S-Bahn: Es geht um Sekunden

S-Bahn will pünktlicher werden – vor allem durch eine schnellere Abfertigung an den Bahnhöfen. Die spart pro Tag sieben Stunden
von  Abendzeitung
S-Bahn-Chef Weisser will die zweite Stammstrecke.
S-Bahn-Chef Weisser will die zweite Stammstrecke. © Martha Schlüter

S-Bahn will pünktlicher werden – vor allem durch eine schnellere Abfertigung an den Bahnhöfen. Die spart pro Tag sieben Stunden

MÜNCHEN Die S-Bahn nimmt den Kampf mit der Zeit auf. Jede Sekunde zählt – vor allem beim Ein- und Aussteigen. Nur wenn die Züge künftig schneller abfahren, kann das System pünktlich arbeiten, sagt S-Bahn-Chef Bernhard Weisser. Sein Plan: Bei jedem Stopp eine Sekunde einsparen. „Bei durchschnittlich 25 Haltstellen pro Zugfahrt kommen wir täglich auf rund sieben Stunden Puffer“, rechnet Weisser.

Die meisten Züge kommen zu spät, weil sie zuvor länger als geplant halten mussten – und seien es nur 30 Sekunden. Das summiert sich. Dabei gebe es gar nicht so viele Verspätungen, sagt Weisser. „Zu 95 Prozent waren wir im letzten Jahr pünktlich.“ Fünf Minuten zählen noch nicht als Verspätung.

Die einfachste Lösung wäre eine zweite Stammstrecke. Weisser befürwortete sie gestern ausdrücklich. „Wir fahren schon am Limit.“ Doch eine zweite Stammstrecke kommt frühestens in acht Jahren – bis dahin spart die S-Bahn ihre Sekunden so ein:

Zwangsabfertigung: Zur Wiesn soll dieses Konzept an Hacker- und Donnersbergerbrücke erstmals greifen – und danach auf die Stammstrecke ausgedehnt werden. Bis jetzt gehen die Türen automatisch zu. Der Lokführer kann die Spanne per Knopfdruck verkürzen. Die Leute weichen automatisch zurück – eine Sekunde ist gewonnen.

Klare Lichtschranken: Der Raum bei den Türen wird mit gelben Linien gekennzeichnet. So soll verhindert werden, dass Fahrgäste, ohne es zu merken, in der Lichtschranke stehen. Die Züge können pünktlich abfahren.

Mehr Personal: Das soll dafür sorgen, dass die Züge auf der Stammstrecke direkt am Bahnsteig und nicht in der Schaltkabine abgefertigt werden. Die Linien fahren sofort ab, sobald alle eingestiegen sind.

Sand auf den Schienen: Das soll vor allem im Winter helfen. Die Bahnen streuen selbst Sand vor sich auf die Schienen – hilft gegen Glätte.

Gleiswechsel: Das betrifft vor allem die S 1 am Ostbahnhof. Ihre Abfahrt verzögert sich oft, weil S 3 und S 7 zu spät eintreffen. Ab Ende März fährt die Flughafen-Bahn deshalb von Gleis 2, statt Gleis 3 ab.

Anne Kathrin Koophamel

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