Riesenstreit! Narrhalla-Aus im Deutschen Theater
München - Die Nachricht machte schnell die Runde, schließlich saß der Schock sofort tief in der Münchner (Faschings)Gesellschaft: Das Deutsche Theater soll die Narrhalla rausgeworfen haben – nach über 100 Jahren!
Dabei zählte doch die Narrhalla Soirée, die am 9. Januar 1897 zum ersten Mal im Deutschen Theater ihre Premiere feierte, zum Höhepunkt in der Münchner Faschings- und damit auch Ball-Zeit.
Chef des Deutschen Theaters hat Narrhalla gekündigt
Die große Ballnacht hatte Jahr für Jahr auch viel zu bieten: Einzug des Narrhalla-Prinzenpaares, Verleihung des Karl-Valentin-Ordens (u. a. an Ministerpräsident Markus Söder, Volks-Rock’n’Roller Andreas Gabalier und Schauspiel-Liebling Mario Adorf), viel Glamour und noch mehr Gaudi.
Doch jetzt ist Schluss mit lustig: Nach AZ-Informationen gab es ein paar Telefonate zwischen Deutsches-Theater-Chef Werner Steer und Narrhalla-Präsident Günther Grauer, dann plötzlich die Hiobsbotschaft: Ende mit der schönen Tradition.
"Für uns endet eine Ära im Deutschen Theater"
Narrhalla-Präsident Günther Grauer zur AZ: "Ja, es stimmt – leider. Für uns endet eine Ära im Deutschen Theater. Ich finde es schade und traurig, dass es so gekommen ist – und wie es gelaufen ist. Mit tut es besonders leid für den Verein, die Mitarbeiter, die alle ehrenamtlich gearbeitet haben – und nicht von der Stadt bezahlt werden wie Herr Steer.“ Der sieht das freilich anders.

Werner Steer, der das Deutsche Theater in der Doppelspitze mit Carmen Bayer führt, zur AZ: "Ich weiß, dass Herr Grauer erzählt, dass ich ihn rausgeworfen habe – das hat er auch dem Aufsichtsrat gesagt. Das lasse ich mir aber nicht gefallen, weil es nicht stimmt." Rumms!
Das Narrhall-aus: Was ist wirklich passiert?
Steer dazu: "Wir planen die Ballsaison 2022, was wegen Corona nicht leicht ist. Normal haben wir mit Umbau sieben Wochen für die Bälle im Januar und Februar geblockt – keine anderen Produktionen laufen dann. Doch 2000 Menschen auf engem Raum, das kann auch im nächsten Jahr problematisch sein. Wenn wir die Bälle kurzfristig absagen müssten, wäre das ein riesiger Verlust. Also haben wir beschlossen, die Ballsaison auf zwei Wochen zu verkürzen. Am 12. Mai haben wir eine Telefonkonferenz mit Herrn Grauer geführt, ihm unsere Pläne mitgeteilt. Wir sagten deutlich, dass wir ihn und die Narrhalla sehr gern dabeihätten. Er meinte, er müsste sich mit den Gremien besprechen."

Am 16. Mai bekam das Deutsche Theater Post vom Narrhalla-Präsidenten. In dem Brief stand laut Steer, dass es der Faschingsgesellschaft in diesen zwei Wochen zeitlich nicht passt. "Ich dachte", so der Theater-Chef, "dann kann es ihm nicht so wichtig sein mit der Soirée, wenn ihm irgendein Kinderfasching wichtiger ist." Steer bot ihm sogar noch den Montag vor Rosenmontag an, alle anderen Abende waren mit anderen Bällen sofort belegt. Darauf soll Grauer gesagt haben, dass er keinen Montag als Narrhalla-Tag möchte, sondern den Samstag vorziehe.
Steer: "Am Samstag ist aber der Ball der Nationen, das geht bei bestem Willen nicht." Narrhalla-Präsident Grauer räumt ein, dass es vielleicht „ein paar Missverständnisse gab“. Steer betont, dass er immer noch einlenken würde: "Privat würde ich mit Herrn Grauer kein Bier mehr trinken, aber den Narrhalla-Ball würde ich gern bei uns stattfinden lassen – an besagtem Montag.“ Ob es zum Happy End kommt? Es wäre narr(hall)isch schön.
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