Ruth Waldmann: "Es ist wunderbar"
AZ: Grüß Sie, Frau Waldmann!
RUTH WALDMANN: Hallo, es ist ein Wahnsinn. Das Telefon steht nicht mehr still. Ich habe jetzt extra Leute aus der Leitung geschmissen, damit wir telefonieren können. Kein Wunder,
Sie sind immerhin ein Unikat – die einzige rote Direktkandidatin Bayerns. Wie lange haben Sie Sonntagnacht noch gefeiert?
Es hat lange gedauert, bis wir wissen konnten, ob es wirklich für das Direktmandat gereicht hat. Ganz am Schluss sind noch die Briefwahl-Bezirke ausgezählt worden, da wurde das Ergebnis noch etwas knapper. Deshalb haben wir auch erst recht spät mit dem Feiern begonnen.
Mit Ihrem Mandat sorgen Sie für den einzigen roten Tupfer im tiefschwarzen Freistaat. Was ist das für ein Gefühl?
Es ist wunderbar. Ich bin sehr froh, glücklich und dankbar – den Leuten, die mitgeholfen haben, den Wahlerfolg zu organisieren. Ich hätte es kaum für möglich gehalten, dass ich gegen die unglaubliche Überpräsenz der CSU mit all ihren Wahlplakaten in meinem Stimmkreis anstinken kann.
Apropos Überpräsenz. Ihre CSU-Konkurrentin Mechthilde Wittmann hat sich geärgert, dass Sie trotz „sehr geringer Präsenz“ gewonnen hätten.
Das finde ich jetzt eher lustig. Unter Präsenz verstehe ich, wirklich im Stimmkreis zu sein – in den Vereinen, Gemeinden, Institutionen, Einrichtungen und bei den Menschen auf der Straße. Und das bin ich schon seit vielen Jahren. Ich halte übrigens auch als Bezirksrätin das bayernweit einzige SPD-Direktmandat in diesem Stimmkreis. Frau Wittmann ist ja Stadträtin, sie hätte sich auch in den vergangenen Jahren mal hier blicken lassen können. Das war aber nicht so. Und nur so kurz vor der Wahl vor Ort zu sein – das reicht eben nicht.
Verzeihen Sie das Wort, aber das klingt alles so ein bisschen nach Zickenkrieg.
Sie ist etwas schwierig im Umgang, das muss ich tatsächlich sagen. Ich bin schon eine ganze Weile in der Politik und habe das so noch nie erlebt. Ich möchte mich auf so etwas eigentlich nicht einlassen, aber kann mir das natürlich auch nicht einfach gefallen lassen. Man sieht ja auch am Wahlergebnis, dass Frau Wittmann Unrecht hat.
Zurück zum Wahlabend: Hat denn überhaupt jemand mit Ihnen feiern wollen? Das SPD-Ergebnis an sich war ja eher mau.
Bei uns war die Stimmung bestens. Wir können zwar nicht die Regierung übernehmen, obwohl das als große Volkspartei unser Ziel war. Die Freien Wähler und die Grünen konnten da leider auch nicht mehr dazu beitragen. Aber insgesamt haben wir in München ein besseres Ergebnis als vorher. Das ist immerhin ein kleiner Trend ins Positive. Das stimmt uns optimistisch für die kommenden Wahlen.
Es ist aber immer noch das drittschlechteste SPD-Ergebnis in Bayern seit 1946.
Keine Frage, berauschend ist das Ergebnis nicht. Es ist ein sehr eindeutiger Sieg der CSU. Wir müssen unsere nächsten Aufgaben jetzt so gut wie möglich bewältigen, das sind die Bundestagswahl am Sonntag und die Kommunalwahlen in München im kommenden Frühjahr.
Was werden Ihre Arbeitsschwerpunkte im Landtag?
Bislang bin ich Sozialpolitikerin. Ich kann mir aber auch vorstellen, mich an einer anderen Stelle einzubringen. Ich werde meinen Platz schon finden.
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