S-Bahn-Fahrer fordern Radl-Express

In der S-Bahn ist kaum Platz für Fahrräder. Die Aktion Münchner Fahrgäste fordert nun einen Radl-Express, der vom Hauptbahnhof aus startet. Doch die bestehende Zugtaktung und die Kosten stünden wohl gegen eine solche Neuerung.
MÜNCHEN Ein freier Tag und herrliches Wetter – da kennen viele Münchner nur eins: Nichts wie raus aus der Stadt. Doch wer einen Ausflug mit dem MVV und seinem Radl plant, braucht Geduld und gute Nerven.
Claus Schunk kann ein Lied davon singen: Der 54-Jährige verbrachte den Pfingstsonntag mit seinem Radl am Starnberger See. Gegen 17 Uhr wollte er mit der S6 die Rückreise nach Aying antreten. Die erste S-Bahn kam: „Ein brechend voller Kurzzug“, berichtet Schunk. So voll, dass er mit seinem Radl keinen Platz fand. Schunk entschloss sich, 20 Minuten auf den nächsten Zug zu warten. Dasselbe Spiel. Kein Platz für Radlfahrer. Bei der dritten S-Bahn – wieder ein Kurzzug – zwängte Schunk sich und sein Gefährt einfach in ein ohnehin schon volles Abteil: „Wir standen wie die Heringe.“
Normalerweise seien an Wochenenden und Feiertagen auf der Linie der S6 nur Vollzüge im Einsatz, hieß es bei der Bahn. Aber wegen eines Notarzteinsatzes sei an diesem Tag einiges durcheinander geraten.
Trotzdem ist die Platznot der Radlfahrer keine Ausnahme-Erscheinung. „Wir haben schon viele Klagen deswegen gehabt. Und die S6 ist eine kritische Linie“, weiß Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste. „Wenn man den Transport der Radlfahrer nicht mit dem Regelverkehr schafft, muss man eben Radlzüge anbieten!“ Sein Vorschlag: Ein Radl-Express, der vom Münchner Hauptbahnhof startet.
„Das würden wir uns auch wünschen“, hieß es dazu überraschenderweise bei der Bahn. „Aber die Bayerische Eisenbahngesellschaft müsste die Züge bestellen.“ Doch die bestehende Zugtaktung und die Kosten stünden wohl gegen eine solche Neuerung. Dieses „Schwarze-Peter-Spiel“ müsse beendet werden, fordert Andreas Nagel. Die Bahn solle sich etwas einfallen lassen.
Derzeit passen in die Mehrzweckabteile eines Vollzugs 24 Räder. Noch einmal so viele dürften theoretisch auf die Einstiegs-Bereiche des Zugs verteilt werden. Praktisch ist dort aber oft kein Platz. Daher heißt es bei der Bahn: „Wir appellieren an die Reisenden, nicht zu den Hauptverkehrszeiten mit Rädern zu fahren.“
Julia Lenders