Riesen-Demo für Mieterschutz in München: 10.000 Teilnehmer erwartet
München - An einem heißen Maitag fahren zehntausende Münchner nicht an den See – sondern gehen gegen das neue Polizeigesetz auf die Straße. An einem extrem verregneten Juli-Tag bleiben Zehntausende nicht auf dem Sofa im Trockenen – sondern gehen gegen Hetze auf die Straße. Für Münchner Verhältnisse ist das schon fast ein Sommer des Protests. Und er ist noch nicht vorbei.
"Ausspekuliert": Demonstranten in München fordern besseren Mieterschutz
Am Samstag geht es um das größte Problem dieser Stadt: die extreme Entwicklung auf dem Mietmarkt. Unter dem Motto "Ausspekuliert" fordern die Demonstranten einen besseren Mieterschutz. Die Route geht vom Mariahilfplatz in der Au (14 Uhr) über die Corneliusbrücke und den Gärtnerplatz, den Isartorplatz, die Maximilianstraße und die Ludwigstraße bis zum Geschwister-Scholl-Platz, wo etwa um 17 Uhr eine Abschlusskundgebung beginnen soll. Dort spielen G.Rag & die Landlergschwister, Roger von Blumentopf und der Münchner Kneipenchor.
Außerdem sollen "Mutmacher" und "Wutmacher", wie Maximilian Heisler von den Organisatoren es nennt, auftreten. Wütend sind von Verdrängung bedrohte Mieter, die berichten, was sie fürchten müssen. Mut machen sollen jene, die zum Abschluss erklären, wie man sich als Mieter wehren kann.
Mieter-Demo "Ausspekuliert" nicht als Anti-CSU-Protest
Auch Politiker sollen sprechen. Beziehungsweise konkrete Antworten geben. "Sobald einer ins Schwafeln kommt, fangen die Landlergschwister sofort an, Musik zu machen", erklärt Heisler das Konzept. Er und seine Mitstreiter setzen trotzdem auf Zusammenarbeit mit den Parteien nach dem Motto: Nur zusammen kann man das Mega-Problem bekämpfen.
Die großen Vorgänger-Demos wurden von vielen als Anti-CSU-Protest interpretiert. So will zumindest Heisler die Mieter-Demo nicht verstanden wissen. Man versteht sich als parteiunabhängig – und hat es so geschafft, fast 100 Initiativen hinter dem Aufruf zu versammeln. "Vom Gefühl her", sagt Heisler, "kommen am Samstag mehr als 10.000 Leute."
Das wäre ein sehr starkes Signal vor der Landtagswahl – zum vorläufigen Abschluss eines Münchner Demo-Sommers.
Hintergrund: Die Fälle sind zahlreich - die Stadt teils machtlos
Im großen AZ-Interview wirft Stadträtin und Mietervereinschefin Beatrix Zurek dem Freistaat außerdem vor, jahrelang Mieterschutz blockiert zu haben und erklärt, warum die Mietpreisbremse nicht funktioniert.
OB Dieter Reiter hat im Mai ein Reformpaket geschnürt, mit dem der Münchner Mietwahnsinn gebremst werden soll. Der Stadtrat beschloss daraufhin im Juli eine München-eigene kommunale Mietpreisbremse. Dies hat bundesweit für Aufsehehn gesorgt, kommt aber freilich nur Mietern von städtischen Wohnungen zugute.
Seit einigen Monaten trifft sich in München auch regelmäßig ein Mieterstammtisch, bei dem sich Betroffene von Verdrängung oder Luxussanierung austauschen. Ein Fall sind etwa die Bewohner eines Hauses in der Kirchenstraße in Haidhausen. Sie fürchten, dass sie bald ihr Haus verlassen müssen. Im Vorfeld der ausspekuliert-Demo erzählten außerdem Mieter aus Obergiesing, Sendling, Schwabing und Neuhausen, wie und warum sie im ihre Zuhause fürchten.
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