Ruckzuck ist die Geige futsch
München - Geigen aus der Werkstatt von Carlo Ferdinando Landolfi (1714 – 1787) werden in einem Atemzug genannt mit denen von Stradivari, Guarneri del Gesù oder Pietro Guarneri. Doch nicht nur deshalb liebt Brigitte A. dieses kostbare Instrument. Ihr Sohn Korbinian, heute Konzertmeister des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hat als Teenager auf der Geige erste musikalische Erfolge gefeiert. Seit 20 Jahren befindet sie sich im Besitz der Starnberger Familie.
Der Mann, der die kostbare Geige am 16. April in einer S6 fand und mitnahm, ahnte vermutlich zunächst nicht, welch Rarität er in Händen hielt. Auf dem Video der Überwachungskamera sieht man, wie er am Stachus einsteigt, den Geigenkasten aus der Gepäckablage nimmt, einen kurzen Blick hineinwirft und um 14.18 Uhr am Ostbahnhof aussteigt. Seitdem ist das Instrument plus dem 16 000 Euro teuren Geigenbogen verschwunden.
Zwei Monate ist das inzwischen her. Genug Zeit für den Mann aus dem Video, die Geige im Fundbüro, bei der Bahn oder der Polizei abzugeben. „Wir ermitteln deshalb wegen Diebstahls“, sagt Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei. „Jeden Tag stöbere ich im Internet bei eBay herum, in der Hoffnung die Landolfi zu finden“, erzählt Brigitte A. Bisher vergeblich. Doch die Ärztin aus Starnberg gibt die Hoffnung nicht auf.
Die Versicherung hat 5800 Euro Belohnung für Hinweise auf die Geige ausgesetzt.
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Es war ein unglückliches Missgeschick, das zum Verlust der Landolfi führte. Die Schwiegertochter von Brigitte A., selbst Musiklehrerin, fuhr mit der Geige in einer S 6. Weil der Zug voll besetzt war, legte Alice A. den Geigenkoffer ins Gepäckfach. Auf der Fahrt nach Starnberg unterhielt sie sich mit einer Kollegin. Im Bahnhof Starnberg stiegen sie aus.
„Die Tür war kaum zugegangen, als sie bemerkte, dass sie die Geige vergessen hatte“, erzählt Brigitte A. Doch es war bereits zu spät. Der Zug fuhr weiter in Richtung Tutzing. Alice A. rief die Kundenhotline des MVV an und bat um Hilfe. Man werde den Lokführer verständigen versicherte man ihr.
Doch die Geige fuhr anschließend zurück von Tutzing in Richtung München. Alice A. wartete in Starnberg. Sie stieg ein, suchte im ersten Wagen. Doch was sie in der Aufregung übersehen hatte, die S-Bahn hatte in Tutzing gewendet. Sie hätte deshalb am Ende im letzten Wagen nachsehen müssen. So fuhr die kostbare Landolfi in der Gepäckablage wieder bis nach München, wo sie am Stachus schließlich der sportlich aussehende Mann mit den auffallend muskulösen Armen fand und mitnahm.
Update: Inzwischen war die Fahndung erfolgreich. Der Täter hat sich gestellt und die wertvolle Geige ist sichergestellt. Alle Infos dazu gibt's hier