S-Bahn-Tunnel: "Irrwitzige Träumerei!"

In Haidhausen bereiten sie eine Klage gegen das Projekt vor. Im Landtag wettern die Grünen gegen den „Röhren-Wahnsinn” und die hohen Kosten.
Julia Lenders, Rudolf Huber |
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Gerade wieder zugeschüttet, in zwei Jahren wieder aufgerissen: Der Marienhof wird Tunnel-Eingang.
Gerade wieder zugeschüttet, in zwei Jahren wieder aufgerissen: Der Marienhof wird Tunnel-Eingang.

MÜNCHEN Gestern redeten viele vom „Durchbruch”. Ingeborg Michelfeit nicht. Für sie ist die geplante zweite Stammstrecke das „unsinnigste Projekt aller Zeiten”.

Sie und ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative „S-Bahn-Tunnel Haidhausen” wollen die zweite Röhre weiter bekämpfen. Weil sie den neuen Tunnel für den „größten verkehrspolitischen Fehler des öffentlichen Personennahverkehrs” halten. Unnötig sei er. Weil es zum Beispiel mit dem Südring und der Verlängerung der U-Bahn-Linie5 nach Pasing deutlich günstigere Bypass-Möglichkeiten gebe.

Das Wirtschaftsministerium geht nun von gut zwei Milliarden Euro Gesamtkosten aus. Eine Zahl, die Ingeborg Michelfeit anzweifelt: „Ich denke, dass es letztendlich bis drei Milliarden Euro raufgeht.” Eine Klage gegen das Projekt sei in Vorbereitung.

Die Grünen im Bayerischen Landtag forderten gestern: „Schluss mit den irrwitzigen Träumereien.” Sie haben weiterhin massive Zweifel an der Finanzierbarkeit der zweiten Röhre. „In den vergangenen Jahren wurde seitens der Staatsregierung x-mal verkündet, dass die Finanzierung in trockenen Tüchern sei”, sagte der Fraktionsvorsitzende Martin Runge. „Immer wieder fielen die Finanzierungsgebäude und -träume in sich zusammen.”

Auch er geht davon aus, dass die angenommenen Kosten zu niedrig angesetzt sind. Die Realisierung der teuren Röhre würde „wirklich wichtige Verkehrsprojekte kannibalisieren”. Die Landtags-Grünen forderten die Staatsregierung auf, „endlich von ihrem Röhren-Wahnsinn zu lassen”.

„Anstatt immer neue Finanzierungstricks aus dem Hut zu ziehen, muss sich die Politik der Realität stellen. Wie hier mit Steuergeldern herum jongliert wird, ist einer Bananenrepublik würdig”, hatte der Münchner Bund-Naturschutz-Vorsitzende Christian Hierneis kurz vor der gestrigen „Durchbruchs”-Meldung geschimpft. München brauche kein neues Prestige-Projekt, sondern schnellstmöglich echte Verbesserungen im Netz.

„Kurz- und mittelfristige Maßnahmen statt unsinniger Tunnelträume” fordert das Aktionsbündnis S-Bahn, zu dem neben den Naturschützern der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr und der Verkehrsclub Deutschland gehören. Seine Forderung: S-Bahn-Ausbau statt Tieftunnel.

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