen“, sagt der 56-Jährige.
Auch der Lokführer und die rund 50 Fahrgäste in der S-Bahn kommen mit dem Schrecken davon. Während der Bergungsarbeiten bleibt die Strecke gesperrt. Die Bahn setzt Busse als Schienenersatzverkehr ein. Der Sachschaden an der S- Bahn beläuft sich auf rund 15.000 Euro.