Rotlicht-Razzia: Polizist gibt sich als Freier aus
Als junge Frauen dem Beamten Sex anbieten, lässt die Sitte die Bar hochgehen. In weiteren Lokalen kontrolliert die Polizei 105 Menschen.
ISARVORSTADT Die „Raki Bar“ war ein recht exklusiver Ort. Hier, in der Tumblingerstraße 17, trafen sich immer wieder Männer zwischen 40 und 60, die meisten Türken. Oft hängte die Wirtin ein Schild mit der Aufschrift „Geschlossene Gesellschaft“ an die Tür. Dann kam keiner rein, der hier nicht hingehörte. Bis auf einen.
Anfang Juli schlich sich ein Beamter des Kommissariats 35 (Menschenhandel, Prostitution, Zuhälterei), in die „Raki Bar“: ein so genannter Schein-Freier. Schnell baggerten ihn zwei Frauen an: Bulgarinnen, zwischen 18 und 25 und „sehr aufreizend gekleidet“, wie ein Kommissar sagt. Sie wollten Sex – gegen Geld, versteht sich. Doch dazu kam’s nicht. Die Bar liegt im Sperrbezirk, der Beamte der Sitte ließ sie hochgehen.
Jetzt ist die „Raki Bar“ geschlossen. Rund neun Monate lang war sie im Visier der Polizei. Nachbarn hatten sich über Lärm und Prostituierte vor und im Lokal beschwert. Ein Anwohner fotografierte eine Schlägerei, bei der ein Mann niedergestiefelt wurde. Die Polizei schaute auch ganz offiziell in der „Raki Bar“ vorbei – und stieß dabei auf „eklatante Hygieneverstöße“. Ein Sitten-Beamter: „Da bestand wirklich die Gefahr, dass man sich vergiftet.“ Irgendwann reichte es der zuständigen Bezirksinspektion. Sie mahnte die Wirtin ab, ihr Vermieter kündigte ihr. Seit dem 30. August ist die „Raki Bar“ Geschichte.
Auf junge Bulgarinnen zwischen 18 bis 25 Jahren stieß die Polizei auch am vergangenen Wochenende: Bei Razzien in einer Tabledance-Bar und zwei Spielhallen in Giesing, Ramersdorf und am Nordausgang des Hauptbahnhofs kontrollierte die Sitte insgesamt 105 Menschen.
Grund für die Großkontrolle waren auch hier wieder anonyme Hinweise aus der Szene, sagt ein Ermittler. „Da wussten wir: Da läuft was“ – nämlich Drogen, Prostitution und Poker. In einer Spielhalle in der Arnulfstraße sprachen Prostituierte Freier vor dem Lokal an und hatten angeblich mit ihnen Sex in der Toilette im Aufgang zum ersten Stock. Einmal wurde sogar ein Polizist in seiner Freizeit vor der Halle angesprochen. Dabei war er in Begleitung seiner Frau.
In Büroräumen hinter der Automatenhalle gab es laut den Ermittlern auch illegale Pokerrunden. Bei der Kontrolle am Wochenende fanden die Ermittler aber keine – genauso wenig wie unerlaubten käuflichen Sex. Trotzdem war die Aktion ein Erfolg, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger: „Wir zeigen damit: Wir sind da. Und schauen hin.“
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