Rücktrittsforderungen! Rathaus-Opposition entsetzt wegen Gaspreis-Schock

Im Rathaus reagiert die Opposition fassungslos auf den Gaspreis-Schock - und wünscht sich teils heftige Konsequenzen.
von  Felix Müller
Ein Techniker an einer Gasdruckregelanlage der Stadtwerke.
Ein Techniker an einer Gasdruckregelanlage der Stadtwerke. © Stadtwerke

München - Stefan Jagel hat Fragen. Viele, viele Fragen. Doch der Stadtrat der Linken fühlt sich nicht ernstgenommen. "Ich fordere von den Stadtwerken deutlich mehr Transparenz gegenüber dem Stadtrat", schimpfte er im Gespräch mit der AZ. Die angekündigte nächste Gaspreis-Erhöhung bringe viele Menschen in "existenzielle Not", sagt Jagel. "Das wird dramatisch."

Doch wie diese Preise zustande kommen und ob sie wirklich nicht zu vermeiden wären, das sieht er als nicht nachvollziehbar erklärt an. Die Linke verweist auf eine Präsentation der Stadtwerke selbst, nach der der Gaspreis seit August nicht mehr gestiegen ist. Warum also die neuerliche Erhöhung?" fragt Jagel.

Gas ist in München deutlich teurer als anderswo

Und legt Vergleichstabellen mit anderen Städten vor. Das Ergebnis: Gas ist in München deutlich teurer als anderswo. Besonders interessant: Auch die Stadtwerke aus Augsburg und Ingolstadt, die wie die Stadtwerke Gas über Bayerngas beziehen, sind viel günstiger.

Nach Angaben der Linken liegen die Jahreskosten ab Januar nun für einen Münchner Durchschnittshaushalt für 20.000 kWh ab 1. Januar bei 4.345 Euro. Für Augsburg wurde zuletzt eine Preiserhöhung ab 1. November angekündigt. Dann sind dort 2.983 Euro fällig - mehr als 1.000 (!) Euro weniger im Jahr. In Ingolstadt sind 3.489 Euro fällig - immer noch deutlich günstiger.

ÖDP-Chef  Ruff fordert Rückzug von Stadtwerke-Chef Bieberbach 

Nicht nur die Linke schoss am Mittwoch aus allen Rohren. Auch die ÖDP lederte so richtig los. "Das Lügengebilde bröckelt", stand über einer Mitteilung. Die hohen Kosten seien "zum Teil hausgemacht". Der Ökostrom der Stadtwerke aus Norwegen könne nie in München ankommen, es gebe nicht einmal Leitungen dafür. "Um München zu versorgen, verbrennen die Stadtwerke weiterhin teure und klimaschädliche Energieträger wie Erdgas und Steinkohle!"

ÖDP-Chef Tobias Ruff sagte: "Jetzt haben wir eine Energiekrise, und das Lügengebilde bröckelt. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass München sich selbst mit Ökostrom und Geothermie versorgen kann." Ruff forderte gar den Rückzug von Stadtwerke-Chef Florian Bieberbach. Der solle "endlich seinen Platz für die echte Energiewende räumen".

Ungewohnt vorsichtig äußerte sich die CSU. Ihr Chef Manuel Pretzl erklärte, man berate Lösungsansätze in der Fraktion. Pretzl gibt Grün-Rot eine Mitschuld. Es räche sich, dass man norwegische Gasfelder verkauft habe, sagte er. "Mit diesem Gewinn könnten wir jetzt die Gaspreise günstiger halten."

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