Rutsch-Boden am Sendlinger Tor: Gefährlich für MVG-Fahrgäste?
München - FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann betritt die glatten Bodenplatten im Untergeschoss am Sendlinger Tor – und rutscht ein wenig auf ihnen hin und her. Dann macht er den Vergleich: Die Platte daneben ist bei weitem nicht so rutschig.
Dass die Oberfläche des neuen Bodenbelags, der hier verlegt wurde, unterschiedlich beschaffen ist, spürt man nicht nur beim Drüberlaufen, man sieht es auch: Die raueren Platten sind etwas dunkler und glänzen deutlich weniger als die helle Variante.
Vor allem die glatte Variante kann dabei verheerende Folgen haben. Ein Parteikollege von Hoffmann hat bereits beobachtet, dass eine Frau auf dem Boden ausgerutscht und gestürzt ist.
Rutschgefahr wie am Stachus: Viele Unfälle und teurer Umbau
Der glatte Bodenbelag hat einen gewissen Déjà-Vu-Effekt: Vor etwa zehn Jahren gab es am Stachus ein ähnliches Problem. Denn da wurde beim Umbau des Untergeschosses ein Bodenbelag verlegt, der von vielen Nutzern als zu glatt und rutschig empfunden wurde. "Besonders gefährlich könnte es dann werden, wenn zusätzlich Schnee und Eis in die U-Bahn-Station mit hereingetragen werden", sagt Hoffmann besorgt.

Nicht nur gefährlich, sondern für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eventuell auch eine teure Angelegenheit. Nach Unfällen mit Verletzungen gab es am Stachus damals sogar mehrere Klagen von Passanten, denen der glatte Untergrund zum Verhängnis geworden war. Am Stachus musste der Bodenbelag letztendlich mehrfach überarbeitet und teils ausgetauscht werden.
Jörg Hoffmann und seine Fraktion FDP-Bayernpartei wollen deshalb am Freitag eine Anfrage an die MVG stellen, der AZ liegt diese bereits vor. Darin wollen die Stadträte unter anderem wissen, welche Vorkehrungen bei den Planungen des Bodenbelags im U-Bahnhof Sendlinger Tor getroffen wurden, um die Probleme vom Stachus bereits im Vorfeld zu umgehen.
Auch soll die MVG beantworten, welche Rutschklasse die neuen Bodenplatten im ersten Untergeschoss des U-Bahnhofs Sendlinger Tor haben und ob Bodenplatten mit unterschiedlichen Rutschklassen absichtlich oder unabsichtlich direkt nebeneinander verlegt wurden. Weil sie das Problem möglichst schnell behoben wissen will, fragt die FDP-Bayernpartei auch, ob geplant sei, die Bodenplatten bald wieder auszutauschen und somit den Fehler zu beheben. Hoffmann sagt zur AZ: "Wir wollen auch wissen, wie viele zusätzlichen Kosten diese Panne verursacht."
MVG-Sprecher: "Der Boden ist überall gleich beschaffen"
Auf AZ-Anfrage teilt MVG-Sprecher Matthias Korte jedoch – entgegen der Wahrnehmung und des Gehgefühls – mit: "Der Boden ist überall gleich beschaffen, also nicht einerseits rau und andererseits glatt."

Der Belag habe – unabhängig von der derzeitigen Optik – folgende Rutschfestigkeitsklassen: R9 in ebenen Flächen, R10 auf Treppen und Rampen und R11 in Sonderbereichen wie zum Beispiel den Bahnsteigkanten. Korte: "Dies entspricht dem Standard, wie er auch in anderen Bahnhöfen vorgeschrieben und vorhanden ist." Stichproben durch einen Sachverständigen für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk hätten die geforderte Rutschfestigkeit am Sendlinger Tor bestätigt.
Das unterschiedliche Erscheinungsbild sei auf das verwendete Material zurückzuführen: Naturstein. Korte kündigt aber an: "Durch eine spezielle Oberflächen-Behandlung wird die Optik im weiteren Verlauf der Umbauarbeiten noch vereinheitlicht. Die jetzt stärker reflektierenden und glatter wirkenden Stellen verschwinden dadurch."
Von der Optik unabhängig sei die Verkehrssicherheit schon jetzt, vor der Behandlung, in vollem Umfang gewährleistet, versichert Korte der AZ auf Anfrage.
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