S-Bahn-Fahrer als Zeuge: "Brunner war der Angreifer"
MÜNCHEN - Tag fünf im Prozess um den gewaltsamen Tod des Managers Dominik Brunner. Zeugen belasten den S-Bahnfahrer, weil er nicht geholfen hat. Der sagt: „Die Angeklagten wollten an Brunner vorbei, sind nicht direkt auf ihn zu.“
Mit Spannung wurde im Fall Brunner der S-Bahnfahrer erwartet. Ihm hat Dominik Brunner (50) am S-Bahnhof Solln zugeschrien: „Jetzt gibt es Ärger!" Laut Zeugenaussagen soll Brunner dann auf die Angeklagten Markus S. (18) und Sebastian L. (18) eingeschlagen haben.
Zeugen belasten den Zugführer, der am 12. September 2009 die S7 Richtung Wolfratshausen fuhr, schwer. „Er hat nur aus dem Fenster geschaut. Ist dann in sein Fahrerhaus und losgefahren. Er hätte Herrn Brunner helfen können", sagt eines der Kinder.
Der Zugführer selbst will keine Fehler gemacht haben. „Bis Solln war alles ruhig, „sagte Matthias B. (46) am Dienstag vor Gericht. „Ich hab mich dann zum Fenster begeben. Ein älterer Herr stieg aus und sagte zu mir: ,Jetzt gibt's hier hinten Ärger.’ Dann kamen andere raus und ganz zuletzt die beiden Angeklagten. Die beiden gingen zum Treppenaufgang. Herr Brunner ging auf sie zu und holte mit der Faust aus. Getroffen hat er sehr gut. Dem Getroffenen fiel etwas aus dem Mund. Dann haben sie lautstark diskutiert. Brunner sagte dann: „Das klären wir jetzt mit der Polizei." Der Druck schien weg. Dann bin ich weiter gefahren."
Vom Streit vorher habe er nichts mitbekommen. Die beiden Angeklagten seien ganz normal ausgestiegen. Brunner habe seine Sachen abgestellt. „Die wollten an Brunner vorbei, sind nicht direkt auf ihn zu“, sagte der Zugführer, „Brunner war für mich der Angreifer.“ Er habe dann dem Fahrdienstleiter Bescheid gesagt, dass er die Polizei verständigt.
Ob es dienstrechtliche Konsequenzen gibt, wird er noch gefragt. „Nein, wir müssen nicht eingreifen. Ich habe wie vorgeschrieben über den zuständigen Fahrdienstleiter Hilfe gerufen. Es gab auch keine Vorwürfe von meinem Arbeitgeber.“
Zeugin Vera B. (16), die zur Tatzeit mit ihrem Bruder Raffale (13) in Solln am Bahnsteig gegenüber stand und nach München ins Kino wollte, sagte vor der Münchner Jugendkammer aus: „Ich habe plötzlich Schreie gehört. Ich sah drei Männer, die sich prügeln. Zwei Jungs und ein älterer Mann. Worte wie ,Motherfucker’ und ,Hurensohn’ .“
Und weiter: „Mit Füßen hat der größere Angeklagte (Anm: Markus S.) auf Herrn Brunner, der am Boden lag, eingetreten." Vera B. habe ihrem kleinen Bruder die Augen zugehalten. Er sollte so etwas nicht sehen. Sie sah dann, wie die Täter über die Gleise flüchteten und Brunner wieder stand.
Kaufmann Peter P. (59) stand damals am Bahnsteig stadteinwärts: „Der größere Angeklagte hat nur geschlagen. Der kleinere stand nur da. Der größere hat dann eine Siegerbewegung gemacht und ist weg." Seine Frau Maria P. erinnert sich: „Alle schrien auf dem Bahnsteig. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Als unsere S-Bahn abfuhr, stand Herr Brunner wieder.“
th, jot
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