Riesterfaul: Münchner verschenken ihre Zulagen
Sparda-Altersvorsorgeatlas zeigt: Die Bürger in der Stadt verschenken ein Drittel ihrer möglichen Zulagen vom Staat. Verbraucherschützer kritisiert: Die Produkte sind zu kompliziert.
München - Die Münchner verschenken ihre Riester-Zulagen: Das zeigt der aktuelle Altersvorsorgeatlas der Sparda-Bank München. Demnach schöpfen die Münchner nur 68,1 Prozent der möglichen Riester-Förderung aus. Der Hauptgrund: Der Zulagenantrag wird nicht gestellt. Immerhin: Die so genannte Riester-Ausschöpfungsquote liegt in München immer noch höher als in Gesamtdeutschland (hier liegt sie bei 61,4 Prozent).
Das bedeutet: Bundesweit verschenkten Riester-Sparer im Beitragsjahr 2008 1,3 Milliarden Euro. Im Münchner Umland liegt die Riester-Quote bei 67,4 Prozent, im Norden Oberbayerns bei 66,3 und im Südwesten Oberbayerns bei 65,9 Prozent. Die meisten Riester-Sparer erhalten die maximale Zulage deshalb nicht, weil sie gar nicht erst den nötigen Antrag stellen. Denn die staatliche Förderung fließt nicht automatisch aufs Konto. „Ein Problem ist, dass viele Menschen wegen zu komplizierter Regelungen keinen richtigen Überblick über ihre Vorsorge im Alter haben“, sagt der Chef des Verbraucherzentralen-Bundesverbands (vzbv), Gerd Billen.
Deshalb riefen viele Verbraucher ihre Riester-Förderung gar nicht ab. „Das Riester-Produkt ist aber erst dann wirklich ökonomisch interessant, wenn ich die Zulagen in Anspruch nehme“, sagt Billen. Er sieht hier die Bundesregierung gefragt: „Ich kann nicht sagen, die Leute sind zu blöd, ihre Anträge zu stellen. Das Produkt ist zu kompliziert.“ Konkret richtet Billen sich an Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): „Er sieht leider seit Jahren zu, wie ein großer Teil öffentlicher Fördermittel in den Taschen der Finanzindustrie landet und nicht bei den Sparern ankommt.“ Dabei ist es nicht zu spät, sich die Zulagen zu sichern: „Noch bis 31. Dezember 2011 können die Zulagen zurück bis ins Beitragsjahr 2008 beantragt werden“, sagt Jörg Völkle, Direktor Vertriebsmanagement Wertpapiere bei der Sparda-Bank.
„Am besten ist es, man stellt beim Anbieter einen Dauerzulagen-Antrag, um keine wichtige Frist zu verpassen. Das entsprechende Formular gibt es bei den Banken oder Versicherungen, bei denen der Riester-Vertrag abgeschlossen wurde.“ Beim Riestern können sich ältere Münchner was von den Jungen abschauen: Sie nehmen nur selten eine Zulagen-Kürzung in Kauf. Von möglichen 100 Prozent Förderung holen die unter 20-Jährigen 78,6 Prozent raus, die bis 24-Jährigen noch 70,8 Prozent. Die vollen Zulagen erhält nur, wer mindestens vier Prozent seines Jahresbruttos in Riester investiert. Neu ab Januar 2012 ist der jährliche Mindestsockelbetrag von 60 Euro: Den muss jeder Riester-Sparer mindestens einzahlen.
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