Rollstuhl fällt auf Gleis: S-Bahn leitet Notbremsmanöver ein

Schock für einen S-Bahn-Fahrer: Als sein Zug an der Haltestelle ankommt, sieht er aus der Entfernung, dass ein Rollstuhl aufs Gleis fällt. Er bremst sofort, aber kann den Zusammenstoß nicht vermeiden.
von  Hüseyin Ince
Der Rollstuhl, der in die Gleise fiel und vom Zug zerquetscht wurde, ist nun völlig zerstört.
Der Rollstuhl, der in die Gleise fiel und vom Zug zerquetscht wurde, ist nun völlig zerstört. © Bundespolizei

München - Am Freitagnachmittag (17. Januar) hat ein S-Bahn-Fahrer erlebt, wovor fast jeder in diesem Beruf Angst hat. Am S-Bahnhof München-Laim wollte der Mann routinemäßig halten. Doch der Stopp verlief alles andere als üblich. 

Eine bislang Unbekannter hatte einen Rollstuhl am Gleis 3 abgestellt, kurz bevor die S-Bahn einfuhr. Der Mann verschwand wieder. Soweit konnte das die Bundespolizei nachvollziehen, wohl anhand der Kameraaufnahmen. 

Als die Linie S3 kurz darauf gegen 13.15 Uhr einfuhr, verselbständigte sich der der Rollstuhl und stürzte auf die Gleise.  So schnell wie möglich leitete der Triebwagenführer eine Notbremsung ein. Wahrscheinlich war er sich bis zuletzt nicht sicher, ob da jemand in dem Stuhl saß oder nicht.

Der Rollstuhl wird völlig zerstört

Eine Kollision konnte nicht mehr verhindert werden. Die S-Bahn überrollte den Rollstuhl und kam zum Stehen. Auch im Zug schreckten alle auf. Immerhin: Keiner der Fahrgäste wurde durch die Schnellbremsung verletzt.

Als klar wurde, dass sich keiner in dem Rollstuhl befand, ist die Erleichterung groß gewesen. Doch Schaden entstand trotzdem. Der Rollstuhl ist wohl völlig zerstört. Auch der Zug war beschädigt, hauptsächlich am Lack, war aber weiterhin fahrbereit. Der S-Bahnfahrer konnte erleichtert seinen Dienst weiterführen. 

Nach dem Vorfall fuhr der Zug bis zum Ostbahnhof und wurde dort aus dem planmäßigen Betrieb genommen. Zur Instandsetzung wurde der Zug in das Bahnbetriebswerk München-Steinhausen überführt. Der Sachschaden wird auf vorerst etwa 10.000 Euro geschätzt.

Bundespolizei fahndet nach dem Unbekannten

Der Vorfall hatte laut Bundespolizei erhebliche Auswirkungen auf den Bahnverkehr, der Fahrplan geriet merklich durcheinander: Insgesamt elf Züge hatten eine Verspätung von insgesamt 249 Minuten, zudem kam es zu elf Teilausfällen.

Die Bundespolizei wertet den Unfall als "gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr". Den Unbekannten, der den Rollstuhl dort abstellte, erwartet zumindest ein empfindliches Bußgeld. Nach ihm wird nun gesucht. 

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