Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl verlässt Münchner Aids-Hilfe

München - Gesucht wird eine "Persönlichkeit, die unerschrocken eintritt für Toleranz, Vielfalt, sexuelle Selbstbestimmung und gleiche Teilhabechancen für alle Menschen", so heißt es in der Stellenausschreibung der Münchner Aids-Hilfe für den Posten des Geschäftsführers.
Zugleich ist die Ausschreibung eine Beschreibung von Thomas Niederbühl (59), der nach dreißig Jahren zum 31. März 2021 als Geschäftsführer ausscheiden wird.
Niederbühl wurde bei Kommunalwahl wieder in Stadtrat gewählt
Anruf bei Niederbühl, der als Stadtrat der von ihm gegründeten Rosa Liste, Mitbegründer und Geschäftsführer der Aids-Hilfe und Mitorganisator des Münchner CSD wie kaum ein anderer für das bunte, queere München steht: "Ich habe immer angekündigt, wenn ich wiedergewählt werde, würde ich aufhören und mich voll und ganz auf meine Stadtratstätigkeit konzentrieren", sagt er.
Bei der Kommunalwahl im März wurde er wieder in den Stadtrat gewählt, wo er bereits seit 1996 sitzt. Nach dreißig Jahren scheidet Thomas Niederbühl in aller Freundschaft und tiefer Verbundenheit als Geschäftsführer aus der Münchner Aids-Hilfe aus.
Aids-Hilfe München sucht nun eine neue "Persönlichkeit"
Diese wurde 1984 als Selbsthilfegruppe schwuler Männer gegründet. Die Aids-Hilfe organisiert Hilfsangebote und hat sich auch weiteren Betroffenengruppen geöffnet. Sie ist in München die zentrale Stelle für Selbsthilfe, Prävention, Gesundheitsförderung, Beratung, soziale und berufliche Rehabilitation und Versorgung in Bezug auf HIV.
Niederbühl bezeichnet seinen Weggang als "vernünftige Entscheidung", auch mit Blick auf seine Gesundheit. Nächstes Jahr wird er 60 Jahre alt, der Doppelbelastung als Stadtrat und Geschäftsführer möchte er sich dann nicht mehr aussetzen, sagt er der AZ. Das dürfte auch seinen Mann Heinz Bänziger freuen. 2001 hatten die beiden als eines der ersten Münchner Paare ihre Partnerschaft beim Notar eintragen lassen. 2017 durften sie endlich heiraten.
"Wir suchen eine Persönlichkeit mit der Bereitschaft und Fähigkeit, die Geschichte der Münchner Aids-Hilfe zu achten und sie als aktiven Teil der LGBTI-Community weiterzuentwickeln und zu repräsentieren", heißt es weiter in der Stellenausschreibung. Geprägt hat Thomas Niederbühl die Münchner Aids-Hilfe wie kein anderer.
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