S-Bahn-Mord: 15 Menschen waren zur Tatzeit am Bahnsteig

Während der tödlichen Attacke auf Dominik Brunner sind nach Medienberichten mehrere Zeugen vergeblich zum Eingreifen aufgefordert worden. 15 Menschen sollen nach Polizeiaussagen zur Tatzeit am Bahnsteig gewesen sein.
von  Abendzeitung
Die S-Bahn-Attacke von Solln beschäftigt die Politik.
Die S-Bahn-Attacke von Solln beschäftigt die Politik. © AP

MÜNCHEN - Während der tödlichen Attacke auf Dominik Brunner sind nach Medienberichten mehrere Zeugen vergeblich zum Eingreifen aufgefordert worden. 15 Menschen sollen nach Polizeiaussagen zur Tatzeit am Bahnsteig gewesen sein.

Die Behörden sehen zur Zeit jedoch keinen Anlass, um wegen unterlassener Hilfeleistung zu ermitteln, meldet die „Süddeutsche Zeitung“ (Mittwoch). Bereits am vergangenen Montag hatte die Polizei von 15 Zeugen am Tatort gesprochen. Ein 16 Jahre alter französischer Austauschschüler bestätigte dem Online-Dienst „bild.de“, dass Passanten untätig zugesehen hätten.

Zwei 17 und 18 Jahre alte Jugendliche hatten am Samstag auf dem Münchner S-Bahnhof Solln einen 50 Jahre alten Geschäftsmann zu Tode geprügelt. Der Mann hatte eine Gruppe von Kindern vor den Schlägern beschützen wollen. Laut „Süddeutscher Zeitung“ erzählten die Kinder einer Passantin, dass sie nicht nur um Hilfe gerufen, sondern gezielt Passanten angesprochen hätten, mit der Bitte einzugreifen. Doch mehrere Personen seien weitergegangen, berichtete die Frau.

Staatsanwalt Laurent Lafleur sagte der Zeitung zum Verhalten der Passanten, die Staatsanwaltschaft sei wie auch in anderen Fällen angehalten, nur eine „rechtliche Bewertung“ vorzunehmen. Eine „moralische Bewertung“ sei eine ganz andere Sache.

Auch am Mittwoch dauerte die politische Diskussion um Konsequenzen aus dem Vorfall an. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler forderte in der „Bild“-Zeitung Schutzpersonal für jeden S-Bahn-Wagen. Zur Finanzierung schlug er vor, einen Sicherheitsaufschlag von zehn Cent pro Fahrschein einzuführen. Die bayerische Rechtspolitikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) nannte am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur eine stärkere Polizeipräsenz als das wirkungsvollste Mittel gegen Jugendgewalt. Sie widersprach zugleich den Forderungen des bayerischen Koalitionspartners CSU nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts.

Am Mittwochabend soll mit einem Gedenkgottesdienst in der Nähe des Tatorts am S-Bahnhof der mutige Einsatz des Ermordeten gewürdigt werden. Die Andacht solle dazu ermutigen, auch künftig mit Zivilcourage für den Schutz anderer Menschen einzustehen, betonen evangelische und katholische Kirche.

dpa

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