Runderneuerung vom Christkindl

Ein Gutschein für die Schönheits-Operation liegt als Weihnachtsgeschenk im Trend: die Patienten, die sich neue Nasen, Pos und Brüste wünschen, werden immer jünger.
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Zeigt gern, was sie hat (machen lassen): US-Schauspielerin Pamela Anderson
dpa Zeigt gern, was sie hat (machen lassen): US-Schauspielerin Pamela Anderson

MÜNCHEN - Ein Gutschein für die Schönheits-Operation liegt als Weihnachtsgeschenk im Trend: die Patienten, die sich neue Nasen, Pos und Brüste wünschen, werden immer jünger.

Der Wunschzettel ist lang. Neuer Busen, Nasenkorrektur, Fettabsaugung oder Lidkorrektur: Der Traum vom perfekten Körper – als Weihnachtsgeschenk. „Heute wünschen sich bereits Jugendliche zu Weihnachten einen Gutschein für eine Schönheits-OP“, sagt Werner Mang. Vier Prozent aller Patienten unter dem Skalpell eines Schönheitschirurgen sind minderjährig, jeder dritte Patient ist zwischen 18 und 30 Jahre alt.

Der Präsident der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM): „Statt einer Rolex unterm Weihnachtsbaum freuen sich heute viele Ehefrauen eben auf den Gutschein für ein Face-Lifting.“ Weihnachten ist Hochsaison für die Schönheitsmacher.

Eine Million Menschen haben sich allein im Jahr 2008 einer ästhetischen OP unterworfen, schätzt Mang. „Die Schönheitschirurgie ist heute längst Mainstream. Das betrifft die Hausfrau aus Wanne-Eikel genauso wie den erfolgreichen Topmanager aus Grünwald.“

Nicht nur Frauen träumen von der Körper-Korrektur

Denn längst beugen sich auch Männer immer häufiger dem Druck der Konkurrenz um Erfolg und Durchsetzungsfähigkeit im Job. Hatten die Männer vor zehn Jahren erst einen Anteil von 10 Prozent am Markt für ästhetische Chirurgie, sind es heute bereits 20 Prozent: 200000 Männer haben sich laut Mang dieses Jahr unters Messer gelegt.

Dabei geht der aktuelle Trend „zu kleinen Reparaturen, bevor man die größeren Lösungen vornimmt“, erklärt Mark Wolter, Generalsekretär der IGÄM. Bei den Männern stünden aktuell die „Entfernung von Tränensäcken und die Schlupflid-Korrektur“ hoch im Kurs: „Da sieht man gleich wieder viel frischer aus“, meint Wolter.

Aber auch die Fettabsaugung an Bauch und Hüfte und vor allem die „Hals- und Doppelkinn-Korrektur“ liegen bei Business-Männern offensichtlich voll im Trend: „Die wirken danach wieder viel markanter, erfolgreicher und durchsetzungsfähiger“, sagt Wolter. Der schöne Schein macht’s – angeblich – aus: Das glauben zumindest die Teilnehmer mehrerer US-Studien, die nach der Wirkung von operierten Gesichtern befragt wurden.

Der Schönheitswahn übt enormen psychischen Druck aus

Bei Frauen sind laut Wolter vor allem Brustvergrößerungen, Botoxbehandlungen gegen Falten, Augenlid-Korrekturen, Fettabsaugungen von „Reiterhosen“ oder das komplette Face-Lifting angesagt.

Für die Schönheitschirurgen ist die Entwicklung ein riesiger Wachstumsmarkt: Auf 2Milliarden Euro schätzt Mang allein in Deutschland den Umsatz seiner Branche. Die Zahl der Eingriffe hat sich zwischen 1990 und 2002 versechsfacht – von 109000 auf 660000 pro Jahr.

Schon Kinder träumen heute von einer Schönheits-OP: Für die Münchner Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Maria Nonnast-Sander ist dieser „Zwang zur Schönheit“ eine gefährliche Entwicklung. Der „ technische Machbarkeitswahn und sein Glaube, Leid vermeiden zu können, sei ein „Teufelskreis“.

In den USA waren vor 30 Jahren noch 85 Prozent der Bevölkerung mit ihrem Körper voll zufrieden. Heute sind es nur noch etwas mehr als die Hälfte: „Der Schönheitswahn setzt die Menschen unter einen enormen psychischen Druck“, warnt Maria Nonnast-Sander. Zumindest hält sie es für ein Weihnachtsmärchen, dass das Geschenk einer Operation die Menschen wirklich wieder glücklicher macht.

Michael Backmund

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