Perfide Masche: Rosenheim Cops kämpfen gegen Internet-Betrug – nicht nur im TV

Über 5,3 Millionen Euro haben Internet-Betrüger mit Heiratsschwindel erbeutet. Zwei prominente Schauspieler mahnen zur Vorsicht und erklären, wie die Maschen funktionieren.
von  John Schneider
Kämpfen gegen "Love Scam": Justizminister Georg Eisenreich (v.l.), die Rosenheim Cops Dieter Fischer und Igor Jeftić sowie Innenminister Joachim Herrmann im Justizpalast.
Kämpfen gegen "Love Scam": Justizminister Georg Eisenreich (v.l.), die Rosenheim Cops Dieter Fischer und Igor Jeftić sowie Innenminister Joachim Herrmann im Justizpalast. © Sven Hoppe/dpa

München – Fake News, also gezielte Falschinformationen, sind kein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Man muss bei dem Thema unwillkürlich an Mark Twain denken, der bereits vor mehr als 100 Jahren Gerüchten über sein vermeintliches Ableben mit sarkastischen Worten entgegengetreten ist: "Die Nachrichten von meinem Tod sind stark übertrieben."

Ähnliches ist auch Rosenheim Cop Dieter Fischer widerfahren, berichtet er am Mittwoch im AZ-Gespräch. Im Netz kursierte eine Traueranzeige, in der behauptet wird, dass der beliebte Schauspieler vor 14 Tagen an Krebs verstorben sei. Einziger Zweck dieser Falschinformation: Klicks und damit Geld generieren.

So geht die Love-Scam-Methode

Eine weitere Methode, im Netz mit betrügerischen Mitteln Geld zu ergaunern, ist die Love-Scam-Methode. "Moderner Heiratsschwindel", wie es Fischer übersetzt. Die Betrüger nutzen dabei gerne prominente Namen als Lockvögel, etwa wie bei den beiden Rosenheim Cops Dieter Fischer und Igor Jeftić.

So wurde die Mutter eines oberbayerischen Bürgermeisters Opfer von Betrügern, die den Facebook-Account von Jeftić gekapert hatten. Sein Kollege Fischer hatte danach den Kontakt zu der alten Dame und der echten Rosenheimer Polizei hergestellt. Die Frau war wie vor den Kopf gestoßen, als sie erfuhr, dass sie mitnichten mit Jeftić, sondern mit Betrügern kommuniziert hatte, die sie um viel Geld brachten, erinnert sich Jeftić an das Gespräch.

Betrüger geben sich oft als Prominente aus und erfinden Notlagen

450 Fälle von Betrug mittels "Love Scam" registrierte die Polizei im Jahr 2023. Die Dunkelziffer ist hoch, viele schämen sich, zur Polizei zu gehen. Bei der Pressekonferenz zum Thema appellieren die beiden Schauspieler gemeinsam mit Justizminister Georg Eisenreich (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) an alle, bei der Liebe im Netz in all ihren Varianten misstrauisch zu sein.

Eisenreich erklärt die Methode: "Perfide Liebesbetrüger stehlen die Identitäten von Prominenten. Sie schreiben potenzielle Opfer unter dem prominenten Namen an und bitten mit erfundenen Notlagen um Geld. Oftmals versuchen sie dann, die Kommunikation auf Messenger wie Telegram zu lenken."

Emotionale Abhängigkeit der Opfer wird ausgenutzt

Aber es muss nicht immer ein prominenter Name sein, oft geben sich die Heiratsschwindler auf Dating-Plattformen oder in sozialen Netzwerken als Ärztin, Soldat oder einsamer Ingenieur auf Bohrinseln aus. Die Täter bauen eine emotionale Abhängigkeit auf, die sie dann für ihre Betrügereien nutzen.

Sobald aber Geld gefordert wird, sollten alle Alarmglocken läuten. Herrmann: "Werden Sie hellhörig, bei der Aufforderung zur Überweisung oder Übergabe von Geld. Beim geringsten Verdacht bitte sofort die Polizei einschalten!" Die Minister raten Opfern auch dazu, sich in der Familie, bei Freunden oder Nachbarn Hilfe zu holen. Oft helfe der neutrale Blick auf den Sachverhalt, um die Betrüger zu entlarven.

Immerhin, es gibt auch Erfolge in der Strafverfolgung zu vermelden. Im April konnte die Münchner Staatsanwaltschaft I im ersten grundlegenden Verfahren gegen eine nigerianische Bruderschaft Tatverdächtige festnehmen. Und das, obwohl sich die Zusammenarbeit mit Nigeria schwierig gestaltete.

Was also tun, wenn man Opfer von Internet-Betrügern wurde? "Gehen Sie zur Polizei", rät Rosenheim Cop Fischer. "Es gibt keinen Grund, sich zu schämen."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.