S-Bahn München: Zweite Stammstrecke - Söder und Reiter kündigen Änderungen an!
München - Die Stammstrecke platzt "aus allen Nähten", gibt selbst Bahn-Chef Richard Lutz am Dienstag bei dem Spitzentreffen mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und OB Dieter Reiter (SPD) zu.
Eine der Neuigkeiten, die sie im Gepäck haben: Die Streckenführung der Zweiten Stammstrecke soll leicht abgeändert werden. Die neue Haltestelle am Ostbahnhof wird sich nicht, wie erst geplant, unter dem Orleansplatz befinden, sondern auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Gelände des ehemaligen Kunstparks Ost. Söder: "Durch die Umplanung erhoffen wir uns eine Kapazitätserhöhung um 25 Prozent."
München: Der Orleansplatz kann nicht mit anderen mithalten
Doch die Umplanung bringt nicht nur Vorteile mit sich: Durch sie verzögert sich die Fertigstellung der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke um zwei Jahre – auf 2028. Ein weiterer Grund für die Verspätung: In die Planung der Stammstrecke wird nun die Erweiterung des U-Bahnnetzes durch die zukünftige U9 einbezogen.
München: Wird die neue U9 vom Bund gefördert?
OB Reiter erklärt erste konkrete Pläne: Noch während des Baus der Zweiten Stammstrecke soll am Hauptbahnhof ein Vorhaltebahnhof, also ein Bahnhof im Rohbauzustand, für die zukünftige U9 entstehen. Über die Vorfinanzierung in Höhe von 400 Millionen Euro soll der Stadtrat im Oktober abstimmen.
Ebenfalls neu: Bundesverkehrsminister Scheuer hat am Dienstag erstmals in Aussicht gestellt, dass die U9 vom Bund gefördert werden kann. Er habe persönlich bei Freistaat und Bund auf eine Änderung der Finanzierungskriterien für den Bau der neuen Linie hingewirkt, sagt OB Reiter am Dienstag stolz zur AZ. Die Zusage, über eine Änderung des entsprechenden Gesetzes zu beraten, habe Scheuer ihm am Dienstag erteilt.
Deshalb ist für den OB erstmals die Zustimmung des Stadtrates realistisch. "Ich kann dem Stadtrat schließlich kein Drei-Milliarden-Projekt vorlegen, ohne vorher die Finanzierung geklärt zu haben", sagt er.
Die U9 soll nach derzeitigem Stand von der Implerstraße über den Hauptbahnhof bis zur Münchner Freiheit fahren. Mit der neuen Linie soll eine dringend benötigte Entlastungsspange für die Linien U3 und U6 entstehen.
München: Die U9 wird erst 2037 fertig
Mit einem Vorhaltebahnhof am Hauptbahnhof schaffe man erste nötige Bedingungen für die spätere Verzahnung der U9 mit der Zweiten Stammstrecke. Doch "später" ist hier das Stichwort. Die Fertigstellung der U9 sei erst für 2037 geplant, so Dieter Reiter. Manuel Pretzl, Chef der Rathaus-CSU, schiebt den Erfolg nicht zuletzt seiner Fraktion zu: "Wir haben den U-Bahn-Ausbau nach 24 Jahren rot-grünem Dornröschenschlaf wieder auf die Agenda gesetzt", reagiert er auf die Neuigkeiten.
Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne) mahnt hingegen: "Die Summe an Fehlplanungen und Versäumnissen bei der Zweiten Stammstrecke rächen sich nun in einer spürbaren Verzögerung der Fertigstellung." Da bleibe nur zu hoffen, dass der zusätzliche Planungszeitraum nun dazu genutzt werde, um einige dieser Fehler zu beseitigen.
Kritik kommt auch von Michael Piazolo, Kultusminister und der Münchner Stadtvorsitzende der Freien Wähler Bayern. Die Zweifel an den bisherigen Planungen hätten sich für sie bestätigt. Er mahnt: "Man kann nur hoffen, dass die neuen Pläne verlässlicher und besser sind."
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