S-Bahn-Chaos: Darum kommen Sie zu spät!

Ein Update bringt am Montagmorgen das elektronische Stellwerk zum Absturz. Danach kommt’s noch schlimmer: Ein Schienenbruch legt die Stammstrecke lahm. Zehntausende stecken fest – und gehen zu Fuß
MÜNCHEN - Immerhin schneit’s nicht. Ein paar Grad über Plus hat es auch. So läuft es sich an diesem Morgen besser durch die Stadt, auf der Suche nach Beförderung. Wer in Pasing nicht mehr in die volle Trambahn passt oder am Ostbahnhof kein Taxi mehr bekommt, geht eben ein paar Häuserblöcke zu Fuß. Vielleicht kommt ja bald eine U-Bahn-Station. Oder ein Bus. Außer S-Bahnen gibt’s ja in München noch mehr. Zum Glück.
Denn die fährt am Montagmorgen nicht mehr – jedenfalls nicht auf der Stammstrecke. Von der S1 bis zur S8 bleiben die Züge am Ostbahnhof, am Hauptbahnhof oder in Pasing stehen, die S 27 entfällt ganz. Laut Deutsche Bahn sind „Zehntausende“ bis zum Nachmittag betroffen. München kommt wieder mal viel zu spät.
Dieses Mal lag es an zwei Dingen. An Computern – und an der Kälte:
Das Software-Chaos: Gegen 8 Uhr wird eine neue Software in den Computern des Stellwerks aufgespielt – meist Routine ohne Probleme, so DB-Sprecher Bernd Honerkamp zur AZ. Hier aber führt das Update zum Computer-Crash. Die elektronische Stellwerkstechnik funktioniert nicht mehr, der dichte Takt des Berufsverkehrs mit 30 Zügen pro Stunde bricht zusammen.
Plötzlich müssen weniger Züge fahren. Anschlagtafeln an den Bahnhöfen kündigen Verspätungen von bis zu 30 Minuten an. Und dann kommt es noch dicker...
Das Schienenbruch-Chaos: Um 9.20 Uhr wird die Stammstrecke komplett gesperrt. Ein Fahrer meldet einen Schienenbruch zwischen Hacker- und Donnersberger Brücke. Laut Honerkamp entstehen sie durch Gegenstände auf den Gleisen, durch Materialfehler oder, was am wahrscheinlichsten ist, durch Temperaturunterschiede.
Frost in der Nacht, Plusgrade am Morgen – „da arbeitet der Stahl“, so Honerkamp, es entstünden „feine Haarrisse“, die ein Zugfahrer beim Darüberfahren als „Schlag“ verspüre. „Solche Brüche gibt es oft“, sagt Honerkamp. „Nur nicht auf der Stammstrecke.“ Aber was ist da schon normal.
Automatisch läuft ein Störprogramm an, die meisten Züge bleiben an den Eingängen zur Stammstrecke in Pasing und am Ostbahnhof stehen, einige kriechen zum Isartor oder zum Hauptbahnhof Durchsagen melden; „Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit“.
Derweil flicken Techniker den Schaden: Sie legen eine Stahl-Lasche über den Bruch und machen die Schiene wieder befahrbar. Nachts werden sie wiederkommen und alles richtig verschweißen. Hoffentlich hält’s.