S-Bahn-Stammstrecke in München bis 2037 fertig? OB Reiter spricht Klartext

Frühestens in zehn Jahren kann Deutschlands Pendler-Hauptstadt laut Bahn mit Entlastung durch eine zweite S-Bahn-Tunnelroute rechnen. Könnte es bis zu Olympia reichen? Der Rathauschef zweifelt.
AZ/dpa |
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Hat wenig Vertrauen in den Zeitplan der Bahn: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Hat wenig Vertrauen in den Zeitplan der Bahn: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). © Peter Kneffel/dpa

München - Dieter Reiter bezweifelt, dass die zweite S-Bahn-Stammstrecke unter der Innenstadt wie geplant bis 2037 fertig wird. "Mein Vertrauen in die Zeitpläne der Bahn ist wirklich mega überschaubar", sagte Münchens SPD-Oberbürgermeister der Deutschen Presse-Agentur. Seitdem die Bahn die geplante Inbetriebnahme vom Jahr 2028 auf irgendwann zwischen 2035 und 2037 verschoben habe, habe er "den Glauben in die Planung der Bahn aufgegeben".

OB Dieter Reiter: "... weil das alle Münchnerinnen und Münchner einfach nur nervt"

Dass der Bau auf einmal fast zehn Jahre länger dauern solle, habe er bei der Bekanntgabe "nicht fassen können", sagte Reiter. "Deswegen habe ich wirklich gar kein Zutrauen in die Planungen. Nur ständigen Ärger, weil das alle Münchnerinnen und Münchner einfach nur nervt."

Nach derzeitiger Planung der Bahn sollen bis 2037 die ersten S-Bahnen über die zweite Stammstrecke fahren.
Nach derzeitiger Planung der Bahn sollen bis 2037 die ersten S-Bahnen über die zweite Stammstrecke fahren. © Sven Hoppe/dpa

Die zweite S-Bahn-Stammstrecke wird nach derzeitiger Prognose im Dezember 2036 eröffnet, die Bahn strebt aber weiter eine Inbetriebnahme 2035 an. Die voraussichtlichen Kosten liegen zuletzt bei mehr als sieben Milliarden Euro. Wie hoch die Gesamtsumme samt Inflation ausfallen wird, will die Bahn noch kalkulieren. Im März 2023 hatte die Baubegleitung des Freistaats mit tatsächlichen Kosten von 8,5 Milliarden Euro gerechnet – sofern das Projekt wirklich 2037 fertiggestellt wird.

Nicht nur die Stammstrecke sorgt für Ärger

Ein Bahnsprecher betonte, das Unternehmen halte an diesem Zeitplan fest. Eine Inbetriebnahme im Dezember 2036 wäre damit zwar keine erneute Verzögerung. "Wir peilen aber weiterhin 2035 an." 

Reiter betonte, seine Frustration mit Bahn-Baustellen sei nicht auf das Mammutprojekt zweite Stammstrecke beschränkt. Auch die Erneuerung des Hauptbahnhofs, dessen Empfangsgebäude laut Bahn 2037 fertig werden soll, sei "ein Quell reiner Freude", merkte der Oberbürgermeister sarkastisch an. "Wir haben einen Bahnhof, der ewig lang dauert, neu hergerichtet zu werden. Das macht das Entree in diese Stadt nicht besser."

Olympia-Bewerbung als Hoffnungsschimmer

Dazu kommt, dass München derzeit an Plänen für eine Olympia-Bewerbung 2036 oder 2040 feilt. Sollten Hauptbahnhof und zweite Stammstrecke bis dahin noch im Bau sein, würden wichtige Kapazitäten im Nahverkehr fehlen. 

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hatte erst am Donnerstag betont, wie wichtig "ein kluges, funktionierendes und alltagstaugliches Verkehrskonzept" für Olympia sei. "Dabei wird hilfreich sein, dass bis zu Olympia 2040 oder 2044 auch die zweite Stammstrecke zur Verfügung stehen wird", sagte der CSU-Politiker.

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Reiter selbst betonte, er habe "noch Hoffnung, wenn wir uns für die Olympischen Spiele erfolgreich bewerben würden, dass die DB vielleicht bis 2037, 2038 fertig werden könnte", wenn die Spiele 2040 nach München kämen. "Aber ansonsten muss man ganz offen sagen: Ob die jetzt dieses 2037er-Ziel schaffen oder nicht, das steht aus meiner Sicht komplett in den Sternen." 

Spielstätten von Olympia 1972 sollen weiter genutzt werden können

Er befürworte Olympische Sommerspiele in München aber auch aus anderen Gründen, betonte Reiter. "Wir haben noch ein paar mehr Themen: ein paar tausend Studentenwohnungen, die bleiben würden, und den Nachweis, dass wir nicht umsonst hunderte von Millionen Euro in die Sanierung des Olympiaparks stecken, damit die Sportstätten von 1972 auch weiterhin genutzt werden können", sagte Reiter.

1972 wurden schon einmal Olympische Spiele in München ausgetragen.
1972 wurden schon einmal Olympische Spiele in München ausgetragen. © Soeren Stache/dpa

Die endgültige Entscheidung für das deutsche Bewerbungskonzept für Sommerspiele 2036 oder 2040 soll auf der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember getroffen werden. Eine Münchner Olympia-Bewerbung aber werde "es nur dann geben, wenn sich die Menschen in unserer Stadt im Rahmen eines Bürgerentscheids dafür aussprechen", hatte Reiter zuletzt betont.

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16 Kommentare
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  • Witwe Bolte am 04.03.2025 08:30 Uhr / Bewertung:

    2037? Bis dahin gehören wir vielleicht schon zu Russland. 😫

  • Wickie712 am 04.03.2025 07:30 Uhr / Bewertung:

    Wäre eine U-Bahn Ringlinie oder S-Bahnringline günstiger gewesen?
    Pasing oder Laim - Moosach - Scheidplatz - Münchner Freiheit - Ostbahnhof - Silberhornstr. - Harras

    Zu Teilen oberirdische Streckenführung? Oder eine Verbindungstram Ringlinie auf der Strecke Linie 111

  • Wolff am 03.03.2025 15:08 Uhr / Bewertung:

    Alle, die sich noch Gedanken um Planungen über Jahrzehnte hinweg machen, sollten einfach mal 10 Jahre zurückdenken und sich überlegen, was seit dem alles "Unvorhergesehenes" passiert ist.

    Und dann weiter viel Spaß beim planen!

    (Besonders wenn weiterhin jeder überall seinen Senf dazugeben darf)

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