Rund um München: Fünf schöne Spaziergänge für den Winter

München - Wer glaubt, Wandern sei eine Beschäftigung für den Sommer, der irrt. Auch im Winter kann man wunderbare Spaziergänge machen und Sonne tanken. Manchmal ist der Ausblick sogar besser, wenn die Bäume kahl sind, wie Autorin Ursula Weber in ihrem Buch "Aussichtsreiche Sonntagsspaziergänge für alle Jahreszeiten" schreibt – erschienen im Volk Verlag.

Neben 18 Ausflügen finden sich in dem Buch auch kleine Geschichten, mit denen man sich die Rast verschönern kann. Die AZ stellt einige der Touren vor, die auch im Winter beeindruckende Ausblicke bieten – und hat selbst noch einen Tipp parat. Viel Freude beim Spazieren!
Der Riegseer Kapellenweg: Wintersonne am Seeufer tanken und einkehren
Am besten startet man diesen Spaziergang am Parkplatz am Haus des Gastes, Dorfstraße 43, oder am "Parkplatz für Wanderungen am See". Auf der Dorfstraße geht es Richtung Süden, bis zur katholischen Pfarrkirche St. Stephanus in Empfang. Der Turm dürfte in seiner Urfassung vor mindestens 800 Jahren erbaut worden sein, während die Kirche im 15. Jahrhundert errichtet und ab 1722 barockisiert wurde, schreibt Autorin Ursula Weber.
Dahinter ist zum ersten Mal der See zu erkennen. Rechts in die Seestraße einbiegen und Richtung Campingplatz marschieren und diesen durchqueren, gelbe Schilder in Pfeilform weisen den Weg.
Ein schmaler Weg führt am Ufer entlang, eine Bank am Badeplatz lädt zum kurzen Innehalten ein. "In diesem Gewässer fühlen sich Renken, Hechte, Barsche oder Aale ausgesprochen wohl, was für reichlich Anglerfreuden sorgt", weiß die Autorin. Der See und seine Ufer stehen zum großen Teil unter Landschaftsschutz.
Der Uferpfad bringt uns gemächlich nach Norden. Nun muss eine Viehweide durchquert werden, die zum nordöstlichsten Badesteg führt. Von dort aus kann man den Blick trefflich übers Wasser zu den Ammergauer Alpen hin schweifen lassen.

Weber schreibt dazu: "Für mich hat diese kleine Runde vor allem im Winter ihren größten Reiz. Zum einen muss man sich beim Durchqueren der Weiden keine Sorgen darüber machen, aufgeregten Kühen zu begegnen. Zum anderen schätzt man in dieser Jahreszeit das ausgiebige Sonnenbad, das einen nun erwartet, am allermeisten."
Von dem kleinen Wiesengrund aus geht es rechts Richtung Osten, bis ein Feldweg erreicht ist, der wieder links nach Norden weiterführt.
Dann dem Wegweiser hinauf zur Mesnerhauskapelle folgen. Nach dem Anstieg wird man mit einem zauberhaften Ausblick belohnt.
Zurück geht es auf gleichem Weg. Eine Kiesstraße führt in rund einer halben Stunde zurück an den Start an der Kapelle. Nun ist Zeit zum Einkehren und Bummeln in den vielen Hofläden, wie zum Beispiel der des Alpakahofs Schmid. Zum Einkehren empfiehlt Weber zum Beispiel die Seestube Riegsee (beim Campingplatz) oder den Gasthof Post in Aidling. Die Gehzeit ist mit 1:25 Stunden angegeben. 5,3 Kilometer werden dabei insgesamt zurückgelegt.
Regattastrecke mit grüner Oase: Eine Runde um den See oder bei Sonnenuntergang den Ruderern zusehen
Der Regattaparksee in Oberschleißheim, nördlich von München, und die angrenzende Ruderregattastrecke bieten nicht nur Ruhe und Natur, sondern auch einen Hauch olympischer Geschichte. Die Route um den See führt vorbei an malerischen Schilfzonen, Bäumen und Wiesen, die im Winter von einer frostigen Schicht überzogen sind. Hinter den Bäumen blitzt in der Ferne immer wieder der Olympiaturm hervor. In der kalten Jahreszeit strahlt der Baggersee eine besondere Ruhe aus. Auch mit dem Vierbeiner eignet sich die entspannte Runde ideal.
Die Regattastrecke schließt direkt an den Regattaparksee an. Die imposante Anlage wurde für die Olympischen Spiele 1972 gebaut und ist heute ein Trainings- und Wettkampfzentrum für Ruderer und Kanuten. Auch im Winter sind hier teilweise Athleten unterwegs, die auf dem Wasser ihre Bahnen ziehen.

Der Hauptweg entlang der Regattastrecke ist etwa 2 Kilometer lang, asphaltiert und bei Radfahrern und Skatern sehr beliebt. Direkt am Wasser bietet er einen beeindruckenden Ausblick auf die Strecke und die Tribünen. Die historischen Bauten sind ein spannender Kontrast zur natürlichen Umgebung.
Die Regattaanlage ist gut mit der S-Bahn (S1 oder S2) und Bus ab Dachau oder Oberschleißheim zu erreichen. Für die Anreise mit dem Auto sind ausreichend Parkplätze vorhanden. Ein Spaziergang lässt sich ideal auf den Stegen am Ufer der Regattastrecke ausklingen. Hier erwischt man auch noch die letzten Sonnenstrahlen und hat einen wunderschönen Blick auf den Sonnenuntergang, der sich im Wasser spiegelt.
Von der Mangfall zum Weyarner Lindl: Historische Spuren entdecken und einen Rundum-Blick genießen
Gut möglich, dass schon vor Jahrtausenden die Bewohner des Mangfalltals auf genau den Wegen spaziert sind, über die diese Tour führt. Darauf deuten jedenfalls Reste einer keltischen Siedlung hin, die man unterwegs bestaunen kann.
Um dem Lärm der Autobahn zu entgehen, startet man am Restaurant Maxlmühle in Valley. Südlich davon führt eine Brücke über die Mangfall, deren Flusstal laut Ursula Weber vor rund 20.000 Jahren durch Schmelzwasserströme ausgeformt wurde.
Auf dem Forstweg geht es leicht nach rechts und dann in einer Linkskurve nach Norden. An der nächsten Gabelung verbleibt man auf diesem Weg, der schon vor über 2000 Jahren eine wichtige Verbindungsstraße war. Es geht steil bergauf, bis der Weg zu einer weiten Ebene wird, von der die Sicht bis hinüber zu den österreichischen Bergen reicht.
Weiter geht es durch ein landwirtschaftliches Gehöft auf eine Straße, die sanft südöstlich bergab führt. Im Norden sind Spuren des Walls einer keltischen Anlage erkennbar. Die sogenannte Fentbach-Schanze ist ein ehemaliges Oppidum aus der Zeit von 250 bis 15 vor Christus, also eine Art Siedlung. Rund zehn Hektar groß ist die Fläche.

Die Straße nach Osten führt in den Weiler Fentbach. Man folgt dem Rudolf-Groeschel-Weg rechter Hand zu einer majestätischen Linde, die an dieser Stelle bereits seit dem elften Jahrhundert bezeugt ist. Im Laufe der letzten 200 Jahre wurde sie zwar mehrfach von Blitzeinschlägen schwer getroffen, wuchs aber stets zu neuer, beeindruckender Größe heran. Die danebenliegende Kapelle Heilige Drei Könige wurde 1884 erbaut.
Die Route führt weiter über einen Gehweg an der normalerweise wenig befahrenen Mittenkirchner Straße entlang nach Süden. Schanuks Gasthof Lindl bietet sich als Einkehrmöglichkeit an, bevor die Straße "Am Lindl" rechts nach Westen abzweigt. In südlicher Richtung geht es ein Stück durch den Ort Standkirchen.
Nach dem ersten Anwesen führt eine unbeschilderte Straße rechts nach Westen und als Feld- und Wiesenweg schließlich hinauf zum Weyarner Lindl. Seit dem 15. Jahrhundert ist hier ein mächtiger Lindenbaum bezeugt, der im Laufe der Jahre immer wieder neu gepflanzt werden musste.
Von hier aus hat man laut Autorin Weber eine "faszinierende Fernsicht", die vom Kaisergebirge über die Chiemgauer Alpen sowie vom Mangfallgebirge, Karwendel und Wetterstein bis hin zur Zugspitze reicht.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück zur Maxlmühle, die sich für eine Einkehr anbietet. Kronprinz Maximilian machte dort 1837 ebenfalls Rast. Insgesamt dauert die 5,9 Kilometer lange Tour 1:40 Stunden.
Schäftlarner Allee-Runde: Auf einem Bankerl die Aussicht genießen und im Klosterbräustüberl einkehren
Freilich ist dieser Spaziergang auch im Sommer schön. Aber: Wenn die Bäume keine Blätter tragen, sind die Aussichten besonders eindrucksvoll.
Von den zahlreichen Parkmöglichkeiten um das Kloster Schaftlarn bietet sich für diese Runde der südlichste Platz beim Klosterbräustüberl an. Ein Wegweister zeigt in Richtung Süden nach Ebenhausen. Der Forstweg steigt zuerst langsam an und gibt dann den Blick über das weite Isartal frei.
Über den Schluchtweg geht es steil hinauf auf die Schäftlarner Ebene. Der dunkle Hohlweg öffnet sich schließlich zu Wiesen und Weiden. Weiter geht es den Holzner Graben hinauf, an den letzten Bäumen biegt ein Feldweg nach links ab und bietet einen Blick auf die beeindruckende Voralpenkette.

Über eine Kastanienallee geht es nach Holzen. Danach zweigt gut hundert Meter nach einer Biegung in westlicher Richtung hinter dem hölzernen Weidezaun ein von Linden gesäumter Wiesenpfad rechts ab. Oben angelangt, lädt ein Aussichtsbankerl zur Rast ein.
Zurück auf dem Wiesenpfad geht es weiter nach Norden. Ein Feldweg führt rechts zurück auf den Holzer Graben, über den man wiederum rechts zum Waldeck gelangt, Von hier aus kann man auf dem bekannten Hinweg zurück zum Startpunkt gehen.
Einkehrmöglichkeiten findet man im Klosterbräustüberl Schäftlarn oder im Gasthaus zur Mühle. Die 7,2 Kilometer lange Strecke bewältigt man in 1:50 Stunden Gehzeit.
Gaißacher Panoramarunde: Das Isartal in seiner ganzen Pracht bewundern und Hügelgräber erkunden
Schon im Jahr 817 wurde das heutige Gaißach erstmals schriftlich erwähnt, damals hieß die Siedlung "Keizahu". Einen wunderschönen Weitblick ins Isartal hatte man von dort aus wohl bereits damals.
Die Tour startet am neuen Friedhof, wo es zahlreiche Parkplätze gibt. Man folgt der Dorfstraße Richtung Süden und erblickt rechts die imposante Pfarrkirche St. Michael. Kurz geht es bergab, bei einer stattlichen Linde mit Wegkreuz biegt man links ab. Die Abzweigung ist ausgeschildert als "Filzen Rundweg – Greiling-Marienstein".
Die Straße nach Reut führt hinunter zum Moor, unterwegs kann man den weiten Blick in den Isarwinkel bis ins Karwendelgebirge genießen.

Beim letzten großen Bauernhof weist ein Rundweg-Schild nach rechts, wenige Meter später geht es nach links und an einem alten Holzstadl erneut nach links. In dem Moor, das sich rechts erstreckt, sind viele seltener Pflanzen und Tiere beheimatet.
Bald durchquert der Weg ein Wäldchen, in dem eine alte Wassermühle zu sehen ist. Dann dreht der Weg scharf nach links, es bietet sich erneut ein Blick aufs Isartal "mit beeindruckender Weite und Schönheit", schreibt Autorin Weber. Nach einem Pferdehof geht es wieder in einen Wald, wo man an einer Kreuzung dem Forstweg nach links Richtung Gaißach-Dorf folgt.
Nach wenigen Metern verschwindet ein Trampelpfad im Gebüsch. Wer ihm folgt, findet 64 Hügelgräber aus der mittleren Bronzezeit, die auf eine entsprechende Ansiedlung in lang vergangenen Zeiten hindeuten.
Zurück auf dem Hauptweg geht man auf den Gaißacher Kirchturm zu. Dabei genießt man den Panoramablick und erspäht unter anderem den Tölzer Kalvarienberg, bevor es nach rechts zum Parkplatz zurückgeht.
Die Tour ist fünf Kilometer lang und dauert 1:15 Stunden. Einkehren kann man im Gasthof Mühle, im Landgasthof Zachschuster oder in der Draxl-Alm.