Ruhe und Kraft tanken – mitten in München

Der „Stadtspürer“ und Mystik-Experte Christopher Weidner   führt die Leser an Orte, die ihren Besuchern neue Energie spenden.
von  Clemens Hagen
Der "Stadtspürer" zeigt Ihnen in geheimen grünen Oasen in München.
Der "Stadtspürer" zeigt Ihnen in geheimen grünen Oasen in München. © az, Stadtspürer

Der „Stadtspürer“ und Mystik-Experte Christopher Weidner führt die Leser an Orte, die ihren Besuchern neue Energie spenden.

München - Wir leben zwar nicht in Deutschlands grünster Großstadt, aber: „München ist die Stadt mit der größten Vielfalt bei Gärten und Parks – von der Renaissance bis zur Moderne, also vom Hofgarten bis zum Westpark, ist alles vertreten. Das ist schon einmalig in Deutschland.“

Das sagt jemand, der es wissen muss: Christopher Weidner (49, „Die Stadtspürer“, www.mystisches-muenchen.de) arbeitet seit vielen Jahren als Gästeführer in seiner Heimatstadt München sowie als Reiseleiter zu den mystischsten Plätzen Bayerns, Deutschlands und Europas.

Schwimmbad zwischen Hochhäusern: So einen Dachpool hätten wir gerne auch in München!

Weidner: „Natürlich ist der Englische Garten der bekannteste Park der Stadt. Aber die Stadtspürer führen die Menschen auch besonders gerne zu den unbekannteren, den geheimen grünen Oasen der Stadt.“

Auf diesen Seiten zeigen wir sechs davon: den Bavaria-Park, das Kabinettsgärtchen, die Maximilians-anlagen, den Alten Botanischen Garten und den Westpark. Dazu auch noch den Nymphenburger Schlosspark – ein Klassiker darf schon sein.


Kabinettsgärtchen - Etwas Verträumtes, etwas Romantisches


Florenz oder München? Etwas südländisches Flair erwartet den Besucher im – selbst bei Einheimischen – wenig bekannten Kabinettsgärtchen. Quelle: Der „Stadtspürer“

Der Boden und die Bänke sind aus sehr hellem Kalkstein, die ockerfarbenen Fassaden dahinter wirken dagegen warm, südländisch. Zwei 16 Meter lange Wasserwannen ziehen sich symmetrisch durch den Garten. Darin sind grüne und rote Glasstreifen angebracht, die ein „virtuelles Blumenbeet“ darstellen sollen. Die üppigen rosafarbenen Rosen davor verleihen dem Kabinettsgärtchen etwas Verträumtes, etwas Romantisches.

Das Kabinettsgärtchen ist der ideale Platz, um die Menschenmassen der Fußgängerzone in ihrer Hektik einmal hinter sich zu lassen und etwas aufzutanken.

Residenzstraße 1, 80333 München


Alter Botanischer Garten - Die Unzähmbarkeit des Wassers spüren


Der Neptunbrunnen, dessen Schöpfer Joseph Wackerle (leider) von den Nazis geschätzt wurde, ist Zentrum des Alten Botanischen Gartens. Quelle: Der „Stadtspürer“

Imposant und stolz ragt er aus dem Wasser: Neptun, die Tunika über die Schulter geworfen, einen Dreizack in der rechten Hand haltend. Er steht auf einem Ross mit Fischschwanz, das sich wiehernd aus den Fluten bäumt: Es hat Neptun an die Oberfläche gebracht, der gerade einen Fuß auf die felsige Erde setzt – ein sprudelnder Wasserschwall unter seiner Brust lässt diese Bewegung erahnen.

Man befindet sich im Alten Botanischen Garten nahe des Hauptbahnhofs. Wer diesen versteckten Park immer nur hineinspähend passiert hat, ohne ihn zu betreten, hat etwas verpasst – denn in der Mitte der vier Hektar großen Anlage weitet sich das riesige Brunnenbecken mit seinem Namensgeber Neptun (1937 vom Partenkirchener Bildhauer Joseph Wackerle gestaltet).

In der Antike hat man anrollende Meereswogen mit dem donnernden Hufschlag der Pferde aus den Reitheeren verglichen. Daher finden sich oft wilde, aufbäumende Pferdefiguren an Brunnen: Sie versinnbildlichen die Kraft und Gewalt, die Unzähmbarkeit des Wassers, die man hier spürt.

Sophienstraße 7, 80333 München


Maximiliansanlagen - Eine Göttin schwebt über Bogenhausen


Das Steinbild „Schönheit“ von Hermann Hahn, eingerahmt von alten Eichen, ist eines von mehreren im Bavaria-Park. Quelle: Der „Stadtspürer“

Allein der Weg zu den Maximiliansanlagen ist traumhaft schön: Schon von Weitem sieht man den in der Sonne golden leuchtenden 38 Meter hohen Friedensengel. Er ist als Friedensdenkmal für 25 Jahre Frieden nach dem Deutsch-Französischen Krieg aufgestellt worden.

In der rechten Hand hält der Engel einen Ölzweig, als Symbol des Friedens, in der Linken ein Abbild der Göttin Athene, die für Weisheit und Kampf steht.

Links vom Engel befindet sich ein kleiner Waldabschnitt, ein gewundener Weg ist von Kühle spendenden Bäumen umgeben; ein kleiner Teich liegt auch dort. Auf der rechten Seite findet der Besucher einen weitläufigen Park am Hügel, mit gepflegten Rasenflächen.

1857 wurde Carl von Effner beauftragt, diese Anlagen auf dem rechten Isarufer zwischen Haidhausen und Bogenhausen zu errichten. 30 Hektar sind die Maximiliansanlagen groß, und bevor die Münchner diese Fläche als Park nutzen durften, war sie eine Schafweide. Nach einem Besuch kehrt man – gestärkt durch Schatten und Grün – zu seinen Pflichten zurück.

Prinzregentenstraße, 81675 München


Bavaria-Park - Königlicher Hain hinter der Wiesn


Welch ein Anblick: Der Friedensengel glänzt golden über den blühenden Baumkronen der weitläufigen Maximiliansanlagen. Quelle: Der „Stadtspürer“

Im vornehmen Damensitz thront die Schöne aus weißem Stein auf einem gebeugten Einhorn. Ein Tuch bedeckt ihre Blöße nur angedeutet. Ihr gelocktes Haar wallt über ihren linken Arm. In der rechten Hand hält sie einen Spiegel.

Dieses wunderbare Steinbild von Hermann Hahn heißt bezeichnenderweise „Schönheit“ und befindet sich im Bavaria-Park. Direkt hinter der 200 Zentner schweren Bavaria-Statue auf der Theresienwiese weitet er sich ganz ungeahnt: eine sieben Hektar große, satte Rasenfläche, umrundet von einem gekiesten Spazierweg.

Der Bavaria-Park, oder wie er früher genannt wurde: Theresienhain, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt.

Lange war diese verwunschene Anlage nur für König Ludwig I. allein zugänglich. Ob der Park vor über 100 Jahren auf den Regenten eine ebenso beruhigende Wirkung gehabt hat wie auf die Besucher heute?

Theresienhöhe, 80339 München


Nymphenburger Park - Eine Reise zum Ich beginnen


Der Apollotempel im Schlosspark steht am Ufer des Badenburger Sees. Es handelt sich um einen Monopteros mit zehn Säulen, nach einem Plan von Leo von Klenze 1862–65 errichtet. Quelle: dpa

Der Schlosspark von Nymphenburg ist mehr als nur einer der schönsten und bedeutendsten Landschaftsgärten der Welt: Er ist ein begehbares Symbol.

Seine Plätze, die Parkburgen, die Seen, die Kanäle, die steinernen Götterwelten – sie bilden ein Netzwerk aus Kraftorten, die sich wechselseitig aufeinander beziehen. Der Schlüssel zum Verständnis dieses Symbols ist in uralten Geheimlehren zu finden: der Baum des Lebens der Kabbala, ein Symbol. Er ist für das bloße Auge verborgen. Doch wer sich in bestimmter Abfolge über die verschlungenen Wege des Parks bewegt, erkennt nicht nur dieses Symbol, sondern erfährt es auch am eigenen Leib. Der Spaziergang wird zu einer Reise zum eigenen Selbst.

Schloss Nymphenburg 1, 80638 München


Westpark - Ganz ohne Flugticket einmal durch Asien


Die thailändische Sala mit der überlebensgroße Buddha-Statue lässt die Gedanken des Betrachters in die Ferne schweifen. Quelle: Der „Stadtspürer“

Asiatische Tempel und Salas – offene Pavillons – mitten in München? Im 60 Hektar großen Westpark taucht der Besucher in eine fernöstliche Welt ein und stillt sein Fernweh. Eine neun Meter hohe Buddha-Statue im Osten des Parks steht in einem Becken. Die Statue ist gedacht als „Zeichen für Toleranz und Aufgeschlossenheit gegenüber Andersdenkenden“. Ein thailändischer Bildhauer hat sie aus einem Ahorn-Baumstamm mitten im Marienhof ausgeschlagen.

Der asiatische Teil des Westparks, der im Rahmen der Gartenausstellung 1983 angelegt wurde: Ein grünumrankter Rundbogen führt den Gast in einen chinesischen Garten. Ein Rundgang soll den Weg durchs Leben symbolisieren: Man geht einen geschwungenen Weg – das Leben verläuft auch nicht geradlinig – vorbei an blühenden Pflanzen (sie stehen für den Frühling und Sommer des Lebens) hin zu schlichteren Gewächsen wie Kiefer und Bambus, die die Tugend der Zähigkeit im Alter versinnblidlichen.

Im „Pavillon des Winters“ kann der Spaziergänger sich setzen und auf den Garten zurückblicken, wie er irgendwann auf sein eigenes Leben zurückblicken wird.

Preßburger Str. 35, 81377 München

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