Ruheorte in München: An diesen Geheim-Verstecken entfliehen Sie Stress und Hektik

In München ist es überall stressig? Stimmt nicht. An diesen zehn Orten finden Sie Ruhe: in Museen, Parks und bei anderen versteckten Plätzen. Die Geheimtipps der AZ.
von  Sophie Anfang, Julia Wohlgeschaffen, Ruth Frömmer
Das Schloss Schleißheim bietet beeindruckende Barockarchitektur, einen weitläufigen Park – und viel mehr Ruhe als Schloss Nymphenburg.
Das Schloss Schleißheim bietet beeindruckende Barockarchitektur, einen weitläufigen Park – und viel mehr Ruhe als Schloss Nymphenburg. © IMAGO/Jürgen Ritter

München - Unter der Woche von Termin zu Termin hetzen, dann am Wochenende hektisch Besorgungen machen, manchmal ist das alles ein bisschen viel. Grund genug, die Fastenzeit zum Anlass zu nehmen, einmal ein paar Takte runterzuschalten. Dafür müssen Sie sich weder im Schweigekloster einmieten, noch eine lange Autofahrt aufs Land auf sich nehmen. Die Stadt selbst bietet überraschend viele Orte, an die Sie sich zurückziehen können, wo wenig bis kein Trubel herrscht und Sie sich eine kurze Auszeit vom Alltagsstress nehmen können. Die AZ stellt Ihnen zehn davon vor – kompatibel für jedes Wetter.

Schloss Schleißheim

331.350 Menschen haben sich vergangenes Jahr das Schloss Nymphenburg angeschaut. Ins Neue Schloss Schleißheim kamen nur 49.133 Besucher. Und das, obwohl die Residenz der Wittelsbacher ebenfalls mit Prunk, Fontänen und einem schönen Park zum Flanieren aufwarten kann. Dieser wurde von französischen Gartenarchitekten angelegt und zählt zu den bedeutendsten Barockgärten Europas. Kurfürst Max Emanuel ließ das Neue Schloss und das Jagdschloss Lustheim errichten (dieses wird noch bis März saniert). Beide zählen zu den beeindruckendsten Barockschlössern auf dem Kontinent.

Auch bei Regen schön: das Schloss Schleißheim.
Auch bei Regen schön: das Schloss Schleißheim. © IMAGO/Jürgen Ritter

So viele Superlative und trotzdem so wenige Besucher im Vergleich zu Nymphenburg? Warum das so ist, mag mit der längeren Anreise zu tun haben. Aber wer barocke Pracht ohne die Massen erleben will, hat hier zumindest seine Ruhe.
10-16 Uhr, montags geschlossen, 6 Euro, bequem erreichbar mit der S1 Oberschleißheim, Parkplätze kostenpflichtig

Museen, Parks, Schlösser, versteckte Orte: Ruheoasen in München

Gleispark Baumkirchen

Wenn sich die Natur einen Platz zurückerobert, dann hat das immer auch eine Prise Magie. Nicht umsonst sind sogenannte Lost Places (was in etwa vergessene Orte bedeutet) bei Fotografen und Freunden von Mini-Abenteuern sehr beliebt. Man ist an ihnen oftmals allein – was auch daran liegt, dass dort zu sein meistens nicht legal ist. In Berg am Laim gibt es seit etwa zwei Jahren einen Ort, der eine ähnliche Anmutung hat, den man aber ganz legal und bequem besuchen kann: den Gleispark Baumkirchen. Auf stillgelegten Gleisanlagen wuchert es inzwischen, es gibt kleine Birken, Magerrasen und geschützte Tierarten wie die Zauneidechse.

Im Gleispark Baumkirchen hat sich die Natur eine einstige Bahnanlage zurückerobert. Der Park ist inzwischen erschlossen worden.
Im Gleispark Baumkirchen hat sich die Natur eine einstige Bahnanlage zurückerobert. Der Park ist inzwischen erschlossen worden. © Sigi Müller

Architekten haben den Park mit Bohlenwegen erschließen lassen, so dass der Besuch möglich ist, ohne Flora und Fauna zu stören. Ein wirklich besonderer Ort in der Stadt. Und noch so unbekannt, dass man ihn oft für sich alleine hat.
Hermann-Weinhauser-Straße

Gewächshäuser im Botanischen Garten

Im Winter kann man im Sumpf- und Wasserpflanzenhaus exotischen Schmetterlingen beim Flattern zusehen (bis 17. März). Diese Ausstellung ist so beliebt, dass sie an Wochenenden nur noch mit Einlassbändchen besuchbar ist. Wer Ruhe sucht, ist hier definitiv falsch. Wie gut, dass die meisten Besucher die vielen anderen schönen Gewächshäuser, die es in der Anlage gibt, einfach links liegenlassen.

Das Kakteenhaus im Botanischen Garten ist nur eines von mehreren Gewächshäusern in der weitläufigen Anlage. Hier durchzuschlendern ist wie ein kleiner Urlaub.
Das Kakteenhaus im Botanischen Garten ist nur eines von mehreren Gewächshäusern in der weitläufigen Anlage. Hier durchzuschlendern ist wie ein kleiner Urlaub. © imageBROKER/Martin Siepmann

Machen Sie also am besten einen Bogen um das Haus 4, sofern Sie an einem Wochenende hierherkommen und schauen Sie sich stattdessen im Haus 2 um. Im Tropischen Nutzpflanzenhaus kann man die Nutz- und Gewürzpflanzen sehen, deren Früchte und Samen man nur aus dem Supermarkt kennt. Kaffeekirschen, Kakaoschoten oder Ingwer wachsen hier. Was für eine schöne Sache, einmal zu erleben, wie dieses Tropenobst oder Gewürze am Baum oder Strauch aussehen. Ein bisschen wie ein Urlaub im Paradies, nur ohne Interkontinentalflug.
Menzinger Straße 65, 9-16 Uhr, 6,50 Euro

München ohne Stress: Diese versteckten Orte sollten Sie besuchen

Bibliothek des Deutschen Museums

Hinter dem großen Bau des Deutschen Museums steht ein weiteres Gebäude auf der Museumsinsel – das vielleicht nicht alle Münchner kennen: Hier befindet sich die Museumsbibliothek, die 1932 eröffnet wurde. 1989 folgte eine Neugestaltung des Lesesaals, der bis heute im Stil der 80er Jahre eingerichtet ist. Besucher finden in der Regel in dem lichtdurchfluteten Raum ohne Probleme einen freien Platz.

Die Bibliothek des Deutschen Museums hat jeden Tag geöffnet, und hier findet man im Lesesaal oft einen freien Platz. Man erreicht die Bibliothek über den Innenhof des Museums.
Die Bibliothek des Deutschen Museums hat jeden Tag geöffnet, und hier findet man im Lesesaal oft einen freien Platz. Man erreicht die Bibliothek über den Innenhof des Museums. © imago stock&people

In den Regalen an der Wand reihen sich Bücher zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik aneinander. Wer nach dem Besuch noch Lust auf einen ruhigen Spaziergang hat, begibt sich am besten zum Auer Mühlbach gleich um die Ecke.
Museumsinsel 1, Eingang im Innenhof des Museums, täglich 9-17 Uhr

Sankt Michael

Egal, wie viel Bummeltrubel in der Fußgängerzone ist, wenn man einen Moment zum Durchschnaufen braucht, ist St. Michael eine sichere Adresse. In der Jesuitenkirche in der Neuhauser Straße 6 kann man sich niederlassen, die Renaissancearchitektur bestaunen.

Egal, wie viele Menschen sich durch die Fußgängerzone schieben, wenn man kurz eine Atempause braucht, findet man in St. Michael in der Neuhauser Straße die richtige Umgebung dafür.
Egal, wie viele Menschen sich durch die Fußgängerzone schieben, wenn man kurz eine Atempause braucht, findet man in St. Michael in der Neuhauser Straße die richtige Umgebung dafür. © IMAGO/Pond5 Images

Wer um 12.30 Uhr kommt, kann sich eine Viertelstunde lang einer Mittagsmeditation anschließen. "Atem. Pause" findet immer unter der Woche um dieselbe Zeit statt. Am Wochenende finden um die Mittagszeit Messen statt.
Neuhauser Straße 6, Mo-Sa 7.30-19 Uhr, So 7.30-22 Uhr

Kunst, Wissenschaft, innere Einkehr: München fernab der Menschenmassen

Alte Pinakothek

Die großformatigen Werke der Alten Meister anzusehen, hat etwas Beruhigendes. Hauptwerke von Dürer und Rubens können Sie hier bestaunen, oder den Duktus von Rembrandt, Raffael und Tizian ganz aus der Nähe studieren. Obacht nur, dass der Alarm nicht losgeht! Überlaufen ist die Alte Pinakothek eigentlich nie – und wenn doch mal mehr los ist, findet man in dem weitläufigen Museum auch einen Saal mit weniger Publikum.

Die großen Meister der Malerei hängen in der Alten Pinakothek. Das weitläufige Museum hat man oft für sich.
Die großen Meister der Malerei hängen in der Alten Pinakothek. Das weitläufige Museum hat man oft für sich. © picture alliance/dpa

Kunstinteressierte zeichnen hier öfter auch mal die großen Meister ab. Das schult das Auge, und wer nicht zu hart mit seinen zeichnerischen Fähigkeiten ins Gericht geht, kann dabei auch entspannen. Einfach Block und Bleistift einpacken und die Zeit vergessen. Wer am Sonntag kommt, zahlt nur einen Euro Eintritt.
Barer Straße 27, täglich 10-18 Uhr, Dienstag/Mittwoch 10-20 Uhr, montags geschlossen, 9 Euro, sonntags 1 Euro

Museum Mineralogia

Auf, unter und über der Erde ist alles so schön bunt! Im Museum Mineralogia kann man Mineralien in allen Farben, Kristalle, Edelsteine, Meteoriten und vieles mehr nicht nur bewundern. In vielen Schaukästen erfährt der Besucher zum Beispiel auch, wie ein Amethyst entsteht, woran man einen Meteoriten erkennt (die meisten sind magnetisch) und dass man Diamanten auch selbst herstellen kann.

Melanie Kaliwoda ist stellvertretende Direktorin des Museums Mineralogia. Hier zeigt sie den Gibeon-Meteorit, er wiegt 285 Kilo.
Melanie Kaliwoda ist stellvertretende Direktorin des Museums Mineralogia. Hier zeigt sie den Gibeon-Meteorit, er wiegt 285 Kilo. © ruf

Sich die Exponate anzuschauen, macht alleine schon Spaß. Aber die vielen Geschichten dahinter noch viel mehr. Noch bis Ende Mai läuft die Sonderausstellung Moon Impact – so entstand der Mond. Sie führt durch die Entwicklung des Sonnensystems und zeigt verschiedene Meteoriten, unter anderem vom Mars und vom Mond.
Theresienstraße 41, Di-Fr 12-16 Uhr, Sa, So, Feiertage 13-17 Uhr

Glyptothek

Das sah ja teilweise wild aus, als die Glyptothek saniert wurde. Ein riesiger Bauzaun versperrte die Sicht auf die Fassade und den Weg zu den bei Münchnern beliebten, sonnigen Stufen. Sogar eine Interimslösung gab's, die Glyptothek dachte sich ein Münchner Kulturprojekt aus, um die Stufen zwischenzeitlich zu ersetzen. Inzwischen ist auch das lange her, seit Ende 2021 schon kann man wieder durch die Glyptothek wandeln, die Leo von Klenze im klassizistischen Stil entworfen hat.

Die Glyptothek ist von Leo von Klenze im klassizistischen Stil entworfen worden.
Die Glyptothek ist von Leo von Klenze im klassizistischen Stil entworfen worden. © imageBROKER/Helmut Meyer zur Capellen

Schon allein die Räume sind einen Besuch wert – und dann lässt sich hier auch noch eine Fülle antiker Skulpturen entdecken. Kein anderes Museum auf der Welt widmet sich ausschließlich dieser Kunst – so heißt es vom Museum selbst. Trotz dieser Einzigartigkeit muss man sich nicht sorgen, hier drängeln zu müssen. Auch im lohnenswerten Café findet sich meistens ein Tisch. Dieses können Sie auch separat besuchen, indem Sie ein CaféTicket lösen. Pro Tag kostet das 1 Euro – die Jahreskarte gibt es für nur 2,50 Euro.
Königsplatz, Di-Mi und Fr-So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr; 6 Euro (Ticket gilt auch für die Antikensammlung)

München fernab der Touristenpfade: Diese Orte sind einen Besuch wert

Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke

Sie können natürlich durch die edlen Säulenhallen der Glyptothek wandeln und die Originale betrachten. Oder Sie besuchen ein noch ruhigeres Museum: das für Abgüsse Klassischer Bildwerke. Hier erlebt man die Antike in Gips und sollte sich auch die Kopie einer besonderes Skulptur ansehen. Die des Laokoon nämlich, im Original aus Marmor und im Vatikan stehend. "Edle Einfalt, stille Größe", frohlockte über diese Plastik Johann Joachim Winckelmann im 18. Jahrhundert. Er gilt als Wiederentdecker der Antike.

Ein Abguss des berühmten Originals, das im Vatikan steht: die Laokoongruppe. Zu sehen im Museum für klassische Abgüsse.
Ein Abguss des berühmten Originals, das im Vatikan steht: die Laokoongruppe. Zu sehen im Museum für klassische Abgüsse. © imago stock&people

"So wie die Tiefe des Meers allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele", schrieb Winkelmann noch. Wenn das mal nicht dazu einlädt, ganz in die Antike einzutauchen.
Achtung, nicht am Wochenende! Mo-Fr, 10-20 Uhr, Eintritt frei

Röthlinde

Man muss sie ja nicht gleich umarmen, aber alte Bäume umgibt eben doch eine gewisse Aura. Wenn man sich vorstellt, dass sie schon Hunderte Jahre dort stehen, führt einem das vor Augen, wie kurz die eigene Existenz doch ist. Münchens wohl ältester Baum steht in Gern an der Nederlinger Straße in der Nähe des Westfriedhofs und ist älter als 300 Jahre.

Die Röthlinde, benannt nach dem Landschaftsmaler Philipp Röth, ist mehr als 300 Jahre alt und gilt als Münchens ältester Baum. Zu finden ist sie an der Nederlinger Straße nahe dem Westfriedhof.
Die Röthlinde, benannt nach dem Landschaftsmaler Philipp Röth, ist mehr als 300 Jahre alt und gilt als Münchens ältester Baum. Zu finden ist sie an der Nederlinger Straße nahe dem Westfriedhof. © imago images/Heinz Gebhardt

Benannt ist er nach dem Landschaftsmaler Philipp Röth. Die Röthlinde ist ein Naturdenkmal, dessen imposante Krone inzwischen künstlich gestützt werden muss. 300 Jahre gehen eben auch an einer Linde nicht spurlos vorbei.
Nederlinger Straße, in der Nähe der Bushaltestelle Mettenstraße

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.