Ruhestand statt Hochspannung: Der faradaysche Käfig im Deutschen Museum wird ausrangiert

Der berühmte faradaysche Käfig im Deutschen Museum wird ersetzt. Kurator Frank Dittmann gibt in der AZ einen Ausblick auf die neue Ausstellung.
Nina Job
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Erinnert an eine Voliere: So soll der neue faradaysche Käfig mal ausschauen.
Visualisierungen: Deutsches Museum 9 Erinnert an eine Voliere: So soll der neue faradaysche Käfig mal ausschauen.
Erinnert an eine Voliere: So soll der neue faradaysche Käfig mal ausschauen.
Sigi Müller 9 Erinnert an eine Voliere: So soll der neue faradaysche Käfig mal ausschauen.
Kommt nur gekippt durch die Tür: Dieses alte Boot ist 16 Meter lang, 2,70 Meter breit und wiegt etwa drei Tonnen.
Sigi Müller 9 Kommt nur gekippt durch die Tür: Dieses alte Boot ist 16 Meter lang, 2,70 Meter breit und wiegt etwa drei Tonnen.
Kommt nur gekippt durch die Tür: Dieses alte Boot ist 16 Meter lang, 2,70 Meter breit und wiegt etwa drei Tonnen.
Sigi Müller 9 Kommt nur gekippt durch die Tür: Dieses alte Boot ist 16 Meter lang, 2,70 Meter breit und wiegt etwa drei Tonnen.
Seinen letzten Einsatz hatte er im Sommer 2022: Noch hängt der faradaysche Käfig an seinem Platz - nicht mehr lange.
Sigi Müller 9 Seinen letzten Einsatz hatte er im Sommer 2022: Noch hängt der faradaysche Käfig an seinem Platz - nicht mehr lange.
Vieles ist schon ausgebaut. Wasserräder, Dampfwalzen, Motoren - alles muss raus, damit die zweite Museumshälfte saniert werden kann.
Sigi Müller 9 Vieles ist schon ausgebaut. Wasserräder, Dampfwalzen, Motoren - alles muss raus, damit die zweite Museumshälfte saniert werden kann.
Frank Dittmann hat das neue Ausstellungskonzept entwickelt.
Sigi Müller 9 Frank Dittmann hat das neue Ausstellungskonzept entwickelt.
Windkraft darf in der neuen Ausstellung nicht fehlen. Der Kopf eines Windrads wird veranschaulichen, wie groß die Dinger sind.
Visualisierungen: Deutsches Museum 9 Windkraft darf in der neuen Ausstellung nicht fehlen. Der Kopf eines Windrads wird veranschaulichen, wie groß die Dinger sind.
Auch ein ausrangierter Mast der Stadtwerke soll in die neue Ausstellung ziehen: zur Veranschaulichung der Stromerzeugung.
Visualisierungen: Deutsches Museum 9 Auch ein ausrangierter Mast der Stadtwerke soll in die neue Ausstellung ziehen: zur Veranschaulichung der Stromerzeugung.

München - Gleich hinter den schweren Türen, dort, wo bis zum vorigen Sommer der Haupteingang ins Deutsche Museum war, schaut es jetzt aus wie in einem Holzlager. Zwischen den Säulen türmen sich meterhoch Holzpaletten und Latten. In der Halle nebenan stehen riesige Rollen mit Luftpolsterfolie. Gabelstapler fahren umher. Es hallt in den zum Teil schon ziemlich leeren Museumshallen.

2028 hat das gesamte Deutsche Museum wieder geöffnet

Während in der anderen Hälfte des Museums die Besucher durch völlig neugestaltete weiß gestrichene Ausstellungsräume streifen, wird hier auseinandergeschraubt, vermessen, dokumentiert, verpackt und geräumt. Alle Exponate müssen raus, bis auch die zweite Hälfte des Museums generalsaniert werden kann. 2028 soll auch hier alles neu sein.

Faradayscher Käfig geht in Museumsruhestand

Frank Dittmann, Kurator der Abteilung Energie-, Starkstrom- und Automatisierungstechnik, hat die AZ herumgeführt. Rund zwölf Monate wird es insgesamt dauern, bis alle 10.000 Objekte raus sind, erklärt er. Auch eine Ikone, die jeder Münchner kennt, wird bald abgebaut – und nicht mehr in die Ausstellung zurückkehren: der faradaysche Käfig.

Frank Dittmann hat das neue Ausstellungskonzept entwickelt.
Frank Dittmann hat das neue Ausstellungskonzept entwickelt. © Sigi Müller

Noch hängt er wie eh und je in seinem Gitterkäfig, am Zaun ein gelbes Warnschild mit rotem Blitz und den Worten "Vorsicht! Lebensgefahr". Seine Anziehungskraft auf die Besucher ist legendär. Die Vorführungen, wenn es ohrenbetäubend knallte und blitzte und dem Museumsmitarbeiter in der Kugel trotzdem kein einziges Haar angesengt wurde – das gehörte für Millionen Besucher zu den absoluten Highlights im Museum.

Neuer faradayscher Käfig in Planung

Die Hochspannungsanlage und das derzeit ebenfalls geschlossene Bergwerk waren die meistbesuchten Abteilungen. Wann das Bergwerk wieder öffnen wird, ist ungewiss (AZ berichtete). Für den anderen Publikumsliebling steht aber fest: "Es wird wieder ein faradayscher Käfig kommen. Er wird ein bisschen größer sein, so dass zwei Personen hineinkönnen", verrät Dittmann. Die Käfig-Plätze soll man künftig als Besucher sogar buchen können zu einem besonderen Anlass. Dittmann kann sich zum Beispiel Hochzeitspaare darin vorstellen.

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Knallen soll es auf jeden Fall wieder – wenn auch nicht mehr ganz so laut. "Der Knall gehört dazu, es soll nicht nur ein Plopp sein", verspricht der Kurator. Allerdings gelten inzwischen andere Lärmschutzregeln – 60 Dezibel sind das Maximum. Akustiker sollen an der idealen Lösung tüfteln.

Alter faradayscher Käfig "steht als Highlight und Symbol fürs Deutsche Museum"

Der alte faradaysche Käfig hat also ausgedient. Er geht in den Museumsruhestand. Verschrottet wird er aber ganz sicher nicht. "Er wird für die nachfolgenden Generationen und für die Ewigkeit aufbewahrt", sagt Kurator Dittmann.

"Er ist ein ikonisches Exponat und kommt in die Abteilung Sammlungsgeschichte ins Depot. Er steht als Highlight und Symbol fürs Deutsche Museum." Die Halle, in der der Kugelkäfig in diesen Tagen einsam und verlassen hängt, wird 2028 nicht wiederzuerkennen zu sein. Das alte Gewölbe mit seinen Stahlrippen soll freigelegt werden, die Zwischendecken kommen raus. "Die ganze Halle ist ein faradayscher Käfig", erklärt Dittmann. Nach der Sanierung werden die Decken wesentlich höher sein, auf 1.000 Quadratmetern wird sich alles um Energie und ihre Formen drehen.

Die Hochspannungsabteilung mit dem neuen faradayschen Käfig wird ans andere Ende der Halle ziehen – die Pläne erinnern an eine Vogelvoliere. Davor werden die Besucher auf Tribünen ähnlich wie in einem kleinen Amphitheater Platz nehmen können. "Die Sicht wird sich verbessern", sagt der Kurator. Und er verspricht, dass wieder eine Show kommen wird, die den Besuchern gefällt: "Da wird was passieren!"

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  • Wickie712 am 22.01.2023 11:45 Uhr / Bewertung:

    Das Museum wird modern, oder?
    Statt greifbar und realistisch Sachen zu erleben, kennen zu lernen, wird auf moderne Displayarbeit gesetzt.
    In den letzten 20 Jahren war ich 3 mal im Museum und jedes Mal wurde es von der Qualität schlechter und die meisten Funktionen waren ohne Funktionen.

  • Bluto am 21.01.2023 15:39 Uhr / Bewertung:

    Interessant. Es gibt eine Lärmschutzverordnung für Hochspannungsvorführungen in Museen?
    Als Nicht-Akustiker fielen mir folgende Schutzmaßnahmen ein: Ohren zuhalten oder für Jüngere: Einfach die sowieso schon vorhandenen Bluetooth- Ohrhörer etwas lauter stellen!😜

  • freeman am 21.01.2023 13:09 Uhr / Bewertung:

    Knallen muss es, aber gewaltig! Nicht nur jeder Münchner, sondern jeder Besucher überhaupt erinnert sich an diesen Käfig. Zugegeben, mein letzter Besuch ist bestimmt 15-20 Jahre her, und immer noch die Hauptattraktion in meiner Erinnerung.

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