Rüpelhafter Busfahrer lässt Senior (85) stürzen

... und fährt einfach weiter, ohne zu helfen. So berichtet es der Rentner, der sich eine Rippe gebrochen hat. Jetzt entschuldigt sich die Münchner Verkehrsgesellschaft.
von  Irene Kleber
Vor vier Wochen ist er im Bus gestürzt und hat sich dabei eine Rippe gebrochen - Heinz Hartmann (85) hat immer noch Schmerzen.
Vor vier Wochen ist er im Bus gestürzt und hat sich dabei eine Rippe gebrochen - Heinz Hartmann (85) hat immer noch Schmerzen. © Daniel von Loeper

München - Kein schöner Tag sei das gewesen, erzählt Heinz Hartmann, dem nach fast vier Wochen noch immer der Brustkorb schmerzt von dem Sturz. Der ehemalige Verleger aus Solln, 85 Jahre alt, hat sich eine Rippe gebrochen, das lässt sich ja nicht einfach so reparieren, das muss man aushalten, warten, bis es heilt.

Dabei hatte er an dem Montag Mitte März einfach nur eine Runde nett spazieren gehen wollen, wie immer, wenn das Wetter das hergibt.

Dazu geht Heinz Hartmann, der wegen seines Alters immer einen Gehstock zu Hilfe nimmt, ein paar Schritte vor seine Haustür in Solln, steigt an der Haltestelle Josephinenstraße in den kleinen blauen 135er Stadtbus, der über den Hinterbrühler See Richtung Thalkirchen (Tierpark) fährt, steigt zwei, drei Stationen später wieder aus und marschiert dann nach Hause zurück.

Der 135er Bus fährt von Thalkirchen nach Solln, die eingesetzten Busse sind klein, weil viele der Straßen auf der Strecke eng sind.
Der 135er Bus fährt von Thalkirchen nach Solln, die eingesetzten Busse sind klein, weil viele der Straßen auf der Strecke eng sind. © anf

Senior verliert Gleichgewicht im Bus

So war das am 15. März auch geplant. Der Senior stieg mit seinem Gehstock vorsichtig vorn neben dem Fahrer in den Kleinbus ein, die Tür schloss sich. Hartmann blickte sich nach einem Platz um, wollte sich gleich vorn in die erste Reihe rechts setzen. Aber da machte der Bus einen heftigen Anfahrruck, der ältere Herr taumelte – und verlor das Gleichgewicht.

"Ich bin mit dem Oberkörper erst gegen eine Sitzlehne gefallen", erzählt er der AZ, "und dann im Bus auf den Boden gestürzt, ich hatte ja gar keine Zeit, mich richtig zu setzen und lag dann da."

Und dann? Fingen zwei Passantinnen im Bus an zu rufen: "Stop, anhalten, Hilfe!" Der Busfahrer habe daraufhin zwar kurz angebremst, bis zwei ältere Damen im Bus ihm aufgeholfen haben, erzählt Hartmann. Aber der Fahrer habe sich ihm weder zugewendet, noch gefragt, ob er sich verletzt habe, "und schon gar keine Hilfe angeboten, ganz unmöglich war das, der ist dann einfach wortlos weitergefahren, ich meine, der wollte den Vorfall einfach nicht registrieren."

85-Jähriger bricht sich Rippe nach Sturz im Bus

Heinz Hartmann ist an der nächsten Haltestelle ausgestiegen mit seinem Gehstock und tapfer allein nach Hause gehumpelt. Mit Schmerzen in der Hüfte, Schmerzen auf dem Magen und am Bauch. Ganz blass sei er gewesen, als er später endlich zuhause angekommen sei, berichtet Hartmanns Ehefrau Marietherese. "Und am nächsten Tag hat mein Mann schon einen kuhfladengroßen Bluterguss auf den Rippen gehabt und grauenvolle Schmerzen."

Heinz Hartmann und seine Ehefrau Marietherese.
Heinz Hartmann und seine Ehefrau Marietherese. © Daniel von Loeper

Am Donnerstag schließlich habe der Hausarzt festgestellt, dass eine Rippe rechts mittendurch gebrochen war.

Aufgebracht ist Marietherese Hartmann zur Bushaltestelle marschiert, hat den nächsten Fahrer, der anzutreffen war, gefragt, bei wem sie sich beschweren könne, und ob das üblich sei, gehbehinderte ältere Busfahrgäste so rüde und wurschtig zu behandeln.

Pah, das gehe ja überhaupt nicht, was der Kollege sich da geliefert habe, habe der Fahrer gesagt. Und Marietherese Hartmann eine Telefonhotline von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gegeben. Bei der Schadensstelle sei leider gerade keiner da, sagte eine Dame dort, und: Die Hartmanns würden einen Rückruf bekommen.

"Es geht uns nicht um Schadenersatz", sagt die Seniorin. "Wir hätten uns nur wenigstens eine Entschuldigung für diesen Vorfall gewünscht." Und dass vielleicht mal einer mit dem Busfahrer redet, dass man mit älteren oder gehbehinderten Fahrgästen nicht so rüpelhaft umgehen könne.

Das Paar wartet bis heute auf einen Rückruf der MVG

Rückruf? Der ist bis heute nicht gekommen. Auch eine Mail von der MVG sei nie eingetroffen. Vergangene Woche schließlich hat die Abendzeitung nachgehakt – und eine Antwort bekommen. Auf der Linie 135 fahre einer der 15 Kooperations-Buspartner der Münchner Verkehrsgesellschaft, die diverse Linien in der Stadt bedienen, gerade auch in den Stadtrandbereichen.

Die MVG bedauere es sehr, dass der Fahrgast zu Fall gekommen ist, erklärt ein MVG-Sprecher, "der Kooperationspartner und die MVG entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten und wünschen dem Geschädigten eine rasche Genesung." Sicherheit und Wohlbefinden der Fahrgäste hätten "zu jeder Zeit oberste Priorität", es sei deshalb selbstverständlich, dass sich Fahrer bei derartigen Vorfällen um den Fahrgast kümmern "und bei Bedarf Erste Hilfe leisten oder einen Rettungsdienst hinzuziehen müssen".

Eigentlich Regeln, die allen Busfahrern bekannt und auch geläufig sein sollten. Man habe den Vorfall nun aber zum Anlass genommen, die Kooperationspartner noch einmal darauf hinzuweisen. Eine Schadensmeldung sei bei der MVG im Übrigen erfasst worden, so der Sprecher. Die werde "regelgerecht bearbeitet".

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