Rosen zum Abschied - Trauerfeier für Familie aus Pullach
PULLACH - Szenen der Trauer: Vorne vor der Heilig-Geist-Kirche und auf dem Friedhof in Pullach. Dort wurden am Dienstag Gerd, Claudia, Niklas und Lucas M. († 50, 38, 8, 5) beerdigt. Sie waren am 20. August beim Absturz der Spanair-Maschine in Madrid gestorben.
Was bleibt, ist das Leid des Einzelnen. Und Szenen der Trauer, vorne vor der Heilig-Geist-Kirche und auf dem Friedhof in Pullach. Dort wurden gestern Gerd, Claudia, Niklas und Lucas M. († 50, 38, 8, 5) beerdigt. Sie waren am 20. August beim Absturz der Spanair-Maschine in Madrid gestorben.
300 Menschen sind gekommen, sie bilden einen Halbkreis vor der Aussegnungshalle. Ein Mädchen mit einem Strauß Lilien auf ihrem linken Arm greift mit ihrer Rechten um ein feuchtes Papiertaschentuch. Manche halten Sonnenblumen und Rosen in ihren Händen: gelb, rosa und weiß, helle Farbtupfer im schwarzen Zug. Pullachs Bürgermeister Jürgen Westenthanner ist gekommen und spricht Angehörigen Mut zu. Die Sonne scheint über den Birken und legt Schatten auf den Kies. Viele haben Tränen in den Augen.
Es duftet nach Rosen, als die Särge aus der Halle kommen. Die Glocke überm Dach wirft sich hin und her, dazu haben sich die Familien das Lied „Time to say Goodbye“ von Andrea Bocelli und Sarah Brightman gewünscht. Der erste Sarg aus hellem Holz rollt auf einer Bahre heraus, darauf liegen große Sträuße aus Rosen, drumherum einzelne Blätter. An seiner Seite schreiten vier Bestatter in grauer Uniform.
Zwei kleine Särge in lackiertem Weiß
Dann folgen zwei kleine Särge in lackiertem Weiß, bedeckt von Rosen und Margeriten: Niklas, der zurückhaltende und gefühlvolle Achtjährige, wie der Pfarrer ihn nannte, und sein kleiner Bruder Lucas, der zupackende, vitale Fünfjährige. „Dein Opa und deine Oma“, steht auf den seidenen Trauerschleifen.
Hinter ihnen rollt noch ein Sarg hinaus. Der Letzte. „Der Tod ist die endgültige Erfahrung von Trennung und der aufgezwungene Abschied“, hatte der Pfarrer in seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst zuvor gesagt. Verwandte tragen die Taufkerzen der Kinder vor sich her. Mit einer Hand schützen sie die Flammen vor der leichten Brise, damit sie nicht erlöschen, nicht auch noch sie. Die Menschen drehen sich nacheinander um und folgen ihnen zum Grab.
Ein technischer Fehler
An den Gräbern sagt der Pfarrer: „Ich glaube nicht, dass wir heute begreifen, was wir tun. Aber wir tun es, weil wir es müssen. Weil wir keine Wahl haben.“ Gerd, Claudia, Niklas und Lucas hätten eine große Lücke in ihrer Straße hinterlassen. „Uns fehlen die Silvesterpartys auf der Straße, die Claudia und Gerd jedes Jahr organisierten. Und die knatternden Bobbycars der Buben und die Kinder, die auf der Straße Fußball spielten.“
Ein technischer Fehler habe sie getötet, plötzlich, auf dem Weg in die Sommerferien. „Weil die Technik von Menschen gemacht ist.“ Tröstend fügt er hinzu: „Jetzt sind sie aufgehoben in der Liebe Gottes.“
Kurze Zeit später legt er das Mikro auf das Pult und lädt die Eltern vor das Grab. Die Stunde ist gekommen. Ein lautes Schluchzen dringt durch die Hecken, an diesem sonst so sonnigen Tag.
Thomas Gautier
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